Skodas Fabelwesen Kleiner Yeti, großer Nutzen
11.04.2010, 14:03 UhrVW-Technik zum kleinen Preis: Damit schürt Škoda den Argwohn bei Volkswagen. Und tatsächlich ist der erste Geländewagen der Tschechen eine gute Wahl.
"Warum einen Volkswagen kaufen, wenn ich die gleiche Technik für weniger Geld bekommen kann?" Diese Frage stellten sich vergangenes Jahr viele Kunden und machten Škoda damit zur stärksten Importmarke auf dem deutschen Markt. Fast 191.000 Neuzulassungen zählte das Kraftfahrtbundesamt 2009, nur noch übertroffen von Renault, bei denen aber auch die Dacia-Fahrzeuge mit eingerechnet werden.
Der Hochdach-Kombi Yeti ist das jüngste Škoda-Modell und hat in nur sechs Monaten rund 2700 Einheiten zum Erfolg der Marke beigetragen. Das Auto mit dem Namen des sagenumwobenen Bergwesens hat zwar im VW-Modellprogramm keinen direkten Gegenspieler, doch was Motoren und Ausstattungsmerkmale angeht, ist die Konzern-Verwandtschaft unübersehbar. Einstiegsmotorisierung ist der 1,2 Liter große TSI-Motor, dessen Kraft ausschließlich die Vorderräder antreibt.
Das ist nur konsequent, denn immer mehr Kunden mögen zwar eine rustikale Optik, die an Geländewagen erinnert, wissen aber um die seltene Notwendigkeit eines Allradantriebs in ihrer täglichen Fahrpraxis. Verzicht auf eine zusätzliche angetriebene Achse bedeutet nicht nur einen geringeren Anschaffungspreis, sondern letztlich auch Verzicht auf Gewicht, was den Verbrauchswerten zugute kommt.
Herstellerangaben nahe an der Realität
Laut Herstellermessung soll sich der kleine Schneemensch mit 6,6 Liter Super im Durchschnitt begnügen. Im Praxistest mit einem leicht autobahnlastigen Streckenprofil kamen am Ende 6,8 Liter heraus, was angesichts der notorisch überhöhten Praxiswerte vieler anderer Pkw sehr respektabel ist. Auch beim Tempo gab sich der 105 PS starke Fünftürer keine Blöße. Das Datenblatt sagt 175 km/h, bei der GPS-Messung kamen (mit langem Anlauf) 176 km/h heraus.
Mit einer Leermasse von 1345 Kilogramm ist das Auto zwar kein Schwergewicht, aber es ist auch kein Sprinter. Die 11,8 Sekunden von Null auf 100 km/h würden Autoquartett-Spielern keine Freude machen, jedoch wird sportliches und dynamisches Auftreten von der ins Auge gefassten Klientel auch nicht an erster Stelle verlangt. Škodas sind von ihren Kernwerten her Vernunftautos, für deren Kunden vor allen der Nutzwert im Verhältnis zum Anschaffungspreis entscheidend ist. Familien mit dem Wunsch nach vielseitiger Verwendbarkeit kommen da ebenso in Betracht wie Handwerker und Dienstleister. Und wer dann tatsächlich mal über Stock und Stein, Schnee oder Geröll rumpeln will, hat ja immer noch die Chance, sich für ein Allradmodell zu entscheiden.
Reichlich Platz im Heck
Das Fahrerlebnis mit dem Yeti 1.2 TSI wird vor allem von Ruhe und Leichtigkeit bestimmt. Im Stand kaum hörbar, bleibt der Vierzylinder selbst unter Last dezent im Hintergrund. Leicht, aber nicht unpräzise fühlen sich Lenkung und Schaltung an, gering ist der Kraftaufwand für Kupplungs- und Bremspedale – es scheint, als sei das Auto daraufhin konstruiert, unauffällig zu bleiben. Anstrengungsfrei ist hinein und heraus zu kommen, der höheren Karosseriebauart sei Dank.
