Praxistest

"Goes like hell" Mazda 3 in der GTI-Klasse

Von Axel F. Busse

Nun doch noch ein neuer Mazda 3: Nachdem die im Juli vorgestellte modellgepflegte Ausgabe des kompakten Japaners kaum das Wort Kosmetik verdient, kommt der Hersteller im Dezember doch noch mit einem neuen Produkt auf den deutschen Markt - dem Mazda 3 MPS. Analog zu der mit gleicher Buchstabenkombination versehenen Mazda 6 Limousine erhält das Auto einen aufgeladenen 2,3-Liter-Vierzylinder-Motor mit 260 PS.

Damit drängt sich der handliche Fünftürer in die jetzt schon überbevölkerte so genannte GTI-Klasse. Die müsste heute freilich Doppel-GTI-Klasse heißen, denn die meisten Wettbewerber haben inzwischen mehr als doppelt so viel Leistung wie der 1976 erstmals vorgestellte Heißsporn von Volkswagen. Und Mazdas Nachwuchsathlet setzt sich gleich an die Spitze der frontgetriebenen Krawall-Hobel, der Alfa Romeo 147 GTA (250 PS), Astra OPC (240), Renault Megane RS (224) oder der Ford Focus ST (220) folgen mit respektvollem Abstand. Nur der neue Audi S3 (Allrad) und der BMW 130i (Heckantrieb) haben mit 265 PS noch mehr Power.

Ein Aufschneider ist der Mazda 3 MPS aber dennoch nicht. Natürlich sind bei so viel Leistung Spoiler und Schweller unvermeidlich, um den Wagen bei hohem Tempo stabil zu halten. Aber sie sind so überschaubar dimensioniert, dass die Optik des Basismodells nur minimal verändert ist. Einzige Auffälligkeit sind der Dachkantenspoiler und die serienmäßigen 18-Zoll-Alufelgen.

Zurückhaltend in der Optik

Innen geht es ebenso zurückhaltend zu, vielleicht sogar etwas zu dezent. Die roten Nähte an den gut geformten Sportsitzen wirken so rührend wie die Bitte: "Schaut her, ich bin ein Kraftprotz". Ein bisschen Alu oder anderes Optik-Tuning am Interieur hätte aus diesem Sportler gewiss noch keinen Dopingsünder gemacht. Dass der Tacho bis 280 km/h skaliert ist, fällt vor allem dem nicht auf, der bei Tag mit Licht unterwegs ist. Die Hintergrundbeleuchtung der Instrumente ist für diesen Fall zu stark gedimmt und lässt die Zahlen kaum erkennen.

Gemessen an der martialischen Spoilershow mancher Möchtegern-Kraftmeier hat der Mazda tatsächlich allerhand zu bieten. Der Turbomotor bläst mit 380 Newtonmetern Drehmoment zum Angriff auf die Konkurrenz. Schon bei 3.000 Umdrehungen ist diese Durchzugskraft nutzbar und das gibt ordentlich Schub. Ist Elastizität gefordert, legt sich dieser Dreier ebenfalls mächtig ins Zeug. Kaum hat man bis fünf gezählt, schnellt er im fünften Gang von 80 auf 120 km/h. Die 200 km/h-Marke ist im Nu passiert und auch im Sechsten ist noch respektabler Vorwärtsdrang spürbar.

Austrainierter Muskelmann

Mit einem speziell entwickelten Differenzial schafft es Mazda, Traktionsprobleme im Zaum zu halten. Zwei Drittel des Drehmoments können auf ein Rad gelenkt werden und auch in der Lenkung sind die Antriebseinflüsse überschaubar. Mit gazellenhafter Leichtigkeit sind Richtungswechsel erledigt, das Handling ist tadellos. Nur die Wege beim Gangwechsel erscheinen etwas lang - schließlich zeigt ja der MX-5, dass Mazda diese Disziplin besser beherrscht. Wie austrainiert der Muskelmann ist, zeigt das Leistungsgewicht von 5,4 Kilo pro PS - ein Porsche Cayman hat derer 5,6. Leistungsmäßig also alles auf der Höhe der Zeit, an Funktionalität hat der Fünftürer durch die Kraftkur ohnehin nichts eingebüßt.

Wird richtig gespurtet, pfeifen schon mal 13 Liter durch die Einspritzung, aber die vom Hersteller als Normverbrauch angegebenen 9,7 Liter je 100 km erscheinen durchaus realistisch. Nach ausgedehnter Testfahrt mit Stau und 230 km/h-Passagen zeigte der Bordcomputer den Durchschnittsverbrauch mit 10,2 Litern an. Zum Preis von 24.900 Euro wird der Mazda 3 MPS im Dezember bei den Händlern stehen.

Wäre die Redewendung vom "flotten Dreier" nicht schon so unendlich ausgeleiert, hier käme sie zu recht zum Einsatz. Dabei ist es auch völlig gleichgültig, ob nun MPS, GTI oder sonstwas zur Bezeichnung temperamentvoller Spitzenmotorisierungen dient. Rund 600 Kunden, so kalkuliert Mazda, werden im nächsten Jahr in Deutschland wohl in den Genuss dieses Adrenalinweckers kommen wollen. Von den PS-affinen Briten wohl noch ein paar mehr, und die Chancen stehen gut, dass sie den schnellsten aller Serien-Mazdas mit einer ganz anderen Buchstabenkombination belegen werden. Die macht dann sofort klar, welcher Provenienz das Fahrzeug ist: "GLH" = "goes like hell".

Quelle: ntv.de

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