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Jeep Grand Cherokee Diesel Sprintet flinker als der V8

Nun auch als Diesel erhältlich: der Jeep Grand Cherokee.

Nun auch als Diesel erhältlich: der Jeep Grand Cherokee.

(Foto: Thomas Starck)

Jeep will im SUV-Markt ganz oben mitspielen. Deshalb legen die Amerikaner einen Cherokee-Diesel nach. Wie seine Benziner-Kollegen auch gibt er sich als moderner Luxus-SUV, der das Klettern nicht verlernt hat.

Fünf Monate nach der Präsentation des neuen Jeep Grand Cherokee in zwei Benziner-Varianten legt der US-Geländewagenspezialist nach: Die für Europa besonders wichtige Diesel-Version hat drei Liter Hubraum und wahlweise 190 PS oder 241 PS.

Im Geländewagen-Segment, wo in Deutschland zuletzt fast 300.000 Fahrzeuge neu zugelassen wurden, ist für die Anbieter ein leistungsfähiger und wirtschaftlicher Selbstzünder ein "Muss". Je nach Marke und Modellreihe betragen die Anteile der Fahrzeuge mit Dieselantrieb 90 Prozent und mehr. Wie angesagt selbst große SUV wieder sind, zeigt die Tatsache, dass Jeep auch ohne ein Dieselangebot für den neuen Grand Cherokee den Absatz des Modells in 2010 um mehr als vier Prozent steigern konnte.

Je höherwertig ein SUV im Markt positioniert ist, desto mehr muss es den Spagat zwischen Gelände und Straße beherrschen. Obwohl der Grand Cherokee ebenso wie seine Hauptwettbewerber VW Tiguan, Mercedes M-Klasse oder Range Rover Sport optional über ausgefeilte Offroad-Technik verfügt, werden die Fahrzeuge nur selten jenseits der Straße bewegt. Hoher Komfort auf dem Boulevard und auf Reisen ist für die Insassen meist wichtiger. Deshalb ist der neue Grand Cherokee gezielt auf edles Ambiete und limousinen-nahe Fahreigenschaften auf dem Asphalt hin konstruiert worden.

Diesel jetzt aus dem Fiat-Regal

Der Grand Cherokee hat einen Sechszylinder-Diesel unter der Haube.

Der Grand Cherokee hat einen Sechszylinder-Diesel unter der Haube.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Natürlich muss auch der Dieselmotor diese Qualitätsanforderungen erfüllen – und die Latte hängt hoch. Solide Sechszylinder-Diesel aus dem Hause Daimler trieben die Grand Cherokees zu Zeiten der Liäson zwischen Jeep-Mutter Chrysler und dem deutschen Konzern an. Jetzt bestimmt Fiat, welche Route Jeep einschlägt und so ist es folgerichtig, dass ein Multijet-II-Motor aus italienischer Produktion die Nagelprobe mit dem großen Indianer bestehen muss. Das Aggregat hat ebenfalls sechs Zylinder (in 60 Grad V-Form angeordnet) und je nach Leistungsstufe 440 oder 550 Newtonmeter Drehmoment.

Die satte Portion Premium, die Fiat dem Spitzen-Jeep verordnet hat, ist an der reichlichen Verwendung von Chrom außen und hochwertigen Materialien innen zu erkennen. Das Karosseriedesign mit hoher Schulter und schmalen Fensterflächen passt in die Optik moderner Luxus-SUV, die Eigenständigkeit des Jeeps wahren das Front-Design mit dem aus sieben senkrechten Schlitzen bestehenden charakteristischen Kühlergrill sowie die eckig ausgeführten Radhäuser. Schnödes Hartplastik ist großflächig durch griffsympathische Kunststoffe ersetzt, fein gemaserte Holzeinlagen und Lederverkleidung mit Kontrastnähten vermitteln ein stimmiges Bild hochklassiger Beförderung. Nur ist blankes Metall nicht an allen Stellen sinnvoll: Die dicken Einfassungen der seitlichen Lüftungs-Ausströmer führen zu störenden Reflexen im linken Außenspiegel.

