Ein Amerikaner aus Korea "Geländewagen" Chevy Captiva
09.02.2007, 10:25 UhrVon Axel F. Busse
Geschwindigkeit ist keine Hexerei: Schneller als der Opel Antara, mit dem er sich Technik und Plattform teilt, war der Chevrolet Captiva auf dem Markt. Aber Tempo machen auch andere, denn der als Daewoo gestartete koreanische Hersteller hat ist nicht nur aus eigenen Landen mit reichlich Konkurrenz zu tun. Mit gefälligem Äußeren nimmt der 4,63 Meter lange Captiva den Wettbewerb auf. Eine rustikale Kunststoff-Beplankung signalisiert, dass er auch schwieriges Geläuf nicht scheut.
Schotterpisten, schlammige Waldwege, hochprozentige Steigungen - der Allrad-Captiva schlägt sich abseits der Straßen überraschend gut. Ein echter Geländewagen ist er freilich nicht. Für wirklich harten Offroad-Einsatz fehlen ihm Differenzialsperren oder eine Geländeuntersetzung. Die serienmäßige Bergabfahrhilfe ist ein Pluspunkt. Der robuste Unterbodenschutz und die Radhauseinfassungen aus Kunststoff mindern die Sorge, an kleinen Hindernissen Schaden zu nehmen. Das Fahrwerk steckt auch grobe Unebenheiten gut weg. Dafür sorgen die vorderen McPherson-Federbeinen und eine Mehrlenkerachse.
Im Normalfall gehen nur fünf Prozent der Antriebskraft an die Hinterachse. Ist die Vorderachse überfordert und melden die Sensoren Schlupf, werden elektronisch bis zu 50 Prozent nach hinten geleitet. Bis auf ein gelegentliches Aufschaukeln auf welliger Fahrbahn ist der Fahrkomfort tadellos. Die Lenkung ist leichtgängig, konnte aber ruhig etwas mehr Rückmeldung geben. Das serienmäßige ESP lässt sich durch forsche Fahrweise leicht zum Eingreifen motivieren.
Sowohl vorn als auch im Fond bietet der Captiva erstaunlich viel Platz. Die nach hinten schmaler werdende Fenstergrafik lässt das Auto zum Heck hin flacher erscheinen, doch die Kopffreiheit ist auch hinten gut. Das Kofferraumvolumen liegt mit 465 Litern im Schnitt, bei umgelegter Rückbank sind es 930 Liter, für mehr fehlt es an Karosserielänge. Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen. Im Gegensatz zum Opel Antara, den es nur als Fünfsitzer gibt, bietet der Koreaner gegen Aufpreis eine dritte Sitzreihe. Das Captiva-Cockpit ist übersichtlich gestaltet, wenngleich die Oberflächen den Wunsch nach Kostenminderung erkennen lassen. Ablagen und Stauraum gibt es ausreichend. Die Sitze sind bequem, bieten aber nicht genug Seitenhalt.
Der gefahrene 2,4-Liter-Beziner stellt mit 136 PS nicht nur preis- sondern auch leistungsmäßig das untere Ende des Modellprogramms dar. Der Motor ist drehfreudig, aber kein Leisetreter, was sich vor allem bemerkbar macht, wenn man bei höherem Tempo den sechsten Gang vergeblich sucht. Mit 8,9 Litern soll der 2,4 LS hundert Kilometer weit fahren können. Glückwunsch dem, der das schafft. Im Test waren es auch bei zurückhaltender und konstanter Autobahnfahrt knapp mehr als zehn. Rund 1.800 Kilo Leergewicht wollen halt erst einmal bewegt werden. Knapp 25.000 Euro sind ein konkurrenzfähiges Angebot und bedeuten viel Auto fürs Geld. Darin sind auch Klimaautomatik und Tempomat enthalten. Wahrscheinlich werden sich aber mehr Kunden für den Zweiliter-Diesel entscheiden, der nicht nur wirtschaftlicher ist, sondern auch 14 PS und eine Schippe mehr Drehmoment bietet.
Technische Daten
4-Zylinder-Reihenmotor mit 2.405 ccm
Leistung: 136 PS
Beschleunigung 0-100 km/h: 11,5 Sekunden
Leergewicht: 1.760 kg
Max. Zuladung: 560 kg
Max. Anhängelast: 1.500 kg
Testverbrauch: 10,1 Liter/100km
Preis: 24.990 Euro
Quelle: ntv.de