Auto

Opels Schlaumeier Insignia Zeichen der Zeit

Der Weg war lange und Opel hat es reichlich spannend gemacht, doch der sehnlichst erwartete Vectra-Nachfolger ist im wahrsten Sinne des Wortes vom Londoner Himmel gefallen. Eine gelungene Premiere für ein ebenso gelungenes Auto. Opel hat wieder einen ernstzunehmenden Beitrag in der Mittelklasse am Markt.

Auf den ersten Blick weiß der Insignia durch ein markantes Äußeres zu glänzen. Die Linienführung ist ganz bewusst ein Mix aus Limousine und Coup geworden. Das verleiht dem Auto ein dynamisches Auftreten von der Motorhaube bis zum Heck. Dabei verzichtete Opel ebenso bewusst auf ein paar Zentimeter im Fond um diesen Kompromiss zu erreichen. Das könnte für die Familie mit Kindersitz hinten dann doch nerven, aber dem Aussehen des Insignia hat es gut getan.

Dazu brauchte es aber auch einige Diskussionen zwischen der Design-Abteilung und den Gestaltern des Innenraums, wie der verantwortliche Designer Malcom Ward bereit ist zuzugeben. Offen ist daher die Frage, ob der Insignia überhaupt neben dem Fließheck und dem Stufenheck noch ein Coup zur Seite gestellt bekommt (Siehe Video-Interview). Eine weitere Schwierigkeit beim Design des Fahrzeugs war der extrem niedrige Luftwiderstand (cW-Wert) von 0,27. Dafür wurde die Karosserie 650 Stunden im Windkanal getestet.

Ein Auto, das "sehen" kann

Doch der Neue von Opel kann nicht nur mit gutem Aussehen glänzen. Die Rüsselsheimer haben auch bei der Technik kräftig aufgerüstet. Der Insignia ist eines der ersten Autos, das "sehen" kann. Er ist in der Lage, Verkehrsschilder zu erkennen und stellt sie in einem zentralen Display zwischen den Rundinstrumenten dar. Auch wenn ein Überholverbot oder eine Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben wird, erkennt das "Opel Eye" die Vorschrift. Hält sich der Fahrer daran, kann das sogar richtig Geld sparen.

Ebenso Hightech ist das intelligente Lichtsystem. Mit neun Einstellungen weiß die Technik, die im Insignia Premiere feiert, aufzuwarten. Von der Autobahnfahrt über ein dynamisches Kurvenlicht bis zur Spielstraßeneinstellung weiß das sogenannte AFL die Fahrt bei Nacht zu erleichtern. Auf Landstraßen lenkt der Insignia so seine Lichtkegel in das Kurveninnere.

Fahrwerk denkt mit

Besonders stolz ist man aber bei Opel auf das adaptive Fahrwerkssystem. Mittels Tastendruck kann zwischen sportlicher Abstimmung und komfortablem Fahrstil gewählt werden. Soweit nichts Neues. Doch das Herzstück des Systems, das Steuergerät namens DMC (Driving Mode Control) kann noch mehr. Selbstständig passt es sich im Millisekundenbereich der aktuellen Fahrsituation an. Bremsen, Beschleunigen oder rasche Kurvenfahrt, verschiedene Sensoren übermitteln die Daten an das DMC und dieses stellt die Stoßdämpfer in Windeseile auf die aktuelle Fahrsituation ein. Die Software für das Prunkstück der GM-Europe-Ingenieure wurde von Opel selbst entwickelt, eher eine Seltenheit in der Autobranche.

Die Motorisierungen sind zum Start überschaubar. Alle sieben Motoren erfüllen als Besonderheit bereits heute die Euro-5-Schadstoffnorm. Vier Benziner stehen zur Auswahl. Der kleinste ist ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 115 PS. Das Kronjuwel unter den Benzinern ist der 2,8-Liter-V6 mit 260 PS und einem Drehmoment von 350 Newtonmeter. Die drei Diesel-Aggregate mit jeweils zwei Litern Hubraum erfreuen mit einem wartungsfreien Partikelfilter. Dennoch würde man als Zusatz einen besonders sparsamen Motor erwarten. Doch Opel hat für die nahe Zukunft einen EcoFlex-Motor versprochen. Auch ein großvolumiger Diesel mit viel Drehmoment könnte die Kundschaft begeistern.

Banges Warten auf das Urteil der Kunden

Ein rundes Paket, was Opel da auf die Beine gestellt hat. Spannend werden die ersten Fahrproben des Insignia werden. Aber was der Hersteller aus Rüsselsheim da auf der London Motorshow der Welt präsentierte, war schon absolut sehenswert. Sicher wird man noch den einen oder anderen Motor nachlegen müssen. Auch über einen Elektroantrieb wird nachgedacht.

Entscheidend wird aber der Zuspruch der Kunden werden. Seine Tauglichkeit als Familienauto muss der Neue von Opel in der Praxis noch unter Beweis stellen. Dem traditionellen Opel-Kunden dürfte das schwungvolle Äußere vielleicht nicht ganz so behagen. Doch die Konkurrenz von Ford und Volkswagen zeigt, dass der Trend in der Mittelklasse zu einem feschen Äußeren geht. Und mit denen muss er sich schließlich messen. Preislich liegt der Insignia mit einer Basis von 22.200 Euro gut im Rennen. Dann könnte auch das durchaus ambitionierte Absatzziel von 35.000 Autos auf dem deutschen Markt erreicht werden. Verstecken muss sich der Neue jedenfalls nicht. Er hat das Potenzial, das etwas qualvolle Kapitel des Vectra zu Geschichte werden zu lassen.

Quelle: ntv.de

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