Praxistest

Mercedes C 250 CDI Durchzugsstark und sparsam

Das Imperium schlägt zurück: Nachdem BMW mit seinem Zweiliter-Doppelturbo-Dieselmotor mal wieder einen "Engine-of-the-Year"-Titel abgefasst hat, kommt Mercedes mit einem noch durchzugsstärkeren Vierzylinder auf den Markt. 500 Newtonmeter Drehmoment bringt das Aggregat in der kräftigsten von drei Ausbaustufen an die Kurbelwelle. Angeboten wird der neue Spitzen-Selbstzünder zunächst in der C-Klasse, wovon 5000 Stück als so genannte "Prime Edition" mit besonderen Ausstattungsmerkmalen für die Kunden bereit gestellt werden.

Mit weniger Hubraum und weniger Zylindern die Leistung steigern, den Verbrauch senken – das ist die Formel, die neuerdings in aller Welt Motorentwickler umtreibt. 500 Newtonmeter Drehmoment – das bedeutet beim Anfahren einen kräftigen Tritt ins Kreuz und war bisher allenfalls bei Sechszylinder-Dieseln mit mindestens drei Litern Hubraum zu haben. Das mit dem neuen Motor ausgerüstete Mittelklassemodell C 250 trägt noch einen Namenszusatz: Blue Efficiency. Damit kennzeichnet Mercedes jene Produkte, die nicht nur die künftige Abgasnorm EU 5, sondern auch die schärferen US-Grenzwerte erfüllen sollen.

5,2 Liter Verbrauch

Mit 5,2 Litern gibt der Hersteller des Verbrauch des C 250 CDI an. Das ist exakt soviel, wie auch der BMW 123d im Normverfahren erreichte. Gleichstand herrscht ebenso beim CO2-Wert: 138 Gramm pro Kilometer. Das ist insofern bemerkenswert, als der Mercedes rund 150 Kilogramm schwerer ist als der Kompakte aus München. Die gleiche Leistung (204 PS) holt der Benz allerdings aus einem geringfügig größeren Hubraum: 2143 Kubikzentimeter gegenüber 1995.

Für Christoph Schmidt-Arnold stecken in dem neuen Vierzylinder "beispielhafte Werte hinsichtlich Leistung, Verbrauch und Abgasverhalten". Der Projektleiter für den Bau dieser Motorengeneration weist gern auf die Appetithäppchen für technisch Interessierte hin: Bis zu drei bar Ladedruck mittels zweistufiger Aufladung und hinten liegender Nockenwellenantrieb. Davon haben sogar Fußgänger einen Nutzen: Sie ermöglicht nämlich den Längseinbau des Motors unter einer zur Windschutzscheibe hin ansteigenden Haube – für die Erfüllung gesetzlicher Normen des Fußgängerschutzes eine ideale Voraussetzung.

In drei Leistungsstufen sollen die Motoren nach und nach in weitere Modellreihen Verwendung finden. Der jüngst vorgestellte GLK wird ihn bekommen, die neue E-Klasse und auch an eine Bestückung des Kleinlasters Sprinter ist gedacht. Das Aggregat eignet sich für Längs und Quereinbau, so dass beim Generationswechsel von A- und B-Klasse auch diese beiden Baureihen mit dem aktuellsten Diesel bedacht werden können. Die 136-PS-Variante kommt mit einem Turbolader aus, die 170- und 204-PS-Ausbaustufen verwenden derer zwei. Dabei haben die kleinen Schaufelräder Schwerstarbeit zu verrichten: Bis zu 248.000 Umdrehungen pro Minute müssen sie aushalten, ohne sich selbst zu zerlegen.

Schaltpunktanzeige als Effizienztrainer

Womit die für 40.638 Euro teure "Prime Edition" sich ihr Adelsprädikat Blue Efficiency verdient, liegt im Blick des Fahrers: Im Display des Hauptinstruments ist nun eine Schaltpunktanzeige zu sehen, die als Effizienztrainer wirken soll. Der für jede Fahrsituation ideale Gang wird dort angezeigt. Darüber hinaus gibt es einen glatten und daher aerodynamisch hilfreichen Unterboden, Reifen mit optimiertem Rollwiderstand und eine bedarfsgerechte Steuerung der Servopumpe, die nur dann Druck bereitstellt, wenn er gebraucht wird.

Was es erst einmal nicht gibt, ist ein automatisches Getriebe. Die Sonderauflage wird ausschließlich mit Sechsgang-Handschaltung ausgeliefert. Ebenso wenig ist ein Tempomat vorgesehen, was bei einem als Langsteckler ausgelegten Diesel wenig verständlich erscheint. Aber man kann sich den Geschwindigkeitsregler aus der Liste der Sonderausstattungen natürlich dazu bestellen.

So kernig der neue Motor seine enorme Schubkraft entwickelt, so herzhaft ist auch die Geräuschkulisse dazu. Um 2500 Umdrehungen herum klingt er etwas knurrig, was sich in höheren Gängen und Drehzahlen wieder legt. Dank des schon bei 1600 Umdrehungen bereit stehenden maximalen Drehmoments ist der C 250 CDI gern auch schaltfaul zu fahren. Wer es lieber etwas sportlich mag, für den bietet der modernste Mercedes-Motor ebenso Potenzial, einen Konflikt jedoch kann auch die versammelte Ingenieurskunst in Untertürkheim nicht lösen: Wer den Fahrspaß entfesselt, muss dafür bezahlen, denn 5,2 Liter je 100 Kilometer sind dann nicht mehr drin.

Quelle: ntv.de

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