Auto

Rüsselsheim schielt nach Wolfsburg Viel Neues am Opel Astra

Nun auch offiziell in Deutschland erhältlich: der Stufenheck-Astra.

Nun auch offiziell in Deutschland erhältlich: der Stufenheck-Astra.

(Foto: Axel F. Busse)

Präzises Timing kann auch in der Automobilbranche ein Schlüssel zum Erfolg sein. Kein Wunder also, dass Opel just am Vortag der Golf-Weltpremiere seine erneuerte Astra-Familie vorstellt. Erstmals offiziell dabei: Eine Stufenheck-Variante des "ewigen Zweiten".

Die Position des Opel Astra ist auf dem deutschen Markt so solide betoniert wie der ehemalige Regierungsbunker in der Eifel. In der Kundengunst ist der VW Golf allerdings nicht einzuholen, nur manchmal ist Opel etwas schneller als der Wolfsburger Primus: Das Modell OPC rennt 250 km/h, der GTI "nur" 240. Auf dem Kalender haben die Rüsselsheimer jetzt einen Tag Vorsprung heraus gefahren.

Ein Entriegelungsknopf würde der Koferraumklappe der Lomousine gut tun.

Ein Entriegelungsknopf würde der Koferraumklappe der Lomousine gut tun.

(Foto: Axel F. Busse)

In Wahrheit findet Opels Kampf aber an einer anderen Front statt und pikanter Weise wird er verantwortlich von einem ehemaligen VW-Manager geführt: Alfred E. Rieck will als Vertriebsvorstand den rückläufigen Marktanteil der Blitz-Marke in Deutschland wieder stabilisieren und zusätzliche Absatzchancen in Osteuropa und Russland eröffnen. Die neue Astra-Limousine soll dabei helfen, denn Stufenheckautos sind östlich von Oder und Weichsel deutlich beliebter als hierzulande.

Gesichts-Kosmetik und neues Dekor

"Wenn ich nicht das Vertrauen in die Marke hätte, wäre ich nicht zu Opel gegangen", sagt Rieck, sein Vertrauen gründe sich auf die Innovationskraft des Unternehmens und die Akzeptanz deutscher Wertarbeit. Man werde in die Produkte, in die Kommunikation und ins Händlernetz investieren, denn vom Markt selbst sei "kein Rückenwind zu erwarten". Die Renovierung der kompakten Modellreihe erfasst Kosmetik an der Front, zusätzliche Motoren und Feinschliff am Dekor des Innenraums.

Wird wohl eine Randerscheinung in Deutschland bleiben: Die Astra-Limousine.

Wird wohl eine Randerscheinung in Deutschland bleiben: Die Astra-Limousine.

(Foto: Axel F. Busse)

Mit dem neuen Astra und dessen vierter Karosserievariante geht Opels Kompaktklasse in die zehnte Generation. Der Kadett A erschien vor 50 Jahren auf der Bildfläche, nutzte erstmals den Slogan "Das Auto" für die Werbung und hat mit dem vierten Astra inzwischen einen Nachfolger; der Kunden ein Leistungsspektrum von 87 bis 280 PS anbietet. Außer der Stufenheck-Limousine, die Opel gern als kleinen Insignia verstanden wissen will, ist auch der Zweiliter-Diesel neu im Angebot, der mittels Doppelaufladung 195 PS an die Antriebsachse leitet. Die sitzt beim Astra immer noch vorne. Beim sportlichsten Modell, dem OPC, hilft ein Sperrdifferenzial, dass die Kraft auch wirklich auf dem Asphalt ankommt.

Wer heute einen Stufenheck-Astra mit 1,4-Liter-Turbo-Benziner und Automatik fährt, kann einen Eindruck davon gewinnen, was die Fahrzeuge in der Anfangszeit der Opel-Kompaktklasse so sympathisch gemacht hat. Hektik war ein Fremdwort und für einen kernigen Motorsound braucht man nicht einmal einen Diesel zu nehmen. Frei von übertriebenem Temperamentsgehabe kann man mit dem Auto Gelassenheit üben, auch wenn andere eilig die Überholspur anpeilen. Dabei scheinen 140 PS nicht eben wenig, doch möchte man sie nicht allzu oft auf die Probe stellen, weil der Motor beim Hochdrehen schnell eine schmerzhafte Klangfarbe entwickelt.

Assistenz wie bei den "Großen"

Die Panoramascheibe lässt Cabrio-Gefühle aufkommen - ganz ohne Zugluft.

Die Panoramascheibe lässt Cabrio-Gefühle aufkommen - ganz ohne Zugluft.

(Foto: Opel)

Drinnen sitzt man derweil bequem und auch auf den hinteren Sitz herrscht trotz abfallender Dachlinie erstaunlich viel Kopffreiheit. Auf fünf Prozent Baureihenanteil schätzt Opel die Fähigkeiten der Limousine in Deutschland ein. Haben sie sich erstmal mit der fehlenden Taste zum Öffnen des Kofferraums von außen angefreundet, können die Kunden entspannt den Komfort der vielen Warn- und Assistenzsysteme genießen, deren sicherheitsfördernde Wirkung lange den Besitzern von Oberklasse-Fahrzeugen vorbehalten war. Nur: Wer mehr mit den Augen sehen will, muss auf eine Kamera verzichten. Die schöne Panorama-Frontscheibe (1200 Euro Aufpreis) kann man nicht mit dem elektronischen Auge zusammen bestellen und verzichtet so auf Verkehrsschilderkennung und Fahrspurassistent.

Wer es gern etwas agiler und trotzdem sparsam hat, der wartet vermutlich auf das Frühjahr 2013. Dann geht der doppelt aufgeladene Zweiliter-Diesel auch im Astra an den Start. Er wird für Fünftürer und Limousine ebenso verfügbar sein, wie für die Kombi- und Coupé-Version. Der GTC geheißene Dreitürer hat zwar den Makel, dass man nach hinten heraus nicht besonders gut sehen kann, dafür ist der Zuschnitt der Karosse äußerst gelungen und erst recht mit aufpreispflichtigen 20-Zoll-Felgen sieht der Wagen unverschämt gut aus. Da der Top-Diesel nicht nur 195 PS mobilisiert, sondern obendrein auch noch 400 Newtonmeter Drehmoment, ist Fahrspaß keine theoretische Größe mehr. Auf den ersten Testkilometern harmonierte er gut mit dem sauber abgestuften Sechsgang-Schaltgetriebe. Bis dieser Motor in den Handel geht, hat der stärkste Astra-Diesel 165 PS und verbraucht nach Norm 4,8 Liter im Schnitt.

Zwar ist ein GTC mit starken Diesel und 20-Zöllern mit 30.000 Euro nicht mehr zu bezahlen, aber im Angesicht des in den Startlöchern stehenden Wolfsburger Konkurrenten haben die Rüsselsheimer ihr Einstiegsangebot ganz spitz gerechnet. Das Astra-Sondermodell "Fun" wird mit einem ordentlichen Ausstattungspaket für 14.999 Euro präsentiert. Das sind gut und gern zwei Tausender weniger als beim Golf.

Quelle: ntv.de

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