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Modellpflege bei BMWs 7er Top-Komfort - ganz sicher

Hochkultur auf Rädern: So möchte BMW seine neue Top-Limousine verstanden wissen.

Hochkultur auf Rädern: So möchte BMW seine neue Top-Limousine verstanden wissen.

(Foto: Richard Newton)

BMW wappnet sich gegen die neue S-Klasse und frischt rechtzeitig seine große Limousine auf. Der neue 7er besticht weniger durch äußerliche Neuerungen als durch Änderungen im Innenraum und unter der Haube. Und wer es braucht, der kriegt das Schiff gepanzert.

Wenn der runderneuerte 7er von BMW Ende des Monats in Deutschland in den Handel geht, soll er wichtiges Terrain für den Herbst abstecken. Dann wird Mercedes nämlich seine neue S-Klasse vorstellen. Die Münchner wollen ihr Spitzenprodukt bis dahin sicher in Stellung gebracht haben.

Als Hauptscheinwerfer bietet BMW jetzt - gegen Aufpreis - Voll-LED-Leuchteinheiten an.

Als Hauptscheinwerfer bietet BMW jetzt - gegen Aufpreis - Voll-LED-Leuchteinheiten an.

(Foto: Richard Newton)

Laut BMW-Vorstand Dr. Klaus Draeger hat das Unternehmen die fünfte Generation der großen Limousine "fit gemacht für den zweiten Lebenszyklus". Sieht man sich die weltweiten Verkaufszahlen an, könnte der Aufwand gar nicht nötig gewesen sein, denn seit Anfang des Jahres konnte der Hersteller schon eine Reihe von Verkaufsrekorden für die Baureihe melden - auch ohne Modellpflege.

Kein Wunder also, dass die sichtbaren Änderungen sehr bescheiden ausgefallen sind. Am prägnantesten sind wohl die neuen LED-Hauptscheinwerfer mit den markentypischen Corona-Ringen. Dass die BMW-Niere nunmehr neun statt vormals zwölf Streben hat, dürfte wohl nur ganz genauen Beobachtern auffallen. In der Seitenansicht ist der in den unteren Teil des Außenspiegels integrierte Blinker markant.

Ein beträchtlicher Teil des 7er-Volumens wird mit verlängertem Radstand ausgeliefert.

Ein beträchtlicher Teil des 7er-Volumens wird mit verlängertem Radstand ausgeliefert.

(Foto: Richard Newton)

Wichtiger als die äußere Optik sind den Entwicklern die Änderungen im Innern und bei den Antrieben. Beispielsweise ist für den Siebener jetzt ein multifunktionales Instrumentendisplay zu haben, dessen Anzeigemodi sich an das gewählte Fahrprogramm anpassen. Von traditionellen Skalen bis hin zu reduzierter Grafik in den Sport- und Eco-Programmen kann der Fahrer die ihm liebste Optik selbst bestimmen.

Einstieg ab 258 PS

Während dies ebenso wie die LED-Scheinwerfer eine kostenpflichtige Sonderausstattung ist, kommen die Weiterentwicklungen bei den Antrieben allen Kunden zugute. Die zur Auswahl stehenden Sechs-, Acht- und Zwölfzylinder-Modelle verfügen alle über eine Start-Stopp-Funktion, Bremsenergierückgewinnung und Fahrerlebnisschalter. Der Eco-Pro-Modus, der das Energie-Management im Fahrzeug besonders effizient gestaltet, erstreckt sich mit Ausnahme des 760i ebenfalls auf alle Modelle.

Gediegener Komfort und edle Materialien: So schätzen die Kunden ihren 7er.

Gediegener Komfort und edle Materialien: So schätzen die Kunden ihren 7er.

(Foto: Axel F. Busse)

Auf der Benziner-Seite markiert das Modell 740i den Einstieg in die 7er-Welt. Das Fahrzeug hat 320 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment, die wie bei allen anderen Siebenern mittels Achtgang-Automatik auf die Straße gebracht werden. Mit 258 PS müssen sich die Käufer des Einstiegsdiesels begnügen, können aber beim Spurt aus 560 Newtonmetern Durchzugskraft schöpfen. Das Modell 730d ist mit einem Preis von 74.900 Euro der günstigste 7er - sofern das Wort "günstig" bei solch einer Summe angebracht erscheint.

Ebenfalls modifiziert wurde die Hybridversion des großen BMWs. Der Kombiantrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor ist laut Draeger "nun ein Vollhybrid", der auch rein elektrisch fahren kann. Die Systemleistung wurde auf 354 PS geschraubt, im Verbrauch nach EU-Norm erzielte das Fahrzeug einen Wert von 6,8 Litern je 100 Kilometer. Trotz des gering erscheinenden Durstes dürfte dem Auto in Deutschland kein großer Erfolg beschieden sein, hierzulande greift man lieber zum Diesel. In der Selbstzünderfraktion fährt sogar das neue Topaggregat mit 381 PS noch um 0,4 Liter günstiger über den Prüfstand.

Zwei Drittel für China und USA

Die programmierbaren TFT-Instrumente können einzelne Tempobereiche akzentuieren.

Die programmierbaren TFT-Instrumente können einzelne Tempobereiche akzentuieren.

(Foto: Richard Newton)

Doch für BMW und den 7er ist Deutschland auch nur noch ein Markt unter vielen, denn mehr als zwei Drittel des Volumens werden nach China und in die USA verkauft. Im fernen Osten sind es die langen Karosserieversionen, die die Kunden begeistern, in den USA wird aus Umweltgründen gern Hybrid gefahren.

Die ersten Testkilometer mit der Münchner Top-Limousine blieben erwartungsgemäß von Überraschungen frei. Souveräne Kraftentfaltung ließ sich ebenso erleben, wie das Vergnügen, in erlesenem Ambiente gemütlich zu cruisen. Die Geräuschdämmung ist vorbildlich, die Funktionalität der Handhabung ebenfalls. Die nunmehr serienmäßig luftgefederte Hinterachse lässt die fondorientierte Kundschaft künftig noch sanfter über Unebenheiten gleiten. Warum ein Hybrid zum Beispiel einem 450 PS starken Achtzylinder vorzuziehen sei, ließ sich auf diesen Fahrten freilich nicht belegen. Der Bordcomputer des Hybrids zeigte am Ende der Testfahrt neun Liter Verbrauch, der 750i parkte bei fast gleichem Streckenprofil mit 10,8 Litern ein.

In Russland wählen die Kunden gern mal ein Modell mit Panzerung.

In Russland wählen die Kunden gern mal ein Modell mit Panzerung.

(Foto: Richard Newton)

Die Präsentation des neuen Modells im russischen St. Petersburg offenbarte aber auch, dass es bei der Beurteilung von Luxus-Limousinen nicht nur um das feinste Leder, das edelste Holz und reichlich Motorleistung geht.

Auch die Frage der Beschussfestigkeit kann für spezielle Kunden von Belang sein, besonders in einem Markt, wo der Anteil der gepanzerten Limousinen am gesamten Verkaufsvolumen des Siebeners weltweit am höchsten ist. Zwar ist BMW offiziell sehr sparsam mit Informationen über die High-Security-Modelle, doch wer davon ausgeht, dass etwa die Hälfte der zwischen St. Petersburg und Wladiwostok verkauften Spitzen-BMWs gegen Angriffe mit Handfeuerwaffen oder Sprengladungen immun sind, liegt sicher nicht falsch.

Preis kann sich leicht verdoppeln

Für russische Kunden mit hohem Sicherheitsbedürfnis bietet BMW außerhalb der offiziell zertifizierten Sicherheitsstandards auch eine spezielle Panzerung an, die Sicherheit gegen Beschuss mit dem AK 47-Sturmgewehr, weltweit besser bekannt als Kalaschnikow, bietet. Von Kevlar-Matten bis zu Stahlplatten findet alles Verwendung, was ein Projektil aufzuhalten verspricht, das Glas der Seitenscheiben kann im Einzelfall bis zu 60 Millimeter dick sein.

Klar, dass der Begriff Panzer bei diesen Autos nicht nur etwas über die Sicherheit der Insassen, sondern auch etwas über das Gewicht des Fahrzeugs aussagt. In der höchsten Sicherheitsstufe kann die zusätzliche Last auf den Rädern schon die Größenordnung eines Mittelklassewagens annehmen, so dass am Ende zwischen 3,5 und 3,7 Tonnen in der Zulassung stehen.

Die Kosten solch eines Aufwands rangieren aus Sicht der Kunden dieser Autos meist weit hinter denen des Sicherheitsgewinns. Das diskrete Geschäft mit der Bedrohung ist aber auch für den Hersteller sehr einträglich. Ein BMW 760iL High Security kann schnell mehr als das Doppelte des ursprünglichen Listenpreises kosten.

Quelle: ntv.de

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