Frischzellenkur für Mercedes SLK Weiberheld verbraucht weniger
19.04.2011, 08:33 Uhr
Die Frontpartie des kleinen Zweisitzers orientiert sich stilistisch am "großen Bruder" SL.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Der neue Mercedes SLK bietet noch mehr Fahrspaß - und das bei geringerem Verbrauch. Das Prädikat Blue Efficiency bestätigt, dass fast alle SLK-Ausführungen unter einem CO2-Ausstoß von 160 Gramm je Kilometer bleiben.
Eine Quotenregelung hatte er nie nötig: Der Mercedes SLK stand bei der weiblichen Kundschaft immer hoch im Kurs. Rund 40 Prozent Frauenanteil an den Nutzern machten ihn zu einem Weiberhelden besonderer Art. Nur konsequent, dass der Hersteller zum Generationswechsel eine ordentliche Schippe Testosteron draufgelegt hat.
Die Front des 4,13 Meter langen Zweisitzers hat ihr Vorbild in einer Macho-Mühle, wie es unter dem Stern keine zweite gibt: dem SLS AMG. Ein sich weit öffnender Schlund für den Lufteinlass, den eine kräftige Chromspange teilt, und der mittige Stern fast so groß wie ein Kuchenteller. Aber der neue SLK will auch unter Sandalenträgern und Müsli-Genießern Freunde finden: Neue Motoren mit einem bis um ein Viertel gesenkten Verbrauch appellieren ans Öko-Gewissen und verbreiten die Kunde, dass Fahrspaß und schonender Ressourcenverbrauch miteinander zu verbinden sind.
Dach sorgt für Furore
Eine Auffrischung scheint dringend geboten, seit der SLK in Deutschland gegenüber dem BMW Z4 spürbar an Boden verloren hat. Fast 6200 Einheiten konnten die Münchner 2010 hierzulande neu zulassen, der Benz-Roadster brachte es nur auf 4342. Weltweit, meint zumindest Mercedes, sei der SLK aber nach wie vor Segmentführer.
Das Dach bietet eine variable Lichtdurchlässigkeit.
(Foto: Daimler)
Als die erste Generation 1996 an den Start ging, war das faltbare Metalldach des SLK eine Sensation. Auch 2011 ist es wieder die bewegliche Haube, die für Furore sorgt. Der vordere Teil des Verdecks kann als sogenanntes "Magic-Sky-Control"-Dach bestellt werden, seine Lichtdurchlässigkeit ist variabel. Per Knopfdruck am Frontscheibenrahmen - dort, wo auch die Innenbeleuchtung sitzt - ist eine zusätzliche Taste angebracht, mit der im Glas eingelagerte Kristalle unter Strom gesetzt werden. Die Spannung regt diese Kristalle an und sorgt so für den Abblendeffekt.
Bei sehr starker Sonneneinstrahlung, wenn das Open-Air-Fahren schon kein Vergnügen mehr ist, kann das abgedunkelte Dach den Lichteinfall bis auf ein Viertel mindern. Dass es für derartigen Komfort (als Sonderausstattung kostet "Magic Sky" 2368 Euro) einen Markt gibt, kann jeder nachvollziehen, der schon einmal in Kalifornien oder Florida an einem sonnigen Tag hunderte von Cabrios mit geschlossenem Verdeck hat herumfahren sehen.
Air-Scarf unterliegt nicht Vermännlichung
Komfortgewinn ist aber auch billiger zu haben. Gar nichts kostet etwa der neue zusätzliche USB-Anschluss, mit dem sich die Kunden das teure Media-Interface sparen und trotzdem ihre Wunschmusik per iPod mit ins Auto nehmen können. Gute Verarbeitung und reichlich Zierrat prägen den Innenraum. Der maskuline Design-Trend der Außenhaut wird drinnen von runden Lüftungsausströmern fortgesetzt, die ebenfalls an den SLS AMG erinnern.
