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Japans neue Emotionen Sportive Gefühlswallungen aus Nippon

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(Foto: picture alliance / dpa)

Japans Autobauer stecken in der Krise. Über Jahre haben sie auf preiswerte Massenware ohne Emotionen gesetzt. Gerade die sind es aber, die die Autokäufer begeistern. Jetzt wollen die Hersteller aus Nippon wieder Gefühle sprechen lassen.

Die Japaner sind ein beherrschtes Volk. Übersteigerte Emotionen sind den Menschen im Land der aufgehenden Sonne fremd. Ruhe und ein Lächeln sollen alle Probleme lösen. Doch es sind gerade die fehlenden Gemütsbewegungen, die die größte Autonation der Welt - rechnet man hier nach Stückzahlen - in eine Imagekrise gestürzt haben. Technisch sind die Fahrzeuge ohne Mängel. Gelten doch die Hersteller aus Nippon als mindestens genauso technikverliebt wie die Deutschen. Wenn da nur nicht diese langweilige Massenware wäre.

In Europa schwindet die Kundschaft, wechselt wieder zur heimatlichen Konkurrenz oder gar zu den Koreanern, deren Fahrzeuge immer interessanter werden, weil die erkannt haben, dass Autos neben Qualität auch Gefühle vermitteln müssen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Nordamerika. Nicht zuletzt nach der Pannenserie von Toyota hat man auch dort den Wert und die Kompetenz der eigenen Autoindustrie neu entdeckt. Wäre da nicht der riesige chinesische Markt, hätten die japanischen Hersteller ein echtes Problem.

Kurswechsel in Nippon

Der GT 86 ist der Restart der Sportlichkeit bei Toyota.

Der GT 86 ist der Restart der Sportlichkeit bei Toyota.

Unterdessen ist man aber bereit, den eingeschlagenen Kurs zu ändern. Selbst in den Chefetagen wird beteuert, dass es sich auch hier um echte Autoliebhaber mit Gefühl handelt. Jetzt muss aber eine sichtbare Imagekorrektur her. Und was trägt automotive Emotionen am besten? Richtig: Sportwagen, Supersportwagen. Wer es sich also leisten kann, setzt sein Augenmerk verstärkt auf dieses Segment.

Subaru und Toyota lassen das gemeinsam entwickelte Sportcoupé auf den Markt rollen. Bei Toyota heißt er GT 86, Subaru nennt es schlicht BRZ. Die Zutaten zu diesem Sportwagen-Rezept sind leicht und bekömmlich wie Sushi: Boxermotor, Hinterradantrieb, niedriges Gewicht und vor allem ein bezahlbarer Preis. Während der GT 86 an alte Traditionen eines 2000 GT oder Celicia anknüpft, ist der BRZ nach langer Geheimniskrämerei ein neues Segment, in das der Allradspezialist stoßen will. Entwickelt wurde das Sportcoupé gemeinsam. Wobei Subaru vor allem den neuen 2,0-Liter-Boxermotor mit 200 PS beisteuert. Dass Toyota aber den GT 86 ab Sommer öfter verkaufen wird, steht außer Frage. Zumal hier der Preis schon steht: 29.990 Euro.

Mazda hält seinen Roadster MX-5 regelmäßig mit neuen Sondermodellen jung.

Mazda hält seinen Roadster MX-5 regelmäßig mit neuen Sondermodellen jung.

Leistbare Emotionen haben auch bei Mazda Tradition. Das beweist der Kultroadster MX-5, an dessen Nachfolger intensiv gewerkelt wird. Doch bevor es 2013 soweit ist, überraschen die Japaner ihre Fans mit einem weiteren Sondermodell des MX-5. Hier schöpft Mazda erneut aus dem Vollen. Mit havannabraunen Ledersitzen soll der exklusive Mazda Assoziationen an edle Zigarren-Lounges wecken. Darauf deutet auch der Beiname Hamaki – japanisch für die dicken braunen Glimmstängel – hin. Zur Ausstattung zählen unter anderem Sitzheizung, Navigationssystem, 17-Zoll-Felgen und Innenraumzierteile in Klavierlackoptik. Den Antrieb übernimmt ein 126 PS starker 1,8-Liter-Benziner. Die Preise starten bei 23.690 Euro für die Version mit Stoffdach. Wer das ganzjahrestaugliche Kunststoff-Klappdach wählt, zahlt 25.290 Euro.

Nicht kleckern, sondern klotzen

Es geht aber auch richtig abgehoben. Toyotas Edeltochter Lexus gibt sich nicht mit Kleinkram ab. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Die Gegner, die ins Visier genommen werden, heißen: Porsche, Ferrari, Aston Martin und Co. Die von Lexus bereits in Detroit vorgestellte Studie LF-LC lässt tief blicken. Der Supersportler soll unterhalb des LF-A angesiedelt sein und bietet auch hinten Platz für zwei Passagiere, wenngleich der 2+2-Sitzer im Fond bestenfalls Kindern Raum bietet. Unter der Haube dürfte die Antriebstechnik des neuen GS 450h zum Einsatz kommen. Der 3,5-Liter V6 leistet dort in Kombination mit einem Elektromotor insgesamt 343 PS. Genug also, um gegen einen Porsche Cayman anzustinken.

In Tokio sorgte bereits die Präsentation des Lexus LFA für Wallungen.

In Tokio sorgte bereits die Präsentation des Lexus LFA für Wallungen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nissan-Premiumtochter Infiniti behauptet zwar, beim futuristischen Emerg-E sei an Serie nicht zu denken, aber wenn nicht das, kommt wohl ein anderer Pulsbeschleuniger. Wie für Mittelmotorsportler typisch, trägt der Emerg-E eine kurze Nase, ein flaches Dach und ein hohes Heck, ergänzt durch die klassische Keilform. An jedem Rad tut ein Elektromotor mit 204 PS seinen Dienst, so dass insgesamt 408 PS zur Verfügung stehen.

Die Reichweite im Elektrobetrieb soll bei rund 50 Kilometern liegen. Ist der an der Steckdose gezapfte Vorrat erschöpft, produziert ein 1,2 Liter großer Dreizylinderbenziner Nachschub für weitere 430 Kilometer Fahrt. Nissan hat aber den Vorteil, seit 2008 noch einen echten Sportler im Programm zu haben: den 370Z. Angetrieben wird der durch einen 328 PS starken V6-Benziner, der Preis startet bei 38.750 Euro.

Honda feiert Comeback mit dem NSX

Auch Honda findet zu seinen emotionalen Wurzeln zurück. Die Aussicht, dass es einen neuen NSX gibt, wird von den Fans als Comeback des Fernost-Ferraris gefeiert. Wie sein zwischen 1990 und 2005 gebauter Vorgänger soll der neue NSX dank Alukarosserie besonders leicht sein. Ebenso bleibt es beim Mittelmotor. Zum Einsatz kommt aber nicht mehr ein V6, sondern ein deutlich stärkerer V10-Benziner mit mindestens 500 PS, der seine unbändige Kraft gleichmäßig auf alle vier Räder verteilen soll. Als Preis für die Rennmaschine sind rund 150.000 Euro im Gespräch.

Emotionen werden also in Japan wieder großgeschrieben und wenn es dann noch gelingt, diese Gefühle auf alltagstaugliche Autos zu übertragen, steht einem erneuten Boom von Fahrzeugen aus Nippon nichts im Weg.

Quelle: ntv.de

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