Auto

Die IAA sieht grün PS-Junkies auf Öko-Trip

Audi zeigt mit seinem E-Tron wie sportlich eine elektrifizierte Zukunft aussehen könnte.

Audi zeigt mit seinem E-Tron wie sportlich eine elektrifizierte Zukunft aussehen könnte.

(Foto: Markus Mechnich)

Die diesjährige IAA steht unter Strom. Alle großen Hersteller schwimmen auf der Öko-Welle. Aber es gibt sie noch, die Supersportwagen und PS-Monster.

Die Werber mögen Superlative. Der größte, der schnellste, der stärkste - so etwas kommt gut im Marketing und meist auch bei den Kunden. Nun hat eine Auto-Messe zwangsläufig einen werblichen Charakter, denn die Autokonzerne wollen der geneigten Kundschaft ihre neusten Produkte zeigen. Folgerichtig strotzt die IAA als größte Auto-Messe der Welt von Superlativen.

Doch in diesem Jahr ist so manches anders. Bei den großen Herstellern setzt man in der Krise und nach der Abwrackprämie voll auf die grüne Welle. Jeder größere Autobauer hat sich das Credo Effizienz und Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben. Ganze Hallen werden von diesem Thema bestimmt. Und vor allem: Die Autobauer haben auch echte Autos zu zeigen, die entweder elektrisch fahren oder zumindest sehr sparsam sind. Die Zeit der Lippenbekenntnisse scheint vorbei. Selbst die vielbeachtete Neuauflage des Trabi wird elektrisch bewegt.

BMW will die "Freude am Fahren" ökologisch vertretbar machen.

BMW will die "Freude am Fahren" ökologisch vertretbar machen.

(Foto: Markus Mechnich)

Los geht es am ersten Pressetag bei BMW. Sonst sind die Bayern ja nicht unbedingt als Öko-Enthusiasten verschrien. Doch in München hat man sich vorgenommen die "Freude am Fahren", eine hauseigene Tradition seit mehr als vierzig Jahren, künftig ökologisch vertretbar zu machen. Also rollt ein weißer X6 mit Hybridantrieb auf die Bühne. Dahinter formiert sich eine ganze Flotte von „Effcient-Dynamics“-Fahrzeugen, die Fahrspaß bei moderatem Verbrauch versprechen.

Große Show bei Mercedes

Das Glanzstück der Bayern ist der "Vision EffcientDynamics". Das anglizistische Wortungetüm steht für einen Sportwagen mit ausgesprochen geringem Verbrauch. Schick ist er auch noch. So könnte sportliches Autofahren also in de Zukunft aussehen. Für die Gegenwart gibt es den X1. Einer dieser Stadtgeländewagen, die in ihrer Dienstzeit außer ein paar Meter Feldweg wohl nie ein Stück unasphaltierte Straße befahren werden. Aber der X1 ist kleiner als seine Kollegen und kommt mit deutlich weniger Sprit aus.

Auf der IAA setzt main der Krise und nach der Abwrackprämie stark auf die grüne Welle.

Auf der IAA setzt main der Krise und nach der Abwrackprämie stark auf die grüne Welle.

(Foto: Markus Mechnich)

Mercedes zeigt gewohnheitsgemäß eine große Show und spielt auf dem Konzernstand mit der hauseigenen Tradition. Das Tradition verpflichtet haben sich aber auch die Schwaben zu Herzen genommen und zeigen einen Diesotto, einen selbstzündenden Benziner, eine Elektrofahrzeug-Studie mit dem E-Cell und eine Studie eines Wasserstoffautos, namens F-Cell. Letztere soll in zwei Jahren in Kleinserie gehen und schon im kommenden Jahr soll ein großangelegter Test die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge beweisen. Als Highlight unter den aktuellen Modellen ist der SLS AMG zu sehen. Ein Supersportwagen alter Schule mit 571 PS, der aber in einem atemberaubenden Design daherkommt und schon in zwei Jahren auch elektrifiziert werden soll. Premiere feiert mit dem E-Klasse T-Modell die Kombi-Version der oberen Mittelklasse.

VW zeigt Ein-Liter-Auto

Bei Volkswagen hat man sich guter alter Traditionen besonnen und das Ein-Liter-Auto neu erfunden. Das gab es bereits vor einigen Jahren, aber der L1 fährt mit Hybrid-Motor und emittiert nur 39 Gramm CO2. Anders als diese Studie ist der Drei-Liter-Polo schon Realität. BlueMotion heißt die grüne Welle bei VW. Diese spritsparenden Autos sind über alle Modellreihen mittlerweile zu haben. Der Polo kommt als BlueMotion-Variante mit 3,3 Liter Diesel aus. Dann gibt es noch die zukunftsweisende Studie "Up!", die als City-Mobil ebenso spritsparend sein soll. Diese ist nicht ganz neu, wird aber ständig weiterentwickelt und nähert sich Messe für Messe der Serie.

Opel setzt für die Zukunft große Hoffnungen in den neuen Astra.

Opel setzt für die Zukunft große Hoffnungen in den neuen Astra.

