Die globalen Zwillinge Opel Antara, Chevrolet Captiva
13.06.2007, 11:11 UhrVon Axel F. Busse
Der eine Herstellername klingt nach deutscher Gründlichkeit, der anderen nach amerikanischem Traum: Opel und Chevrolet kennen viele schon seit Autoquartett-Zeiten - doch die geografischen Assoziationen sind falsch. An koreanischen Fleiß sollte denken, wer sich mit dem Opel Antara oder dem Chevrolet Captiva beschäftigt. Als eine Art globales Zwillingspärchen sind sie in wesentlichen Teilen baugleich. Wo die Unterschiede liegen, lesen Sie hier:
Die Ursprünge beider SUV liegen bei der koreanischen Marke Daewoo, die 2005 mehrheitlich von General Motors übernommen wurde. Opel, seit 1929 im Besitz der Amerikaner, brauchte nach dem Auslaufen des Frontera dringend wieder einen Offroader. Beim Vergleich der Verkaufszahlen in Deutschland liegt der Chevrolet Captiva bislang noch leicht vor dem Opel Antara. Das muss nicht unbedingt am günstigeren Preis liegen - der Chevrolet ist einfach drei Monate früher als der Opel auf dem Markt erschienen.
Beim Make Up der beiden Brüder hat man sich durchaus Mühe gegeben, sie nicht wie eineiige Zwillinge aussehen zu lassen. Fronthaube, Kühlergrill, Scheinwerfer weisen Unterschiede auf. Die differierende Gestaltung der Stoßfänger verhilft dem Captiva zu 50 Millimeter mehr Außenlänge. Die Lüftungsschlitze in den vorderen Kotflügeln sind beim Antara deutlich prägnanter gestaltet, am Captiva bietet die Heckklappe die Möglichkeit, die Scheibe separat zu öffnen. Das ist beim Opel ebenso wenig möglich wie die Bestellung einer dritten Sitzreihe, die der Captiva mit der Topmotorisierung serienmäßig hat.
Antara: Innen wohnlich und wertvoll
Im Innern fällt vor allem die unterschiedliche Cockpit-Gestaltung auf, wobei der Opel beim Thema Anmutung und Design die Punktewertung klar für sich entscheidet. Alles wirkt aufgeräumter, übersichtlicher und funktionaler. Die großen Lüftungsdüsen setzen optische Akzente, die Bedienelemente im Mittelteil sind logisch aufgebaut und leicht handhabbar. Das sieht solide und werthaltig aus, während die Konsole im Captiva den Eindruck hinterlässt, als habe man über die Funktion die Form aus den Augen verloren. Abweichungen gibt es auch bei den Türverkleidungen und der Anordnung der dort befindlichen Tasten für die Fensterheber.
Die Platzverhältnisse sind großzügig, im Captiva führt die dritte Sitzreihe zu keinerlei Einschränkungen für die Reihen eins und zwei. Für den Zustieg auf das versenkbare Gestühl ist aber wie bei allen SUV dieser Bauart eine gewisse Gelenkigkeit hilfreich. Die Kinder und Jugendlichen, die dort hinten bequem sitzen können, verfügen gewöhnlich darüber.
Die gefahrene Version mit dem 3,2 Liter-Benzinmotor dürfte zwar bei den Stückzahlen keine so große Rolle in Deutschland spielen, der V6 ist aber der stärkste und kultivierteste Motor, den beide Fabrikate zu bieten haben. Im Opel gibt der V6 bei 6.600 Umdrehungen eine Maximal-Leistung von 227 PS ab, der Captiva bietet als offizielle Nennleistung drei Pferdchen mehr. Auf Spurtvermögen und Höchsttempo hat dieser Unterschied keinen Einfluss. Beide Autos sollen die 100er-Marke in 8,8 Sekunden knacken und knapp über 200 km/h schnell sein. Das Temperament, das die Pferdestärken versprechen, ist also bei beiden Autos mäßig ausgeprägt. Das liegt vor allem an dem hohen Gewicht, das je nach Ausstattung zwischen 1.845 und 1.965 Kilogramm liegt.
Captiva: Weniger Durst und CO2
Und wenn die beiden schon keine Sprinter sind, machen wenigstens das spontane Ansprechen beim Gasgeben und der sanfte, aber drehfreudige Lauf des Sechszylinders Freude. Dass der Opel mit einem Testverbrauch von fast 14 Litern durchs Ziel ging, kann hingegen nicht erfreuen. Wieso der Captiva auf gleichem Streckenprofil mit 12,4 Litern auskam, müsste wohl ein Prüfstand-Test klären, denn die Fünfgang-Automatik ist bei beiden Autos identisch. Dort könnte man auch der Frage nachgehen, weshalb der Captiva lauf Datenblatt lediglich 264 g CO2 je Kilometer ausstößt, wohingegen der etwas schwächere Opel-Motor 278 g/km in die Luft bläst.
Trotz der hohen bewegten Massen sind beide Offroader unproblematisch zu bewegen und genügsam im Handling. Auf Kleinsteinpflaster erscheint der Antara etwas straffer abgestimmt, der Captiva ist spürbar weicher. Als Preis für mehr Bequemlichkeit neigt er in Kurven aber deutlicher als der Opel dazu, den Aufbau den Fliehkräften auszuliefern. Das preisgünstigere Angebot ist der Captiva für 36.090 Euro, der Opel kostet knapp 2.000 mehr. Dafür bieten beide Autos eine solide Grundausstattung, die z.B. 18-Zoll-Alufelgen, Nebelscheinwerfer, Regensensor und Tempomat sowie Klimaanlage umfasst. Inklusive ist im Captiva auch ein CD-Radio mit MP3-Player und 6-fach-Wechsler. Eine im Captiva serienmäßige elektrische Fahrersitzverstellung muss vom Opel-Fahrer mit 360 Euro bezahlt werden. Erst seit Kurzem gibt es für die Chevi-Kunden ein Navigationsgerät, das auch bei der Fahrzeugbestellung als Sonderausstattung geordert werden kann. Opel bietet einen Fahrtzielrechner als Teil des Infotainment-Bordsystems an, das für 1.805 Euro extra auch CD-Wechsler und Bluetooth-Schnittstelle fürs Telefon bietet.
Das Zulassungsergebnis 2006 fällt laut Kraftfahrtbundesamt mit 1.607 Stück gegenüber 291 deutlich zugunsten des Captiva aus. Bei beiden Modellen dominieren die Fahrzeuge mit Dieselmotor. Dank des besseren Markenimages holt der Antara den Rückstand langsam auf. Im März 2007 wurden in Deutschland 520 Exemplare des Opels und 410 des Chevrolets zugelassen
Fazit: Im Fahrerlebnis sind die Unterschiede zu vernachlässigen, Funktional liegen die Vorteile beim siebensitzigen Captiva. Auch rechnerisch bietet er mehr Auto für weniger Geld. Der Opel kann die höherwertige Anmutung und die ausgereiftere Erscheinung für sich verbuchen. Als Gebrauchter dürfte er sich gegenüber dem Captiva als wertstabiler erweisen.
Quelle: ntv.de