Hyundai ix55 Großer Bruder aus Korea
08.04.2009, 08:00 UhrVon Oliver Klempert
Mit dem ix55 liefert Hyundai jetzt in Europa sein Meisterstück ab – auch wenn er sicherlich zu spät kommt, denn die Zeit für solch große SUVs ist schon wieder vorbei. Die Begeisterung für große Geländewagen hat deutlich nachgelassen: Zunehmendes Klimabewusstsein und hohe Kraftstoffpreise spielen dabei eine Rolle. Das ficht den koreanischen Hersteller jedoch nicht an: "Der ix55 setzt für Hyundai neue Maßstäbe – und ist ein echter Herausforderer für etablierte Premium-SUV wie BMW X5, Audi Q7 und Volvo XC90. Wir stehen deshalb voll hinter ihm", so Hyundai-Chef Werner H. Frey bei der Präsentation in Leipzig selbstbewusst.
Ob sich Frey mit diesem Vergleich einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Tatsache ist: Besser und moderner ausgestattet war noch kein Hyundai zuvor, der auf den deutschen Markt kam. Auch preislich klettern die Koreaner mit dem 4,84 Meter langen und fast zwei Meter breiten Siebensitzer ganz nach oben: 42.290 Euro kostet die Basisausstattung "Comfort". Dafür ist bereits alles an Bord, was anderswo die Preise auf 60- oder 70.000 Euro treibt: Lederausstattung, Sitzheizungen vorn und hinten, Audiosystem mit USB-Anschluss, Zwei-Zonen-Klimaanlage mit separater Regelung für die Fondpassagiere, Niveauregulierung, elektrisch öffnende und schließende Heckklappe. Weiterhin verfügt die Comfort-Variante über einen Scheibenwischer-Enteiser vorne, einen Regen- und Lichtsensor sowie ein Rückfahrwarnsystem. Das neue Flaggschiff soll nach den Worten Freys das Image der Marke schärfen, diene als Technologieträger und stärke die Offroad-Kompetenz.
In USA schon 25.000 mal verkauft
17-Zoll-Leichtmetallfelgen, ein automatischer Niveauausgleich an der Hinterachse und eine Doppelrohrauspuffanlage runden die "Comfort"-Version für diesen Anspruch genauso ab wie ein serienmäßiges Sicherheitspaket. Dieses umfasst unter anderem sechs Airbags, ESP mit integriertem Bremsassistenten sowie aktive Kopfstützen. In der Top-Ausstattung Premium kommen noch weitere Komfort- und Sicherheitsdetails hinzu. Dazu zählen eine elektrisch bedienbare Heckklappe, das Reifendruck-Kontrollsystem TPMS, Ledersitze, Sitzheizungen vorne und in der zweiten Sitzreihe, eine Memory-Funktion für das Lenkrad, die Außenspiegel und den Fahrersitz, Xenon-Scheinwerfer, ein elektrisch verstellbarer Beifahrersitz, ein Smart-Key-System sowie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Deutschland-Premiere feierte das neue Topmodell Hyundais auf der AMI in Leipzig. Mitte Mai 2009 soll der Verkauf hierzulande starten. Bereits im März 2007 startete der Geländegänger in den Vereinigten Staaten als benzingetriebens Modell Veracruz. "Sicher ist es im Augenblick nicht angebracht, sich den amerikanischen Automobilmarkt als Messlatte zu nehmen. Im Hinblick auf die großen SUV zeigt uns der US-Markt aber, dass der ix55 durchaus erfolgreich gegen die etablierten Wettbewerber antreten kann. Der Siebensitzer verkaufte sich in den USA allein rund 25.000 Mal", sagt Frey.
Um den Wagen fit für Europa zu machen, hat Hyundai den V6-Benziner der US-Version durch einen neuen Selbstzünder ersetzt. Der erste V6-Diesel der Marke wurde in Rüsselsheim entwickelt und gibt in dem Geländewagen seinen Einstand. Aus drei Litern Hubraum holt er 239 PS und 451 Nm, mit denen man zügig unterwegs ist. Angenehm leise und laufruhig, mit einem Normverbrauch von 9,4 Litern und gut im Zaum gehalten von einer ebenfalls neuen Sechsstufen-Automatik, beschleunigt der Zweitonner in 10,4 Sekunden auf Tempo 100 und schnurrt danach munter weiter. Allerdings: Die Sechsgang-Automatik ist dabei etwa träge und schaltet erst spät hoch. Auch ist der CO2-Ausstoss mit 249 Gramm pro Kilometer für ein reines Öko-Gewissen zu hoch, liegt aber im Rahmen der Mitbewerber.
Dritte Sitzreihe im Fahrzeugboden
Innen ist alles sauber verarbeitet. Die Bedienelemente sind übersichtlich, die Alu-Applikationen wirken schön aber recht einfach. Die Ledersitze vorn sind breit und bequem. Jeder Schalter sitzt dort, wo man ihn vermutet, und ein Dutzend elektrischer Helfer machen das Leben leichter. Hinten lässt sich zwischen den äußeren Plätzen eine multifunktionale Armlehne ausklappen. Die serienmäßige dritte Sitzreihe versteckt sich bei Nichtgebrauch im Fahrzeugboden und schafft so Platz für bis zu 1746 Liter Gepäck. Aufgestellt bietet sie erstaunlich viel Platz für Beine – dennoch ist sie wohl eher für mitfahrende Kinder gedacht. Allerdings schrumpft dabei der Kofferraum auf das Format eines Briefkastens: Gehen in der fünfsitzigen Konfiguration 598 Liter hinein, reicht der Platz mit sieben Sitzen nur noch für ein paar Kulturbeutel.
Insgesamt 500 Einheiten will Hyundai noch in diesem Jahr vom ix55 in Deutschland verkaufen. 2010 sollen es 1300 Stück werden. "Ich bin sicher, der Wagen wird sich in Deutschland behaupten", sagt Frey. Am konservativ kalkulierten Absatzziel von Hyundai Deutschland hätte der ix55 damit einen sehr bescheidenen Anteil: 50.000 Einheiten insgesamt hat Werner H. Frey als Ziel für 2009 ausgegeben. "Wenn es im März so weiterläuft wie bislang, sollten wir im ersten Quartal auf 25.000 Einheiten kommen", rechnet er hoch. Mit knapp 16.000 verkauften Fahrzeugen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres und 4,3 Prozent Marktanteil im Februar hat Hyundai das beste Ergebnis seiner 18-jährigen Deutschland-Präsenz verbucht. Kein anderes Fabrikat hat mehr von der Belebung durch die Umweltprämie profitiert als Hyundai.
Quelle: ntv.de