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Leon SC im Fitnessdress Seats scharfes Sportcoupé

17-Zoll-Felgen, getönte Seitenscheiben und Sportfahrwerk gehören in der Topversion FR zur Serienausstattung.

17-Zoll-Felgen, getönte Seitenscheiben und Sportfahrwerk gehören in der Topversion FR zur Serienausstattung.

(Foto: Holger Preiss)

Erstmals in der 14-jährigen Geschichte des Seat Leon gibt es jetzt ein Sportcoupé. Auf der Suche nach den jungen Käufern bieten die Spanier mit ihrer neuesten Kreation eine preiswerte Alternative zu bekannten Konkurrenzmodellen. Aber richtig Spaß macht erst die Topversion FR.

Um die Coupé-Linie zu schärfen, wurde die Heckscheibe stärker geneigt als beim Fünftürer.

Um die Coupé-Linie zu schärfen, wurde die Heckscheibe stärker geneigt als beim Fünftürer.

(Foto: Holger Preiss)

Vor Jahren noch hätte man kaum einen Pfifferling auf die spanische Autoschmiede Seat gegeben. Doch 1999 präsentierte man unter der Ägide von Volkswagen den Leon. Eine Alternative zum Golf, die preiswerter war und zeitweise unter dem Slogan "auto emocion" firmierte. Insgesamt ließen sich über die Jahre 1,2 Millionen Käufer emotionalisieren. Wirklich scharf wurde der Mittelklassewagen aber erst mit der neuesten Generation. Für ein junges Publikum haben die Spanier jetzt noch etwas nachgewürzt. Dabei ist jung nicht ausgedacht: Seat möchte vor allem die 24- bis 35-Jährigen mit dem Leon SC ansprechen.

Auf Sport gebürstet

Und das ist nicht abwegig, denn erstmals präsentieren die Spanier ein Sportcoupé im sogenannten A-Segment und erweitern damit konsequent die Leon-Familie, der im Herbst auch noch ein Kombi an die Seite gestellt wird. Der Leon SC ist gegenüber seinem fünftürigen Bruder um 35 Millimeter geschrumpft. Optisch streckt aber die eigenständige Fenstergrafik die 4,24 Meter lange Silhouette. Um dem Verlauf nach hinten mehr Kraft zu verleihen, wurde die Heckscheibe um 19 Grad stärker geneigt als beim Fünftürer. Auf einen steilen Anstieg der Schulterlinie wurde verzichtet, dafür gibt es aber die sich über die Radhäuser ziehende "Linea Dinamica" und einen über dem Seitenschweller herausgearbeiteten "Blister", der in einem leichten Bogen die Seitenspannung deutlich erhöht.

Sportlich gibt sich auch das Innenleben des Leon SC.

Sportlich gibt sich auch das Innenleben des Leon SC.

(Foto: Holger Preiss)

Auch im Innenraum setzt der SC deutlich auf Sport. So sind in allen Ausstattungslinien die Sportsitze in der Serienausstattung enthalten. Die gefallen durch die hohen Seitenwangen, angenehme Oberschenkelauflage und eine straffe Abstimmung, die aber auch auf langen Strecken keinen Augenblick den Komfort vermissen lässt. Die Armatur wird geprägt vom Dreieck, eben jener geometrischen Form, die schon die Außenhaut als prägendes Element die neue Designsprache von Seat unterstreicht.

Die Einstiegsmotorisierung für das Sportcoupé bietet der aus dem Hause VW stammende 1,2-Liter-Benziner mit 86 PS, einer Fünfganghandschaltung und einem Drehmoment von 160 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 178 km/h. Für den kleinsten Benziner werden 14.890 Euro aufgerufen. Mit dem Preis für die Magermotorisierung hängen die Spanier die Konkurrenz von Kia (Pro Ceed), Hyndai (i30 Coupé), Renault (Megan Coupé) und Opel (Astra GTC) gnadenlos ab und auch die Angebote aus dem Mutterhaus können hier nicht mithalten. Insgesamt schöpft Seat bei dem Golf Ableger aber mit vollen Händen aus dem VW-Regal. Bei den Benzinern reicht das Leistungsband von den eben erwähnten 86 PS bis hin zur Topversion mit 180 PS. Die Dieselaggregate gibt es mit 90 PS bis 184 PS.

Echten Fahrspaß gibt es im FR

Ab 23.890 Euro ist der Leon SC in der Ausstattungslinie FR kein Schnäppchen mehr, aber deutlich preiswerter als die Konkurrenz.