Obwohl der neue Grand Cherokee in Länge und Breite jeweils sieben Zentimeter gegenüber dem Vorgänger zulegte, wirkt er nicht so wuchtig wie viele seiner Mitbewerber. Für ein Leichtbau-Mobil sollte man den Allradler dennoch nicht halten: Wenigstens 2350 Kilogramm Leergewicht zeigt die Waage, inklusive Insassen und deren Gepäck dürfen es 2950 Kilo Gesamtgewicht werden. Die wollen angemessen in Schwung gebracht werden. Im ersten Fahrtest meisterte die V6-Diesel die Aufgabe souverän, sieht man einmal davon ab, dass die Umsetzung des Gasbefehls noch eine Idee spontaner erfolgen konnte. Nicht zuletzt ist für diese Frage das Getriebe zuständig, und da wünschte man sich eine alsbaldige Renovierung. Wohl bis Anfang 2012 gibt es keinen sechsten Gang, erst dann wird die betagte Fünfgang-Schaltbox durch die von der Konkurrenz schon gern verwendete ZF-Achtgang-Automatik ersetzt. Dass es für das aktuelle Getriebe keine Schaltpaddel am Lenkrad gibt, ist kein Mangel, denn in dieser Fahrzeugklasse zählen sie eher zu den Gimmicks.

Fahrkomfort dank Einzelradaufhängung

Ist der Schub erstmal da, geht es zügig vorwärts. Der Hersteller verspricht 8,2 Sekunden von Null auf Hundert, was eine glatte halbe Sekunde schneller ist, als der große V8-Benziner zu sprinten vermag. Der hat zwar gut 110 PS mehr, aber erst bei 5200 Umdrehungen. Der fette Diesel dagegen macht 30 Newtonmeter mehr schon ab 1800 Umdrehungen locker, da gehen auch 2,3 Tonnen druckvoll auf die Reise. Der Geräuschkomfort ist gut und die dieseltypische Schallkulisse so unterschwellig, dass niemand den Daimler-Diesel von einst vermissen muss. Unabhängig von der Leistungsstufe sollen beide Varianten im Schnitt (EU-Norm) mit 8,3 Liter Kraftstoff auskommen. Bei der überwiegend in gemütlichem Tempo absolvierten Testfahrt zeigte der Bordcomputer knapp mehr als neun Liter.

Ein anderes Erbstück aus der vermeintlichem Liebesehe des deutsch-amerikanischen Konzerns ist die Plattform der Mercedes M-Klasse, der Jeep Karosserie und Antrieb übergestülpt hat. Mit der Bodengruppe erhielt der Grand Cherokee zum ersten Mal Einzelradaufhängung, die sich optional mit einer höhenverstellbaren Luftfederung kombinieren lässt. Denn das sollte man bei aller Behaglichkeit nicht vergessen: Der Grand Cherokee ist ein handfester Naturbursche, der das Klettern nicht verlernt hat. Wie beim Vorgänger lässt sich für Expeditionen in schweres Gelände die Frontschürze abnehmen, dann erreicht das luftgefederte Fahrzeug einen Böschungswinkel von 34 Grad vorn und 27 Grad hinten (26 Grad) sowie einen Rampenwinkel von 23 Grad. Damit lässt sich fast jede Hürde nehmen.

Auch die Diesel-Ausführung des Grand Cherokee wird in drei Ausstattungslinien angeboten, als Laredo, als Limited oder als Top-Version Overland. Schon die Basisversion verfügt über Nebelscheinwerfer, ein schlüsselloses Zugangssystem, Alarmanlage und Regensensor. Wer zur Overland-Ausrüstung greift, dem bleiben angesichts von Bi-Xenon mit Fernlicht-Automatik über das Festplatten-Navi mit Rückfahrkamera bis hin zum Nappalederbezug auf den Sitzen kaum noch Möglichkeiten, für Extras Geld auszugeben. Ein zuverlässiger Sonderposten ist jedoch die Metalliclackierung für 800 Euro.

Quelle: ntv.de

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