Praxistest

Nicht schick, aber brauchbar Dacia Logan Kombi für 8.400 ?

Von Axel F. Busse

Seit September 2004 sind weltweit 400.000 Exemplare des Dacia Logan verkauft worden - offenkundiger technischer und ästhetischer Schlichtheit zum Trotz. "Der Preis macht's" sagten sich auch 6.300 Kunden in Deutschland, für die Design oder Wiederverkaufswert eines Autos von nachrangiger Bedeutung sind. Das ist mehr als zum Beispiel Jaguar oder Lexus in den zwölf Monaten absetzten, und gut ein Drittel mehr als ursprünglich geplant.

Mit dem neuen Kombi namens "MCV" im Programm soll die jährliche Absatzzahl fünfstellig werden. Zwar ist jedem, der sich Preis- und Ausstattungsliste des Logan MCV anschaut klar, dass der Einstieg für 8.400 Euro ein reines Lockangebot ist. Jedoch bleibt auch ein Modell mit Dieselmotor und in der komfortabelsten Ausstattungslinie für rund 12.000 Euro immer noch ein Schnäppchen. Für andere Siebensitzer muss man glatt das Doppelte anlegen.

Beim Einsteiger mit dem 75-PS-Benzinmotor sind die Verlockungen gering, den Preis durch Zusatzausstattung in die Höhe zu treiben. Weder Servolenkung noch Klimaanlage sind verfügbar, noch kann man sich Zentralverriegelung oder eine heizbare Heckscheibe dazu bestellen. Dafür gibt es immerhin ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und zwei Airbags in Serie.

Wer 11.850 Euro für den 68-PS-Dieselmotor und die "Lauréate"-Ausstattung hinblättert, muss zwar auch die Klimaanlage extra bezahlen (1.250 Euro im Paket mit einem CD-Radio), hat aber auch Nebelscheinwerfer, elektrische Außenspiegel, Dachreling, Fahrersitz-Höhenverstellung und Bordcomputer und weitere Annehmlichkeiten automatisch mit an Bord.

Der Fortschritt gegenüber der Limousine ist augenfällig. Dem Kombi fehlt der rustikale Charme der Ostblock-Ästhetik, der dem Viertürer anhaftet. Die funktionale Struktur fügt sich in die Optik europäischer Massenprodukte unauffällig ein. Dank der Plattform, die auch den Renault Clio trägt, kann der Logan MCV auf 27 cm mehr Radstand als der Viertürer verweisen. Entsprechend großzügig ist das Raumangebot.

Zwar nicht besonders wohnlich, dafür aber praktisch und pflegeleicht ist der Innenraum gestaltet. Die Hupe auf dem linken Lenkstockhebel deutet auf die französische Verwandtschaft hin. Mit dem Verzicht auf einen Innengriff an den vorderen Türen haben die Konstrukteure den Passagieren freilich keinen Gefallen getan. Die Griffmulde in der Plastikverkleidung ist nicht nur hässlich, sondern auch unhandlich.

Von weiteren unangenehmen Überraschungen bleibt der MCV-Fahrer verschont, auch daran, dass der Blinker fiept, als würde jemand eine Nummer auf dem Mobiltelefon wählen, ist man schnell gewöhnt. Verblüffungen anderer Art schaffen Tatsachen wie der verrenkungsfreie Zustieg in die dritte Sitzreihe, der erstaunliche Knieraum dort oder die schlichte, aber geräumige Ablage unter dem Dachhimmel. Die zwei Flügel der beladefreundlichen Hecktür lassen sich bis auf 180 Grad aufschwenken.

Nicht nur, dass Dacia vielen Herstellern den Spiegel ihrer Hochpreispolitik vorhält, die Marke hat es auch geschafft, Menschen zu Neuwagenkäufern zu machen, die bisher mangels finanzieller Mittel auf vier- bis sechsjährige Gebrauchte abfuhren. Reinhard Zirpel, Vorstandsmitglied der Renault Deutschland AG: "Für viele unserer Kunden ist der Logan der erste eigene Neuwagen überhaupt. Und sie kommen längst nicht mehr überwiegend aus den neuen Bundesländern."

Und damit es künftig auch mit der Markenbindung klappt, bereitet Dacia still und heimlich den Aufbau einer ernst zu nehmenden Modellpalette auf. In Rumänien kommt in wenigen Tagen ein Kastenwagen auf den Markt, der später in Deutschland als Nutzfahrzeug-Variante des MCV eingeführt wird. Eine Fließheck-Version gilt als ausgemacht und ein SUV-verwandtes Gefährt, das der vergangenes Jahr in Genf gezeigten Studie "Steppe" ähnlich wäre, scheint ebenso möglich.

In Europa sind Frankreich und Deutschland die spannendsten Märkte für die künftige Logan-Flotte, doch die Expansion ist weltweit angelegt. Neue Werke werden in Iran, Indien und Brasilien entstehen. Schon in drei Jahren will Dacia jedes Jahr eine Million Fahrzeuge produzieren.

Quelle: ntv.de

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