Ab 23.890 Euro ist der Leon SC in der Ausstattungslinie FR kein Schnäppchen mehr, aber deutlich preiswerter als die Konkurrenz.

Aber machen wir uns nichts vor: Echten Sportcoupé-Fahrspaß gibt es erst mit den Top-Motoren, die es ausschließlich mit dem Kürzel FR (Formula Racing) gibt. Hier prangt am Heck aber nicht nur der markante Doppelauspuff, es strafft sich auch der Preis. Für den Benziner werden 23.840 Euro fällig und den großen Diesel gibt es ab 26.760 Euro. Das mutet wuchtig an, liegt aber immer noch 3000 Euro unter dem Preis für einen dreitürigen Golf gleicher Couleur. Ein Opel Astra GTC Biturbo mit 195 PS würde sogar 5000 Euro mehr kosten. Bei den Franzosen und Koreanern gibt es derartige Parameter gar nicht.

Wer also echten Fahrspaß und nicht nur eine knackige Optik sucht, sollte durchaus überlegen, ob er sich für eines der Topaggregate in einem FR entscheidet. Zum einen rennt der Leon hier in knapp 7 Sekunden auf Tempo 100, wuchtet 250 Nm (Benziner) oder 380 Nm (Diesel) auf die Vorderachse und stürmt in der Spitze an die 230 km/h-Marke. Hinzu kommt, dass der Fahrer – und auch das gibt es ausschließlich im FR – über den Fahrmodischalter (Drive Profile) die Charakteristik der Lenkunterstützung, der Gasannahme und, wenn vorhanden, des Doppelkupplungsgetriebes (DSG) in vier Varianten modulieren kann: Eco, Comfort, Sport und Individual.

Außerdem lässt sich über das Drive Profile auch der Klang des Motors beeinflussen, der über einen Soundaktuator moduliert wird. Wer sich also im Sportmodus für den wuchtigen Tritt auf das Gaspedal entscheidet, wird neben einer von weiß auf rot wechselnden Ambientebeleuchtung auch eine kernige Untermalung für eine solche Gangart bekommen. Zudem kann sich der DSG-Fahrer an den Schaltpunkten freuen, die bei knapp 6000 U/min anliegen und die Fuhre ruckelfrei nach vorn katapultieren. Freude bereitet auch die neue elektromechanische Servolenkung, die ihre Unterstützung an der Geschwindigkeit orientiert und dank der sportlich direkten Übersetzung elegant wie ein Flamenco-Tänzer durch die Kehren fliegt.

Alltagstauglichkeit gefragt

Im Fond ist der Leon SC kein Raumwunder.

Im Fond ist der Leon SC kein Raumwunder.

Aber der Leon SC begeistert nicht nur durch seine Race-Attitüde. Der Spanier kann auch flüsterleise dahingleiten. Störfrequenzen sind dank sorgfältiger Dämmung im Innenraum nicht wahrzunehmen. Der Verbrauch wird ab Werk je nach Getriebe mit 5,7 bis 5,9 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Auf der ersten Testfahrt zog der Top-Benziner mit DSG 6,6 Liter aus dem Tank, was wohl auch der Start-Stopp-Automatik (die es nicht für die Einstiegsmodelle gibt) und der im Eco-Modus verfügbaren Freilauffunktion geschuldet ist. Der durchaus akzeptable Wert attestiert dem Coupé dann auch eine gewisse Alltagstauglichkeit.

Die war im Übrigen auch ein wichtiges Kriterium für die Autobauer aus Martorell und spiegelt sich unter anderen in einem Kofferraum wider, der das gleiche Volumen (380 – 1150 Liter) wie der Fünftürer hat. Ab der Ausstattungslinie Reference lässt sich die Rückbank im Verhältnis 60:40 umlegen und ISOFIX-Kindersitz-Sicherungssysteme in der zweiten Reihe könnten auch junge Eltern zum Kauf bewegen. Erwachsenen dürfte der Einstieg in den Fond allerdings schwerfallen. In der zweiten Reihe haben die nicht nur mit mangelnder Kopffreiheit und einer zu schmalen Sitzbank zu kämpfen. Auch die Knie werden auf langen Fahrten unangenehm an den Vordersitzen schubbern.

Letztlich will der SC aber kein Raumwunder sein, sondern ein qualitativ hochwertiger Spaßmacher zu einem angemessenen Preis. Und diese Kriterien erfüllt er zweifelsohne.

Quelle: ntv.de

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