Das Auffälligste an der kantigen Optik sind die großen Radhäuser. Das namensgebende Fabelwesen wird als Urheber von bis zu 43 Zentimeter großen Fußabdrücken beschrieben, und die Kotflügelausschnitte des Yetis sehen aus, als könnten sie auch 22-Zoll-Felgen aufnehmen. Die Räder des Škodas sind aber nur 16 oder 17 Zoll groß. Heraus kommt dabei eine Bodenfreiheit von 180 Millimetern. Deutlich mehr, als bei anderen Pkw, etwas weniger als bei den meisten Geländewagen. Eine Höhe von 73 Zentimetern für die Ladeschwelle unter der Heckklappe ist zwar kein Bestwert, dafür öffnet die Luke aber auch bis zu einer Höhe von 1,90 Metern, so dass selbst groß Gewachsene beim Beladen keine Beule am Kopf riskieren. Die Ladeöffnung misst 106 mal 83 Zentimetern, so dass sich sperrige Güter bequem in den bis zu 1580 Liter fassenden Gepäckraum bugsieren lassen. Fahrer eines Golf Variant zum Beispiel müssen mit weniger Volumen auskommen.
Fehlende Kraft beim untertourigen Fahren
Unspektakulär, aber effizient – das sind die Attribute, die dieser Yeti für sich in Anspruch nehmen kann. Und da ein Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie mit an Bord ist, kann man dem Auto sogar ein gewisses Temperament nicht absprechen. Ab 1500 Umdrehungen stehen 175 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, was für annehmbaren Vortrieb sorgt. Unter die Schwelle von 1500 Touren sollte man die Drehzahl jedoch möglichst nicht sinken lassen, da sonst beim Gasgeben die erhoffte Wirkung auf sich warten lässt.
Das aufgeräumte und qualitativ solide Ambiente im Innenraum steht dem aus gleichen Bauteilen bestehenden Mobiliar in VW- oder Seat-Modellen nicht nach. Da bekommt der Einstiegspreis von 17.990 Euro einen zusätzlich verlockenden Klang. Das Airbag-Sortiment enthält schon in der Grundausstattung einen Knie-Prallsack, lediglich für die Bestückung mit Seitenairbags hinten müssen 280 Euro zusätzlich gezahlt werden. Ebenso wenig fehlt es an ESP, ABS oder Antriebsschlupfregelung. Standardmäßig ist das 1,2-Liter-Modell mit einer Sechsgang-Handschaltung versehen, wer das siebenstufige DSG-Getriebe bestellt (+1700 Euro) bekommt einen Berganfahrassistenten kostenfrei obendrauf.
Fazit: Man muss wirklich sehr genau hinsehen, um die Frage "warum soll ich einen Volkswagen ...?" dann doch noch zugunsten der Wolfsburger Produkte beantworten zu können. Genau genommen reicht schon hin-hören. Das scharfe "Klack", das die inneren Haltegriffe beim Zurückschnellen erzeugen, stellt klar, dass der feine Unterschied auch in einer winzigen Silikondämpfung liegen kann. Wer auf solche Details keinen Wert legt, bekommt mit dem Einstiegs-Yeti ein prestigefreies, vielseitiges und wirtschaftliches Fahrzeug zu einem fairen Preis.
Datenblatt | |
Abmessungen LxBxH | 4,22 x 1,80 x 1,69 Meter |
Leergewicht | 1345 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 310 - 1580 Liter |
Maximale Zuladung | 545 kg |
Motor | 1,2-Liter 4-Zyl-Reihenmotor mit Turboaufladung u. Direkteinspritzung |
Antrieb und Getriebe | 6-Gang manuell |
max. Leistung | 77 kW/ 105 PS bei 5000 U/Min |
Kraftstoffart | Super Plus |
Tankinhalt | 60 Liter |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
max. Drehmoment | 175 Newtonmeter bei 1500 - 3500 U/Min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 11,8 Sekunden |
Verbrauch pro 100 Kilometer | 7,9/5,9/6,6 Liter |
CO2-Emissionen | 154 Gramm pro Km |
Schadstoffklasse / Feinstaubplakette | EURO 5 / Grün |
Grundpreis | 17.990 Euro |
Quelle: ntv.de