Auto

Neulich an der Tankstelle Taxifahrer, so freundlich

Taxis in Berlin. Der Service ist bisweilen noch ausbaufähig.

Taxis in Berlin. Der Service ist bisweilen noch ausbaufähig.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vom Liegenbleiben und der unglaublichen Hilfsbereitschaft der Berliner Taxifahrer. Ein enttäuschendes Erlebnis, aber hoffentlich nicht sinnbildlich.

Wir werden uns trennen müssen. Der Abschiedsschmerz wabert bereits tonnenschwer in meiner Brust, aber ich und mein 14 Jahre alter 5er Kombi sind gezwungen, uns voneinander zu verabschieden. Die Umweltzone fügt uns dieses Leid zu, die uns beide daran hindert, noch viele Kilometer gemeinsam zurückzulegen. Das Schicksal kann so grausam sein.

Zum Abschluss gönne ich uns beiden noch mal eine große Fahrt. Insgesamt rund 1500 Kilometer ganz in den Westen der Republik und wieder zurück. Es wird eine Abschiedstour werden. Zuvor fahre ich mit meinem treuen Gefährten, der mir so gut wie nie Probleme bereitet hat, noch einmal zur Tankstelle, um ihn fit zu machen. Volltanken, Luft nachfüllen, Wasser und Öl kontrollieren. Der Ort der letzten Pflege ist eine große Tankstelle in Berlins Mitte. Es ist abends 21 Uhr, und drinnen sitzen drei Taxifahrer und verbringen beim Plausch mit Kaffee in der gemütlichen Tanke ihre Pause. Auch nicht schlecht, denke ich.

Das Tanken ist bezahlt, also rüber zum Luftstand. Nachdem alle Wartungsarbeiten erledigt sind, will ich die Tanke wieder verlassen. Doch dann, oh Schreck, nur noch ein laues Leiern. Er hat lange gestanden, mein bayrischer Freund. Jetzt geht ihm die Batterie-Puste aus. Gut, denke ich. Zum Glück stehe ich ja an einer Tankstelle und habe ein Überbrückungskabel dabei. Kein Problem.

"Nee, kann ich nicht machen"

Die Taxifahrer beenden gerade ihre Pause. Was für ein Glück, denke ich noch, bevor ich den ersten der beiden graumelierten, älteren Herren anspreche. "Könnten Sie mich gerade mal überbrücken? Mein Auto steht da drüben und ich habe ein Überbrückungskabel dabei." Ein kurzes Schweigen, dann kommt: "Nee, kann ich nicht machen." "Warum", frage ich. "Es dauert nur eine Minute. Mein Auto steht gerade zehn Meter entfernt." "Nee, geht nicht." Tür zu und weggefahren ist er. Gab wohl auch keine Begründung. Etwas verdutzt stehe ich da. Na gut, sein Kollege fährt gerade an. Ich winke, und er bleibt stehen. Aber auf meine Frage kommt dasselbe "Nee, kann ich nicht machen." Auf die Nachfrage dasselbe "Geht nicht."

Nicht wirklich verwunderlich.

Nicht wirklich verwunderlich.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Es hätte nur eine Minute gedauert und die beiden hätten wirklich etwas gegen den schlechten Ruf der Berliner Taxifahrer tun können. Zeitnot kann es nicht gewesen sein, schließlich saßen beide rund 20 Minuten lang in der Tanke beim Kaffee. Ich bin entsetzt, fühle mich so, als ob ich den beiden gerne noch mannigfaltige Schimpfworte hinterherbrüllen sollte. Aber was bringt das schon? Ich bin einfach nur erschüttert über eine solche Ignoranz.

Berliner Freundlichkeit

Schließlich spreche ich einen jungen Herrn in einem grünen Range Rover an. Er zeigt sich äußerst hilfsbereit und hilft mir in meiner misslichen Lage, denn die Tankstelle hatte sich bereits merklich geleert. Und an den heutigen Tankstellen selbst braucht man ja nach Pannenhilfe nicht mehr zu fragen. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei dem jungen Mann bedanken.

Den beiden Taxifahrer möchte ich aber mitteilen: Genau solche Leute wie Sie sind das Problem in unserer Gesellschaft. Was ist denn von einem Dienstleistungsgewerbe zu halten, bei dem selbst diese minimalste Hilfe-Leistung nicht erbracht wird? Wäre ja nicht umsonst gewesen. Es ist genau dieser Egoismus, der unsere Gesellschaft kalt und unbarmherzig erscheinen lässt.

Ich bin übrigens überzeugt, dass mich ausländische Droschkenfahrer so nicht hätten stehen lassen. Der Vorfall wird sich in jedem Fall massiv auf das Trinkgeld bei meiner nächsten Taxifahrt auswirken. Berlin bleibt halt Berlin, das kannste nüscht dran machen.

Die Abschiedstour verlief übrigens weitgehend problemlos. Das Lager am Kompressor der Klimaanlage ging kaputt. Eine böse Geräuschkulisse war die Folge. Doch ein beherzter Schnitt durch den den Kompressor antreibenden Keilriemen löste das Problem. Der Rest der Tour brachte einen sagenhaft niedrigen Benzinverbrauch. Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen. Ach, könnte ich ihn doch nachrüsten. Wir würden wie Lucky Luke und Jolly Jumper gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Vielleicht mache ich noch eine Abschiedstour, bevor ich meinen guten Kameraden verkaufe.

Quelle: ntv.de

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