Praxistest

85.000 Euro, 355 Pferdestärken Mit dem Porsche 911 unterwegs

Von Axel F. Busse

Zum Start des neuen "Elfer" hat Porsche gleich zwei Motorisierungen auf den Markt gebracht – eine mit 325 und eine mit 355 PS. Fahreindrücke von der stärkeren Variante:

Der 911er wurde vor allem deshalb zum Klassiker, weil Karosserie-Veränderungen in den vergangenen 40 Jahren stets behutsam vorgenommen wurden. Seine Identität ist auf den ersten Blick erkennbar. Auffälligstes Merkmal der aktuellen Baureihe gegenüber dem Vorgänger: Die als "ausgelaufenes Spiegelei" geschmähten Scheinwerfer sind wieder in eine ovale Form zurückgekehrt. Die großen Radausschnitte und muskulös geformten hinteren Kotflügel akzentuieren die unverwechselbare Linie.

Nur 24 Zentimeter über dem Asphalt findet der Fahrer seine Position. Seine Umgebung lässt eine für einen Sportwagen erstaunliche Geräumigkeit erkennen. Sind die Kinder nicht älter als acht Jahre, könnte der Carrera sogar noch als Familienauto durchgehen. Mit 135 Litern ist der Gepäckraum vor der Vorderachse mit zwei mittleren Reisetaschen erschöpft. Erstmals ist ein Multifunktionslenkrad in einem 911er erhältlich. Zwar sind alle Bedienelemente in bequemer Reichweite, nur sind manche Knöpfe kaum einen Quadratzentimeter groß, was Präzision beim Tippen verlangt.

Neu ist das so genannte "Porsche Active Suspension Management"-System (PASM), das nicht nur ESP, ABS und Traktionskontrolle vereint, sondern auch die Dämpferhärte regelt. Das Fahrwerk bringt stets die einem Porsche angemessene sportliche Härte mit, ohne unkomfortabel zu werden. Es kann in der auf Wunsch erhältlichen, elektronisch geregelten Dämpferabstimmung auf verschiedene Komfortvarianten eingestellt werden. Der Kopfairbag ist nicht im Dachhimmel, sondern am oberen Rand der Türverkleidung angebracht. Die verbreiterte Spur sorgt dafür, dass der Wagen noch unempfindlicher gegen Querbeschleunigung ist.

In jeder Tempo- und Drehzahlsituation reagiert der Wagen zupackend aufs Gas, selbst bei 5.000 U/min im 6. Gang ist noch kraftvoller Vortrieb zu erzeugen. Niedertouriges Dahingleiten nimmt der Boxermotor ebenso wenig übel wie das Fahrwerk heftiges Lenken und Lastwechsel. Die gegenüber dem Einstiegsmodell um 200 ccm Hubraum und 30 PS gesteigerte "S"-Variante des Carrera glänzt durch große Elastizität. Im gesamten Bereich zwischen 3.000 und 6.500 Umdrehungen kann der Fahrer aus mehr als 350 Nm Drehmoment schöpfen. Für ein Beschleunigungsmanöver im 5. Gang von 80 auf 120 km/h benötigte der Testwagen gerade mal 6,3 Sekunden.

Der Porsche 911 verkörpert das Bild des austrainierten und grundsoliden Sportlers, der unprätentiös und zickenfrei durch Leistung überzeugt. In seiner Klasse bietet er außer enormem Fahrspaß deutlich mehr Alltagstauglichkeit als viele seine Mitbewerber. Dazu erhält der Kunde eines der wertstabilsten Autos überhaupt - allerdings zu einem üppigen Preis. Der neue 911er kostet mindestens 75.200 Euro. Mit jeder zusätzlichen Pferdestärke werden für die „S“-Variante noch einmal 333 Euro fällig. Ein 355-PS-Bolide wird niemals ein sparsames Auto sein, weshalb auch die 13 Liter Testverbrauch je 100 Kilometer noch akzeptabel sind.

Daten:
Länge/Breite/Höhe: 4427/1808/1300 mm,
Sechszylinder-Boxermotor, Heckantrieb, 3824 ccm Hubraum,
Leistung 261 kW (355 PS) bei 6600 U/min,
max. Drehmoment 400 Nm bei 4600 U/min,
Höchstgeschwindigkeit 293 km/h (Werksangabe), 306 km/h (Tachoanzeige)
0–100 km/h in 4,8 Sekunden,
Leergewicht 1420 kg,
Tankinhalt 64 Liter, Testverbrauch 13,1 Liter Superplus/100 km.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen