Der Unterschied ist Up? VW ruft den Zwergenkampf aus
25.04.2012, 14:16 Uhr
Volkswagen hat unter seinem Dach den Kampf der Kleinsten ausgerufen. Mit dem Up wollten die Wolfsburger "das Autofahren demokratisieren". Nun schickt man auch die Brüder der Konzerntöchter Seat und Skoda auf den deutschen Markt. Doch was unterscheidet die drei Cityflitzer voneinander?
Während der VW Up in die Fußstapfen des Lupo und des glücklosen Fox tritt, wagt man sich bei Skoda auf ganz neues Terrain. Bis dato hatten die Tschechen noch keinen Kleinstwagen im Angebot. Anders bei Seat: Die Spanier brachten mit dem Arosa bereits vor acht Jahren einen Straßenzwerg auf dem Markt. 2004 wurde die Produktion wegen mangelnder Nachfrage eingestellt. Der Fox wurde bis 2011 produziert, war aber auch kein Kracher.
Jetzt rückt VW angesichts eines immer stärker wachsenden Kleinstwagenmarktes gleich mit einer Flotte an. Bis zum Jahr 2020 soll der Marktanteil 12 Prozent ausmachen. Und bei Skoda und Seat soll ein kleines ökonomisches Auto jetzt richtig gut ins Portfolio passen.
Alles für alle
Doch was unterscheidet die Brüder wirklich voneinander? Der Preis! Richtig: Während für den Up mindestens 9850 Euro fällig werden, beginnen die Preise beim Skoda Citigo bei 9480 Euro und den Seat Mii gibt es - allerdings als einzigen des Trios in der Grundausstattung ohne Servolenkung - sogar schon für 8890 Euro. Dabei ist der Spanier nicht mal ein echtes "Auto Emoción", denn der Kleine wird bereits seit November 2011 im slowakischen Bratislava gefertigt. Auch der Citigo ist in Tschechien schon seit einem Jahr zu haben. In Deutschland werden beide Modelle ab Mai bei den Händlern stehen.
Wie seine Konzernbrüder bietet der Mii als Dreitürer auf gut 3,50 Metern Länge Platz für vier Personen. Der Kofferraum fasst wie im Citigo und Up zwischen 251 und 951 Liter Gepäck. Gleiches gilt für die Motoren. In allen drei Modellen sorgen in der Basis zwei 1,0-Liter-Dreizylindermotoren für den Vortrieb. Sie leisten 60 und 75 PS. Den Durchschnittsverbrauch geben VW, Skoda und Seat mit 4,5 beziehungsweise 4,7 Liter an. In einer speziellen Spritsparversion mit Start-Stopp-System sollen 4,2 Liter anfallen.
Da sämtliche Leistungsstufen unter 110 g CO2 je Kilometer ausstoßen, wird die Kfz-Steuer lediglich nach Hubraum berechnet – moderate 20 Euro pro Jahr erhebt der Staat. Besonderheit in der kleinsten Klasse ist das radargestützte Notbremssystem, das bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h Unfälle komplett verhindern oder zumindest ihre Folgen abschwächen soll. Allerdings wird es den Assistenten nur gegen Aufpreis geben.
Ebenfalls bei allen Modellen an Bord ist das elektronische Stabilitätsprogramm inklusive ABS und elektronischem Bremskraftverstärker, verstellbarer Lenksäule, einer umklappbaren Rückbank, Front-Kopf-Thorax-Seitenairbags sowie Isofix-Verankerungen und Top-Tether-Befestigungen für Kindersitze. Gegen Aufpreis gibt es unter anderem elektrische Fensterheber oder Zentralverriegelung, aber auch Luxus wie Leichtmetallräder, Lederlenkrad und ein Sportfahrwerk.
Optik machen den Unterschied
Als zweiter nennenswerter Unterschied bleibt die Optik. Während den Mii ein trapezförmiger Kühlergrill ziert, der das verchromte S-Logo trägt und von zwei großen Scheinwerfern flankiert wird, ist der Skoda, dank seines markentypischen Lamellengrills und der verchromten Einfassung, als ein echter Tscheche zu erkennen.
Beim VW wirkt die Formgebung markentypisch reduziert. Von der aufwendigen Scheinwerferinnengrafik über die schwungvoll integrierten Außenspiegel bis zur großen, komplett dunkel getönten Heckklappe mit den auffälligen, seitlich positionierten Rückleuchten ist der Up konsequent durchgestylt und wirkt insgesamt etwas hochwertiger als die Kollegen. Seat als auch Skoda müssen hinten mit einem konventionellen Blechdeckel auskommen.
Selbst der Innenraum ist gleich
Das Interieur in Up, Citigo und Mii wirkt modern und zurückhaltend; die Sparbemühungen sind allerdings an vielen Stellen zu sehen. So ist die Türinnenseite nur teilweise mit Kunststoff ausgekleidet; es gibt viel Hartplastik. Allerdings ist die Verarbeitungsqualität den meisten Konkurrenzmodellen überlegen.
Vor dem Fahrer sitzt eine kompakte Instrumenteneinheit mit großem Tachometer; zahlreiche Zusatzinformationen sind in einem Digital-Display verborgen. Auf der Mittelkonsole ist eine Multimedia-Einheit positioniert, deren Navigationsfunktion sich leidlich intuitiv bedienen lässt.
Die einfach gehaltene Inneneinrichtung gibt keine Rätsel in puncto Bedienung auf. Die reine Funktionalität steht klar im Vordergrund. Doch letztlich unterscheiden sich die drei Modelle auch im Innenraum so gut wie gar nicht voneinander. Schalter, Lufteinlässe und Flaschenhalter in der Mittelkonsole sind identisch und auch Tacho und die Einbaueinheit für Radio und Klimaanlage sehen gleich aus.
Wer einen triftigen Grund bei der Entscheidung für eines der Modelle sucht, wird zwangsläufig am Preis oder am Image der Marken hängen bleiben, denn alles andere ist Gleichmacherei. Ob sich VW mit einer derartigen Modellpolitik einen Gefallen tut kann nur abgewartet werden.
Auf jeden Fall ist sie auch etwas erschreckend, denn es legt den Verdacht nah, dass die Wolfsburger beim Einsatz des modularen Quer- und Längsbaukastens in Zukunft die Möglichkeiten für die Individualisierung der einzelnen Fahrzeuge weiter verwässern werden.
Quelle: ntv.de