Umweltfreundlicher Genuss Reisen ohne Auto
12.03.2008, 14:19 UhrDie Frage nach dem Klimaschutz wird beim Reisen immer wichtiger. Der weltweite Tourismus trägt nach Untersuchungen der Vereinten Nationen fünf Prozent zum weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß bei. Oft geht es in den Debatten darüber aber allein um Flugreisen, wie auf der Reisemesse ITB (5. bis 9. März) in Berlin deutlich wurde. Doch mit einem Anteil von 36 Prozent an der Treibhausgasproduktion im Tourismus liegen die übrigen Transportarten, etwa das Auto, dicht hinter dem Luftverkehr.
"Die Deutschen lieben ihr Auto und wollen im Urlaub nicht auf ihr eigenes Fahrzeug verzichten", sagt etwa Heinrich Beckmann von der Deutsche-Bahn-Tochter AutoZug. Er hat die jährlich rund 19 Millionen Urlaubsreisen in Deutschland im Visier, die per Auto erfolgen. Zu Beckmanns Leidwesen entfallen nur 0,5 Prozent davon auf die vergleichsweise klimafreundlichen Autoreisezüge. Denn der Klimaschutz spiele für die meisten Urlauber bei der Entscheidung über die Art der Anreise nur eine untergeordnete Rolle, sagt der Tourismus-Management-Experte Ege Eijgelaar von der Fachhochschule Eberswalde. Und das, obwohl den meisten die Existenz des Klimawandels bewusst sei.
"Genussmobilität" in den Alpen
Wie umweltschonendes Reisen in Europa aussehen kann, machen 22 Alpen-Orte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Slowenien, Italien und Frankreich mit zunehmendem Erfolg vor. Sie haben sich zu dem Verbund "Alpine Pearls" zusammengeschlossen und werben mit dem Stichwort "Genussmobilität". Die Anreise etwa nach Arosa, Interlaken oder Bad Reichenhall sei grundsätzlich mit Bus und Bahn möglich, erklärt Pearls-Präsident Peter Brandauer. Schon jetzt komme zum Beispiel ein Viertel der Gäste ohne eigenes Auto in den österreichischen Ort Werfenweng.
Bonusangebote wie die kostenlose Benutzung der Velotaxis sollen darüber hinaus diejenigen zum Umsteigen motivieren, die mit dem eigenen Wagen anreisen. "Wenn Du auch Deinem Auto Urlaub gönnst, dann bekommst Du viele schöne Dinge", sei der Anreiz, sagt Brandauer. In den Orten selbst seien alle Ziele ohne eigenes Auto erreichbar. Fußgängerzonen und autofreie Seitentäler gehörten ebenfalls zum Konzept. Auch bei Freizeitangeboten wie Mountainbiking, Wandern oder Schneeschuhtouren werde auf Klimafreundlichkeit geachtet.
Solche Angebote sind als Anreiz für einen nachhaltigen Urlaub wichtig. "Ich will Fernreisen nicht verteufeln", sagt Wolfgang Strasdas, Professor für Nachhaltigen Tourismus an der FH Eberswalde. Besser sei aber, gerade bei kurzen Urlauben Nahziele anzustreben.
Quelle: ntv.de