Kompaktmodell runderneuert Mazda mit Dreier auf Golf-Kurs
07.04.2009, 15:30 UhrWenn es darum geht, das wichtigste Modell von Mazda in Europa zu bestimmen, kann es keine zwei Meinungen geben. Der Mazda 3 macht gut ein Drittel aller Verkäufe der Marke aus. Entsprechend groß sind die Erwartungen, wenn ab 6. Juni bei den 730 Händlern der Marke in Deutschland der Verkauf des neuen 3ers beginnt.
Die nicht ganz viereinhalb Meter lange Schrägheck-Limousine hat sich für den Wettbewerb den schwersten Gegner ausgesucht, den man sich überhaupt vorstellen kann: den VW Golf. Das Kompakt-Segment wird nicht zuletzt auch deshalb Golf-Klasse genannt, weil der deutsche Platzhirsch dort das Maß aller Dinge darstellt. Die Maße sind es deshalb auch, wo der Mazda sich schon mal deutlich vom Klassenprimus absetzt. In Länge, Breite, Höhe und Radstand übertrifft er den deutschen Bestseller klar.
Aber Zentimeter lassen sich nicht automatisch in Verkaufserfolg umrechnen. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland vom Mazda 3 rund 11.500 Exemplare neue zugelassen, bei Golf und Jetta waren es mehr als 20mal so viele. Die neue Front orientiert sich unübersehbar an Mazda 6 und dem den Coup RX-8. Charakteristisch sind schmalere Scheinwerfergläser, ein tiefer liegender Kühlergrill und muskulös ausgeformte Frontkotflügel. Es bleibt die betont keilförmige Seitenlinie, das Heck wird durch die Klarglasleuchten mit LED-Technik, einen wulstigen Stoßfänger und einen angedeuteten Heckdiffusor bestimmt. Die erfreulich tiefe Ladekante erleichtert den Einkauf, mit 340 Litern steht zwar mehr als beim Vorgänger, aber etwas weniger Volumen zur Verfügung als beim Golf.
Cockpit klar auf den Fahrer orientiert
Wie Mazda Programm-Manager Kenichiro Saruwatari bei der Pressepräsentation erläuterte, standen bei der Neukonzeption des Dreiers drei Schwerpunkte im Fokus. Das dynamische Design sollte durch ebensolches Fahrverhalten untermauert werden, drittens ging es um umwelt- und sicherheitsrelevante Fortschritte. Bei der Cockpitgestaltung ging es um eine spürbare Fahrerorientierung, Bedienelemente wurden näher in die Reichweite des Lenkenden gerückt. Wenn weniger Bewegungen mit Händen und Augen nötig sind, so die Erklärung der Ingenieure, bleibt mehr Konzentration fürs Verkehrsgeschehen übrig.
Unter einer Haube oberhalb der Mittelkonsole ist außer dem Display für Fahr- und Verbrauchsdaten auch ein kleiner 4-Zoll-Bildschirm untergebracht. Mazda will mit diesem optionalen Angebot das Preisniveau für fest eingebaute Navisysteme drücken. Mit 720 Euro ist es wesentlich günstiger als die im vierstelligen Bereich angesiedelten Systeme der Konkurrenz. Jedoch muss man auf einen Vorteil der "großen" Navis verzichten: Dem Beifahrer mal eben die Adresse nennen und ihm die Programmierung überlassen geht hier nicht. Das System ist ausschließlich über Tasten am Lenkrad bedienbar.
Da der Mazda 3 entwicklungstechnisch gesehen kein Einzelgänger ist und seine Plattform auch für Ford Focus und Volvo C30 genutzt wird, benimmt er sich in Betrieb europäisch unkompliziert. Das Fahrverhalten und Handling sind sportlich straff, ohne aber den Federungskomfort zu vernachlässigen. Bodenwellen werden weggebügelt, die Servounterstützung macht die Lenkung jedoch ein wenig zu leichtgängig, so dass man sich den fühlbaren guten Kontakt zur Straße intensiver wünschte.
Verbrauch um fast einen Liter reduziert
Als Antrieb bleibt den Kunden der durchzugskräftige 1,6-Liter-Benzinmotor erhalten, der aber detailliert überarbeitet wurde. Mit dem 105 PS leistenden Aggregat erreichte man eine Verbrauchsreduzierung von fast einem Liter gegenüber dem Vorgängermodell, so dass jetzt im Schnitt 6,3 Liter zu Buche stehen. Mit nur 4,5 Liter soll der gleich große Diesel-Vierzylinder auskommen, der dank Turboaufladung maximal 109 PS abgibt. Seine 240 Newtonmeter Drehmoment sorgen für ordentlich Temperament. Zum Spätsommer soll auch ein Zweiliter-Benzindirekteinspritzer verfügbar sein, mit dem sich Mazda dann bei den Anbietern einer Start-Stopp-Technologie einreiht. Eine Gewichtsreduzierung von 15 Kilogramm gegenüber dem Vorgänger bringt für alle Modelle ein paar Sekundenbruchteile in der Sprintfreudigkeit.
Bevor es wieder ein MPS-Modell als leistungsmäßige Spitzenkraft in der Dreierreihe gibt, stellt ein Diesel die bissigste Variante der Kompaktbaureihe dar. Der bereits im Mazda 6 angebotene 2,2 Liter große Vierzylinder-Selbstzünder mit 185 PS ist nicht nur Euro-5 tauglich, sondern kann den 3er bis auf 213 km/h beschleunigen. Ebenfalls von 6er erhält der Mazda 3 optionale Sonderausstattungen wie etwa den Spurwechselassistenten, Bi-Xenon-Scheinwerfer oder adaptives Kurvenlicht.
Obwohl auch die Stufenheckvariante in Deutschland angeboten wird, räumt Mazda ihr hierzulande keine großen Chancen ein. Osteuropa und Nordamerika geben solchen Autos den Vorzug, während der Hersteller mit 95 Prozent Heckklappenanteil in Deutschland rechnet. Der 1,6-Liter-Benziner steht mit 16.900 Euro in der Preisliste, der große Diesel in der gehobenen "Highline"-Ausstattung wird für 24.800 Euro angeboten.
Quelle: ntv.de