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Neuartiges Verkehrsprojekt Weniger Abgase in Neapel

Ein Neapel, in dem nicht Tausende von Autos wild hupend vor Ampeln stehen, um dann doch über rot zu fahren? Ein Neapel, in dem nicht jede Taxifahrt ein Albtraum ist, weil der Fahrer sich fluchend in rasanter Fahrt durch enge Gassen quetscht? Ein Neapel mit wenigen Abgasen und Elektroautos statt stinkender alter Kisten - alles nur Zukunftsmusik?

Neapel ist eine der am dichtesten besiedelten Städte Italiens. "Auf einer Fläche von 117 Quadratkilometern wohnen eine Million Menschen, und jeder hat mindestens ein Auto", erklärt Antonio Sforza. Der Professor für angewandte Wissenschaft an der Universität Federico II. in Neapel arbeitet gemeinsam mit der Stadt, dem Forschungszentrum von Fiat und dem nationalen Forschungsinstitut CNR an "Atena", einem vom Staat und der Europäischen Union finanzierten Verkehrsprojekt.

Angefangen hat alles mit einem Vorschlag des Fiat-Konzerns, Neapel zu Forschungszwecken 80 Autos zur Verfügung zu stellen, die entweder mit Strom oder mit Methangas fahren. Ab Februar 1999 wurden die Fahrzeuge in Betrieb genommen: 30 Autos erhielt die Verkehrspolizei, 24 weitere die Stadt Neapel, ein Auto wird von der Universität genutzt.

Die restlichen 25 Autos stehen auf zwei Parkplätzen in der Peripherie Neapels und können von jedermann ausgeliehen werden. Die eigenen Autos werden stehen gelassen, und für 1,50 Euro die Stunde kann man mit den umweltschonenden Elektroautos in die Stadt fahren. Und nicht nur das: Der Entleiher kann auch kostenfrei parken und sogar in die Bereiche der Altstadt fahren, die eigentlich verkehrsberuhigt sind.

"Neben der Forschung wollen wir auch den Neapolitanern ein stärkeres Umweltbewusstsein vermitteln", sagt Stadtsprecher Orlando Battipaglia. "Mit Erfolg, denn alle Autos sind an jedem Tag im Einsatz." In einer Studie haben die Projektleiter festgestellt, dass 94 Prozent der Mieter Männer sind. Vor allem jüngere Leute nutzen das Angebot: 27 Prozent sind 18 bis 28 Jahre alt, 35 Prozent zwischen 29 und 38 Jahre, 28 Prozent 39 bis 49 Jahre und nur zehn Prozent sind die über 50-Jährigen.

Weniger Unfälle und pünktlichere Busse

"Ein weiteres Ziel von 'Atena' ist es, den Straßenverkehr in Neapel zu optimieren und zu koordinieren", sagt Sforza. So ist erstmals in einer süditalienischen Großstadt eine umfassende Zentrale zur Überwachung des Verkehrs gegründet worden. Verkehrspolizisten, Stadtverwaltung und Universität arbeiten Hand in Hand, um alle Daten der in der Stadt installierten Videokameras zu verarbeiten.

"Anhand der Daten können wir den Straßenverkehr am Computer simulieren und eine Optimierung errechnen", erklärt Sforza.

In den vergangenen 29 Monaten wurden mehr als 3.000 Unfälle mit mindestens einem Verletzen registriert. `Im Computer sind die einzelnen Unfallorte verzeichnet, wir können so erkennen, welche Strecke besonders gefährlich ist, und durch Geschwindigkeits-Regulierungen und bessere Straßenführung reagieren."

Schwierig sei vor allem die Verhinderung der vielen Mopedunfälle in Neapel. Der städtische Verkehrsbetrieb ANM hat bei der Optimierung gleich mitgezogen. In einer mit allem technischem Schnickschnack ausgerüsteten Koordinierungszentrale werden nicht nur die Verspätungen der einzelnen Busse aufgezeichnet, sondern auch leere Busse bei einem Stau umgeleitet, so dass den Bewohnern pünktlichere Busse garantiert werden können. Jeder Bus ist mit einer so genannten Black Box ausgerüstet, die via Satellit die momentane Position des Fahrzeugs an die Zentrale vermittelt, erklärt Aldo Paribelli, Verantwortlicher der Koordinierungsstelle der ANM.

"Eigentlich hätte vor allem in der Stadt der Verkehrs-Superlative eine solche Zentrale schon längst eingerichtet werden müssen", sagt Sforza. "Aber vielleicht können wir mit unserem neuen Ampelsystem einen Meilenstein setzen." Demnächst sollen in Neapel auch neu entwickelte Ampeln den Verkehrspolizisten ersetzen. Dann ist Schluss mit dem unnötigen Warten an einer roten Ampel um drei Uhr nachts.

Alexandra Barone, ap

Quelle: ntv.de

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