Für kühle Tage hält der SLK den bewährten Nacken-Fön als Sonderausstattung bereit.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Der Vermännlichung widerstanden hat ein Ausstattungsmerkmal, das auch die härtesten Roadster-Fahrer irgendwann zu schätzen lernten: den sogenannten Air-Scarf. Er fönt angewärmte Luft in die Nackenpartie und dehnt so die Cabrio-Saison bis weit in den Herbst aus. Zusatzkosten: 488 Euro. Leider ist die Grund-Renovierung des Fahrzeugs an den hinteren Seitenscheiben spurlos vorüber gegangen. Sie können bei geöffnetem Dach noch immer nicht hoch gefahren werden, was ein Zugluft-Einfallstor hätte schließen und so zusätzlichen Komfort hätte bringen können. Der Preis des einfachen Windschotts zwischen den Überrollbügeln hat sich seit 2007 auf 166,60 Euro glatt verdoppelt.
Viele Pferdestärken unter der Haube
Nach Meinung von Dr. Joachim Schmidt, Vertriebs-Verantwortlicher bei Mercedes, ist der typische SLK-Kunde "nicht weiblich oder männlich, sondern in erster Linie sportlich". Damit das so bleibt, blieb das Gewicht des Autos je nach Ausführung nahezu unverändert. Die Motorleistung steigt jedoch auf 184 PS. Mit dieser Leistung startet der 1,8 Liter große aufgeladene Vierzylindermotor, den es auch als SLK 250 mit 204 PS gibt. Beide Modelle tragen das Prädikat Blue Efficiency, was ihnen einen CO2-Ausstoß von unter 160 Gramm je Kilometer bescheinigt.
Vorläufiges Spitzenmodell ist der 306 PS starke SLK 350, ebenfalls Blue Efficiency, der zwar 167 Gramm im EU-Normtest emittierte, dafür aber auch den meisten Fahrspaß verspricht. Selbst ohne Abgasturbolader bringt er es auf 370 Newtonmeter Drehmoment und im Spurt in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Alle Motoren verfügen serienmäßig über eine Start-Stopp-Automatik. Den Titel des Klassenbesten wird der 350er jedoch wohl wieder abgeben müssen. Es ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber sehr wahrscheinlich wird auch die neue Generation des SLK von einer AMG-Variante gekrönt. Die letzte Version holte aus einem 5,5 Liter großen V8-Motor 360 PS.
Aktivlenkung bringt noch mehr Fahrspaß
Ob AMG nun draufsattelt oder nicht, reichlich Spaß ist auch mit dem Sechszylinder zu haben, der jedoch, trotz erfolgter Modifikation der Abgasanlage, ruhig etwas fülliger klingen könnte. Erstaunlicher Weise ist das Sound-Erlebnis bei geschlossenem Dach intensiver als bei offenem. Was Leistungsentfaltung, Ansprechverhalten und Wirtschaftlichkeit angeht, gibt es nichts zu tadeln, da braucht man nicht einmal den Sport-Modus zu bemühen. Bereits im "E"-Modus harmonieren der Sauger und die 7G-Tronic so gut, dass nach der kurvigen Bergstrecke auf dem anschließenden Autobahnabschnitt bald Entzugserscheinungen drohen.
Der mit 2,43 Metern recht kurze Radstand fördert die dynamischen Qualitäten und hilft, die Fuhre zügig um engste Kehren zu wuchten. Das für 1416 Euro extra erhältliche Fahrdynamik-Paket enthält ein verstellbares Fahrwerk und Aktivlenkung, wobei die Vario-Dämpfer wegen geringen Effekts verzichtbar erscheinen. Die Aktivlenkung ist auch einzeln zu haben (321 Euro). Die sollte man sich gönnen, da jeder Dreh neue Freude entfacht. Selbst wenn die Fahrt bei guten drei Litern über dem EU-Normverbrauch (7,1 l/100 km) beendet wird, ist das nur ein Indiz dafür, dass der – in diesen Fall männliche – Spieltrieb erfolgreich kultiviert wurde.
Quelle: ntv.de