(Foto: Markus Mechnich)

Bei Opel hatte man bekanntlich ganz andere Probleme in jüngster Zeit. Direkt vor der IAA ist ein vorläufiger Durchbruch erzielt und der Verkauf an Magna beschlossen worden. Voller Vorfreude präsentiert der künftige Chef von „NewOpel“, Carl-Peter-Forster den neuen Astra. Er ist das wichtigste Auto der Rüsselsheimer und soll nicht weniger als die Zukunft des Unternehmens sichern. Das Modell hat in der Tat gutes Potenzial verlorenes Terrain für Opel zurück zu gewinnen. Passend in die Zeit gibt es ihn auch als Spritsparer namens Ecoflex. Zudem zeigt Opel mit dem Hybrideb Ampera ein serienreifes Familienfahrzeug, das im Berufsverkehr elektrisch von einer 16 kwh Lithium-Ionen-Batterie angetrieben wird und dank eines 4-Zylinder-Benzinmotors auch urlaubstauglich ist.

Zauberhafter Audi E-Tron

Auch Audi hat sich der elektrifizierten Zukunft verschrieben. Mit der Studie E-Tron zeigen die Ingolstädter wie sportlich eine solche aussehen könnte. Ein Sportwagen mit 313 PS verteilt auf vier Elektromotoren an den vier Rädern. Typisch Audi hat man es bis in kleinste Detail mit Effizienz genau genommen. Selbst Klimaanlage und LED-Scheinwerfer sind modifiziert worden und könnten so bald Einzug in andere Modelle halten. Das Design des Autos ist atemberaubend. Bis man so flott elektrisch unterwegs sein kann ist als reale Neuheit der Audi R8 als Cabrio-Version zu haben. Der Sportwagen dürfte einige Benzin-Enthusiasten zum Träumen bringen.

Bei Porsche will sich die Elektro-Zukunft noch nicht so einstellen. Aus Zuffenhausen kommen mit dem 911 Turbo, zwei Supersport-Versionen der 911er-Reihe und einem weiteren Sondermodell klassische Sportwagen mit viel PS und noch mehr Fahrspaß. Der neue Porsche-Chef Michael Macht zog derweil mit dem Tross der VW-Oberen brav von Pressekonferenz zu Pressekonferenz. Ein Indiz, dass Porsche mit dem neuen Chef im VW-Konzern verankert ist. Macht denkt übrigens auch über einen Hybrid-Sportwagen und mittelfristig auch über einen Elektrosportler nach. Auch die deutsche Sportwagen-Ikone wird wohl in naher Zukunft unter Strom gesetzt werden.

Nachfolger für die Ente

Natürlich stromern auch die zahlreichen übrigen Hersteller reichlich. Bei Peugeot zeigt man mit dem BB1 eine etwas eigenwillige gestaltete Studie eines City-Mobils. Aus dem nur 2,84 langen Auto steigen bei der Präsentation tatsächlich vier erwachsene Menschen aus. Dennoch kann man hoffen, dass ein elektrisches Stadtauto etwas hübscher zu gestalten ist. Bei Citroën zeigt man mit dem Revolte einen Erben des legendären 2CV, der Ente. Erst mal als Hybrid-Studie und später natürlich rein elektrisch fahrend. Aber viel Toyota bringt seinen erfolgreichen Hybrid-Motor jetzt  in weiteren Modellen zum Einsatz. Den Auftakt macht der Hybrid-Auris. Bis 2020 sollen alle Modelle teilweise elektrisch fahren.

Bei Citroën zeigt man mit dem Revolte einen Erben des legendären 2CV, der Ente.

Bei Citroën zeigt man mit dem Revolte einen Erben des legendären 2CV, der Ente.

(Foto: Markus Mechnich)

Den Sportwagen-Fans sei gesagt, dass es auch noch echte PS-Monster auf der IAA zu sehen gibt. So weit ist es in Frankfurt noch nicht gekommen, dass die Sportwagen vor der Tür stehen müssen. Ferrari zeigt mit dem 458 Italia einen Nachfolger für die Achtzylinder-Reihe. Michael Schumacher höchstpersönlich war zur Vorstellung des neuen Boliden angereist. Nebenan bei Maserati lässt es sich mit dem GranCabrio mit 440 PS offen und elegant reisen. Bei Melkus schließlich zeigt man eherne Sportwagentradition aus der DDR. Aber neben dem RS1000 steht mit dem RS2000 eine Neuauflage mit zeitgemäßer Technik. Ein schönes Stück Automobil der Kleinstfirma aus Dresden.

Man stimmt sich in Frankfurt auf ein schwieriges Jahr. 2010 wird hart, so ist allerorten zu hören. Die Autobranche strotzt immer noch vor Überkapazitäten und es noch nicht so ganz klar, ob ein wieder anziehender Export diese auffangen kann. Erst im übernächsten Jahr rechnen die Automanager wieder mit Verkaufszahlen wie vor der Wirtschaftskrise. Darum lassen sich die Autobauer weltweit so viel einfallen. Es wurde aber auch Zeit, möchte man sagen. Vor ein paar Jahren wurden Hybrid und Elektroantrieb noch als närrische Spielerei abgetan. Vielleicht kam die Krise für die deutschen Hersteller gerade noch rechtzeitig.

Quelle: ntv.de

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