Praxistest

Ein echter Kleinwagen Der Hyundai i10

Welch ein Trost: Es gibt noch echte Kleinwagen. Den Hyundai i10 zum Beispiel, der vor wenigen Tagen in die Salons der Händler gerückt wurde. In Zeiten, da jedes neue Modell an Länge, Breite und Gewicht den Vorgänger übertrumpft, ist es beruhigend, dass Kunden, die einen echten Stadtflitzer suchen, ihn auch finden können.

Genau 357 Zentimeter misst der neue Hyundai, das sind nur sechs mehr als vor 30 Jahren der erste VW Polo mitbrachte. Das Auto zielt, so Werner H. Frey, deutscher Geschäftsführer des koreanischen Gemischtwaren-Konzerns, auf "eine preisbewusste Zielgruppe". Ehrensache, dass der Einstieg in solch eine Modellreihe unterhalb von 10.000 Euro gelingen muss. Immerhin konkurriert der i10 mit Erzeugnissen von Toyota (Aygo), Citroen (C1) und Fiat (Panda).

Der neue Winzling kann darauf bauen, dass Hyundai im so genannten A-Segment bereits eine gewisse Reputation erworben hat. Der Atos genannte Vorgänger des i10 kam auf rund fünf Prozent Marktanteil in dieser Fahrzeuggruppe, die es pro Jahr in Deutschland auf rund 160.000 Neuzulassungen bringt. Und, auch das sieht Frey als Indiz für die Bereitschaft der Kunden, sich neuen Angeboten zu stellen, die Käufer des Atos kamen zu drei Vierteln von anderen Marken.

"Qualitätsführerschaft" als mittelfristiges Ziel

Mit den weit in die Seiten hinein gezogenen Scheinwerfergläsern und den hoch neben die Heckklappe ragenden Rückleuchten entspricht das Styling des i10 dem Zeitgeschmack. Drinnen herrschen ordentliche Platzverhältnisse, wenngleich es hinten am bequemsten ist, wenn vorn Personen unter 1,80 Meter Körpergröße sitzen. Ein Hauptgrund für den Erwerb eines Hyundai soll künftig die Qualität des Automobils sein, weshalb die Konzernleitung nichts weniger als "die Qualitätsführerschaft" zum mittelfristigen Ziel auserkoren hat.

So überrascht es auch nicht, dass im Innern eine aufgeräumte und solide Atmosphäre herrscht, und wenn auch die Auskleidung der Türgriffmulden so glatt ist, dass man leicht abrutscht, so fehlt es doch nicht an Ablagen, Lüftungsdüsen und Übersichtlichkeit. "Der i10 zeugt von unserem Anspruch, mit den europäischen Wettbewerbern auf Augenhöhe zu spielen", sagt Produktmanager Jochen Schneider.
Zur Markteinführung haben die Kunden die Wahl zwischen zwei Motoren, beide fast exakt 1100 Kubikzentimeter groß und einer davon ein Diesel. Der Vierzylinder-Benziner leistet 66 PS. Der Diesel hat zwar eine Brennkammer weniger, dank Turbolader schafft er aber 75 PS bei respektablen 153 Newtonmetern Drehmoment. Da die schon bei 1900 Umdrehungen mobilisiert werden, ist dem 1.1 CRDi ein gewisses Temperament nicht abzusprechen.

Kein ESP für Ottomotoren

Da hat man wohl auch bei auf Seiten des Herstellers bemerkt, weshalb das Dieselmodell gegen einen Aufpreis von 550 Euro mit der Schleuderbremse ESP bestellt werden kann. Zu dumm, dass in diesem Segment mehr als 90 Prozent Benzinmotoren geordert werden, und ärgerlich, dass Hyundai für die Ottomotoren kein ESP auf Lager hat. Dieses Malheur soll aber im Herbst aus der Welt geschafft sein, wenn es für den i10 noch einen weiteren Benzinmotor gibt, diesmal mit 1,2 Litern Hubraum und etwas mehr Kraft. Ferner steht für das nächste Jahr ein Sparmodell auf der Agenda, das trendgemäß i-Blue heißen soll. Für dieses Modell verspricht Hyundai einen CO2-Ausstoß von weniger als 100 Gramm pro Kilometer. Nur derer 65 soll ein Erdgas-Antrieb produzieren, der aber den asiatischen Kunden vorbehalten bleibt.

Das deutsche Startmodell läuft, wenn nötig und genügend Anlauf vorhanden, ein Höchsttempo von 165 km/h, und das mit beiden Kraftstoffarten. Von allzu häufigem Gebrauch dieser Möglichkeit hält nicht nur der fehlende 6. Gang ab (denn das Geräuschniveau steigt ab 120 km/h beträchtlich an), sondern auch die Tatsache, dass dann die versprochenen fünf Liter/100 km für den Benziner und 4,3 Liter für den Diesel keinesfalls erreicht werden können. Auch ein Marschtempo von 100 km/h ist allemal ausreichend, wenn man nicht die Urlaubsfahrt ans Schwarze Meer vor sich hat. Das bevorzugte Einsatzgebiet des i10 wird die Stadt sein. Bis zu 910 Liter maximale Ladekapazität lassen exzessive Shoppingtouren zu.

Fünf neue Modelle bis 2010

Wer den 10.000-Euro-Einsteiger wählt, muss auf elektrische Fensterheber ebenso verzichten wie auf Seitenairbags. Dafür sind im Minimalangebot aber ABS, Isofix-Kindersitzbefestigungen, Zentralverriegelung nebst Wegfahrsperre, CD-Radio und ein höhenverstellbares Lenkrad enthalten. Wie bei anderen Kleinwagen auch, ist eine Längsverstellung der Lenksäule zwar wünschenswert, aber nicht vorgesehen. Mit 12.590 Euro ist das Dieselmodell veranschlagt, das außer über ESP auch noch über einen Drehzahlmesser und Funkfernbedienung verfügt.

Bis 2010 verspricht Hyundai fünf neue Modelle und zwei Facelifts in Deutschland und strebt Verkaufszahlen konstant über 50.000 an. Vergangenes Jahr waren es 48.500. Als neues Modell kommt noch im Frühjahr die Kombiversion des Golf-Gegners i30, danach die überarbeiteten Modelle Sonata und Matrix. "Langfristig", so Deutschland-Chef Frey, "wollen wir uns mit einem Platz im gesicherten Mittelfeld nicht zufrieden geben."

Quelle: ntv.de

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