Auto

Der neue Lamborghini Winkelmann bleibt bei Strategie

Von Axel F. Busse

"Auch wir sind nicht immun gegen den globalen Abschwung", sagt Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann, "aber wir sind sicher, dass wir gestärkt aus der gegenwärtigen Situation hervorgehen." Gerade jetzt ein Auto mit 560 PS für knapp 191.500 Euro auf den Markt zu bringen, ist gewiss kein Selbstläufer. "Bei Luxusartikeln ist weltweit ein Umsatzrückgang von gut 40 Prozent zu verzeichnen", so Winkelmann bei der Präsentation des Gallardo LP 560-4 Spyder, "und da macht es keinen Unterschied, ob es sich um Autos, Uhren oder Modeprodukte handelt".

"Natürlich wissen auch wir nicht, wohin die Reise geht", räumt der Vorstandsvorsitzende der Audi-Tochter ein, "wir rechnen verschiedene Szenarien durch, um vorbereitet zu sein auf die denkbaren Entwicklungen". Aus seiner Sicht müsse es nicht nur darum gehen, überzeugende Autos zu bauen, sondern auch um Weiterentwicklung des Marken-Images. Ein gutes Mittel dafür sind die so genannten Merchandising-Produkte, also jene Bekleidungs-, Gebrauchs- und Geschenkartikel, die mit dem Lamborghini-Logo verziert sind und inzwischen einen ansehnlichen Teil zum Umsatz beitragen.

"Werden an Strategie festhalten"


Nicht nur die wohlhabenden Besitzer der italienischen Sportwagen mit dem Stier benutzen gern diese Accessoires, sondern vor allem auch jene, die mangels finanzieller Mittel nicht als Autokunde in Frage kommen, gern aber ein paar hundert Euro für feine Lamborghini-Lederartikel locker machen. "Wir glauben sehr stark an die Wirkung dieser Produkte", bekräftigt Winkelmann.

"An unserer langfristigen Strategie werden wir jedenfalls festhalten", verspricht er. Im Einzelnen bedeutet das, die Modellpalette regelmäßig aufzufrischen durch Derivate der bisherigen zwei Baureihen. Gerade ist in Genf wieder ein leistungsgesteigerter Murcilago vorgestellt worden. Wichtigstes Modell bleibt aber der Gallardo, der 75 Prozent der im vergangenen Jahr gebauten 2430 Fahrzeugen ausmacht. Drei Fünftel aller Gallardos werden als Spyder verkauft, wobei Nordamerika der wichtigste Markt ist.

Emission und Gewicht reduzieren

Da aber Lamborghini bis Ende dieses Jahres sein weltweites Händlernetz von 65 im Jahr 2004 auf 125 nahezu verdoppelt haben will, steht die Entwicklung des asiatisch-pazifischen Raums als Absatzgebiet klar im Fokus. "Unsere Perspektive lautet, Amerika, Europa und Nahost sowie Asien sollen zu je einem Drittel zum Umsatz beitragen", so Winkelmann. Für den Herrn der Stiere steht außer der Verringerung der Emissionen ("Beim neuen Gallardo haben wir den CO2-Wert um 18 Prozent reduziert.") vor allem die Gewichtsreduktion auf der Agenda. Da für die Luxusmarke aber eine Verringerung des Komforts – zum Beispiel durch Verzicht auf elektrische Stellmotoren – nicht in Frage kommt, muss an der ganzen Fahrzeugstruktur eingespart werden. "Verbundwerkstoffe sind das Zukunftsthema schlechthin", ist Winkelmann überzeugt. Sie könnten an vielen Stellen das schwere Stahlblech ersetzen, wenn diese Bauteile zu vertretbaren Kosten produzierbar wären.

Kur vor dem Start steht die eigene Rennserie, in der Lamborghini-Kunden ihre Fahrzeuge auf die Rundstrecke schicken und mit technischer Unterstützung des Herstellers sportliche Erfahrungen sammeln können. Die Fahrer brauchen freilich eine internationale C-Lizenz. Das Gallardo-Coup, das für den Kundensport vorgesehen ist, hat 570 PS, wiegt mit 1300 Kilogramm rund vier Zentner weniger als Serienmodell und ist ab 200.000 Euro netto zu haben. Bei den Wochenendveranstaltungen, die zum Beispiel am Norisring auch als Begleit-Event zu einem DTM-Lauf ablaufen werden, sollen die Fahrzeuge 3 x 40 Minuten um Punkte und Platzierungen fahren. Dass die Rennwagen sich nicht in den von den Motorsportverbänden ausgerichteten Wettfahrten mit anderen Marken messen dürfen, liegt an dem ungleich höheren finanziellen und logistischen Aufwand, der auf das 800-Mann-Unternehmen Lamborghini zukäme und daran, dass Allradantrieb im Reglement bisher ausgeschlossen ist.

Partner bei diesem Markenwettbewerb ist die Schweizer Uhrenfirma Blancpain. Winkelmanns einleuchtende Erklärung, warum man sich gerade den Hersteller von Luxus-Zeitmessern als Sponsor ausgesucht hat: "So eine Uhr ist auch ein Männer-Spielzeug, das passt zu unseren Autos."

Quelle: ntv.de

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