Auto

Opels Hydrogen4 Wasserstoff gegen die Krise

Null Emissionen auf Basis des Wasserstoffantriebs - das hört sich gut an. Die neueste Generation des Forschungsprojekts aus Rüsselsheim haben Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und der Europa-Chef von General Motors, Carl-Peter Forster, in Berlin präsentiert. Dort soll das Fahrzeug auch gleich in den Feldversuch entlassen werden. Weltweit gehen 100 Fahrzeuge gehen an Partner-Unternehmen und normale Bürger. Die Markteinführung liegt freilich noch weit entfernt.

Wie solche Ansätze in die derzeitige Krise von GM passen, ist der unangenehme Teil der Veranstaltung. Auf die n-tv.de-Frage, ob Opel in der Lage sei auch bei einer Insolvenz von General Motors dieses Projekt alleine zu stemmen, sagte GM-Europa-Chef Forster: "Die Tatsache, dass wir über eine Milliarde in dieses Projekt gesteckt haben zeigt, dass wir es unter allen Umständen weiter betreiben wollen." Auf die Nachfrage von Kollegen, ob der Forster, entgegen seinen US-Kollegen, bereit wäre für einen Dollar zu arbeiten, sagte er: "Man kann über Gehaltsanpassungen reden. Mein Gehalt ist ohnehin schon um zwei Drittel zurückgegangen, weil ich auf alle Bonuszahlungen verzichte."

Bundesverkehrsminister Tiefensee kam nicht ganz ohne Geschenke zum Termin. 2,2 Millionen Euro werden speziell für die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnik im Opel-Forschungszentrum in Mainz-Kastel bereitgestellt. Daneben wird ein Fonds für alle Hersteller aufgelegt, der die Entwicklung der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie finanzieren soll. Viel Geld zwar, doch im Gegensatz zu den Milliardenkrediten, die in den USA für solche Projekt gegeben werden, doch ein eher bescheidener Beitrag. Der Minister mahnte dabei an, die nächste Generation Hydrogen doch in einen Kleinwagen zu bauen. Schließlich soll irgendwann die Masse der Fahrzeuge hierzulande umweltfreundlich unterwegs sein. Und das sind eben keine SUV-Ableger.

Hydrogen geht den Weg zu Ende

"GM und Opel sind jenseits aller Krisen, davon überzeugt, dass die automobile Zukunft dem Elektroantrieb gehört", sagte Forster bei der Präsentation des Fahrzeugs. Diese späte, aber wahrscheinlich wahre, Erkenntnis setzt der Konzern jetzt mit aller Macht um. Auf dem Pariser Autosalon präsentierte General Motors mit dem Chevrolet Volt eine interessante Studie, die 2010 in Serie gehen soll. Da arbeitete man aber noch mit einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor.

Der Hydrogen4 geht den Weg zu Ende und zeigt sich komplett emissionsfrei. Auf Basis des Crossover-Fahrzeugs Chevrolet Equinox, in Europa so gar nicht auf dem Markt, hat man ein Brennstoffzellen-Auto gebaut. Dabei wird aus gasförmigem Wasserstoff über Brennstoffzellen elektrische Energie gewonnen, die dann in Vortrieb umgewandelt wird. Hinten kommt reines Wasser aus dem Auspuff. Keine Schadstoffe und kein CO2.

Tankstellen rar gesät

Doch das Ganze hat noch zwei Haken: Zum einen ist die Technik derzeit viel zu teuer für eine Serienproduktion. "Normale Bürger würden sich den Hydrogen4 nicht leisten können", räumt GM-Europa-Chef Forster ein. Zum anderen ist die Infrastruktur für Wasserstoff noch, gelinde gesagt, ausbaufähig. In der Versuchsstadt Berlin gibt es derzeit zwei Tankstellen, eine im Ostteil und eine ganz im Westen, wo sich die Hydrogen-Fahrer mit dem Antriebsstoff versorgen können. Bei einer theoretischen Reichweite von 320 Kilometern wird der Hydrogen ein oft gesehener Gast an diesen Tankstellen werden.

Bei der ersten kurzen Probefahrt durch das Berliner Regierungsviertel machte der Hydrogen einen positiven Eindruck. Nach dem Umdrehen des Schlüssels passiert erst mal - nichts. Im Cockpit vermittelt eine Anzeige das Hochfahren der Systeme, das jedoch nahezu lautlos vonstatten geht. Ein Rauschen, ein Knistern und nach wenigen Sekunden ist das Auto betriebsbereit.

Lautlos unterwegs

Los geht's. Gefahren wird der Hydrogen mit einem Automatikgetriebe, nur das es kein Getriebe gibt. Wie an der Schnur gezogen schnurrt das Auto nach vorne. Der Berliner Stadtverkehr erlaubt natürlich keine Beschleunigungsorgien, doch Schaltunterbrechungen gibt es nicht. Der Wagen beschleunigt exakt so, wie es der Gasfuß anfordert. Dabei machen sich die beachtlichen 320 Newtonmeter durchaus bemerkbar. Allerdings hemmt das hohe Gewicht von rund zwei Tonnen den Vortrieb doch sehr.

Ansonsten verläuft die Probefahrt erfreulich. Das Auto ist bis auf die Abrollgeräusche der Reifen komplett lautlos. Etwas mulmig ist die Vorstellung drei Wasserstoffbehälter mit einem Druck von 700 bar im Rücken zu haben. Doch der Opel-Ingenieur versichert glaubhaft, dass das Auto sämtliche Crashtests problemlos überstanden habe. So sind wir nach der 20-minütigen Fahrt gespannt auf die Erkenntnisse der Dauertests, ganz besonders der Familien, die das Auto in den nächsten drei Monaten im Alltagsbetrieb erproben dürfen.

Quelle: ntv.de

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