Citroën C4 Aircross - "Très chic!" Die Hot Couture fürs Grobe
17.09.2012, 13:40 Uhr
Leichtes Gelände lässt sich mit dem C4 Aircross ohne Weiteres bewältigen.
(Foto: Holger Preiss)
Mit dem Citroën C4 Aircross haben die Franzosen die Lücke im Segment der SUV geschlossen. Lange genug hat es gedauert. Doch was jetzt in Gemeinschaftsarbeit mit Mitsubishi auf die Räder gestellt wurde, kann sich sehen lassen. Bleibt die Frage: Wie macht sich der schicke Offroader im Praxistest?

Die seitlichen Lufteinlässe geben dem charmant wuchtigen Auftritt eine sportliche Note.
(Foto: Holger Preiss)
Die Franzosen haben in den letzten Jahren einiges verschlafen. Da wären der chinesische Markt und Modelle, die dem breiten Geschmack entsprechen. Das Erste führt dazu, dass der Gesamtkonzern PSA, zu dem Citroën und Peugeot gehören, langsam auf dem Zahnfleisch kriecht. Das Zweite, dass sich französische Autos nicht nur in Süd- und Osteuropa, sondern auch in Deutschland, nicht mehr in relevanten Stückzahlen verkauften. Inzwischen geht man mit neuem Design und neuen Modellen gegen die Absatzflaute vor. Bei Citroën zeigt sich vor allem die DS-Reihe erfolgreich. Doch das gut verkaufte Segment der SUV besetzt die noch nicht.
Um hier in die Gänge zu kommen, hat Citroën im Frühjahr 2012 den C4 Aircross in die Spur geschickt. Und tatsächlich: Wenn man vor dem 4,43 Meter langen Franzosen steht, denkt man: "Très chic"! Die Designlinien passen sich der Citroën-Familie an. Der breite Kühlergrill setzt die Doppelwinkel des Markenlogos in Szene. Die seitlichen Lufteinlässe geben dem charmant, wuchtigen Auftritt eine sportliche Note und die vergrößerten Radkästen und die kurzen Überhänge und die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen verstärken den Eindruck von Robustheit. Optisch ist der Aircross also so etwas wie die Hot Couture der Mittelklasse-Offroader.
Und auch im Innenraum haben sich die französischen Designer Mühe gegeben. Weiche geschäumte Plastik mit genarbter Struktur erfreut das Auge. Die Mittelkonsole wird von schwarzen Klavierlackverzierungen gerahmt, so wie auch das griffige Drei-Speichen-Lederlenkrad. Um den Fuß des Schalthebels ist eine Chromspange angebracht und silberfarbene Kunststoffeinlässe in den Seitenverkleidungen der Türen greifen den Schwung aus der Armatur auf. So der erste Eindruck.
Illuminierter Blick in den Himmel
Blickt man etwas genauer hin, fallen die vielen unterschiedlichen Formationen der Plastikteile auf. Und das schmeichelt der Netzhaut dann gar nicht mehr, denn man erspäht auch die billige Hartplastik in den Türverkleidungen. Ebenso wie diese geben sich die drei verchromten und hübsch hinterleuchteten Drehregler der Klimaanlage. Wer an ihnen schraubt, kann sicher sein, dass die gewünschte Temperatur den Innenraum flutet. Aber niemand sollte versehentlich an ihnen wackeln. Da knarzt und knackt es ganz gewaltig.

Das Heck wirkt rund, ist aber durch die scharf in den Stoßfänger laufenden Heckleuchten markant.
(Foto: Holger Preiss)
Doch der Testwagen in der Ausstattungsvariante Tendance bietet einige nette Extras: Einen automatisch abblendbarer Innenspiegel, Bluetooth Freisprecheinrichtung, USB-Anschluss und Aux-Eingang, ein Touchscreen-Navi mit Radio und CD, sechs Lautsprecher und eine Geschwindigkeitsregelanlage. All das ist integriert in das Hifi-Techno-Paket für insgesamt 2950 Euro. Das Schönste ist das riesige Panoramadach. Kostet aber auch 850 Euro zusätzlich. An den Seiten hat Citroën LED-Lämpchen angebracht, die die Farbe der Instrumentenbeleuchtung aufgreifen und des Nachts das Glasdach hübsch beleuchten. Wer da auf den Plätzen nicht ins Träumen gerät, ist selber schuld.
Doch die schicke Aussicht in den Himmel hat auch ihren Nachteil. Durch den weit ins Heck gezogenen Schwung haben großgewachsene Fahrgäste in der zweiten Reihe Probleme mit der Kopffreiheit. Dafür ist der Raum für die Knie ausreichend und auch lange Fahrten sind eher Lust als Last. Wer in der ersten Reihe Platz nimmt, darf sich über ein ausgesprochen bequemes Gestühl freuen. Allerdings ist die Sitzfläche etwas breit, so dass man bei flotten Kurvenfahrten ins Rutschen kommt. Da helfen nur noch die sportlich geformten Flanken.
Knurrig aber spritzig

Großgewachsene Personen haben im Fond ein Kopfproblem. Kinder fahren sehr bequem.
(Foto: Holger Preiss)
Apropos flotte Fahrt: Der in der Spitzenversion verbaute 1,8 Liter große Diesel leistet 150 PS und hervorragende Arbeit. Der Selbstzünder ist eigentlich gar kein Franzose, sondern stammt von Mitsubishi und wird von den Japanern auch im ASX eingesetzt. Ein Feingeist ist das Triebwerk nicht. Laut brummend startet er seine Arbeit und wird erst nach Erreichen der Betriebstemperatur ruhiger. Dafür wuchtet das Aggregat satte 300 Newtonmeter auf die Achse. Die reißen bei einem spritzigen Ampelstart merklich an den Vorderrädern, so dass das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ganze Arbeit leisten muss. Etwas geradliniger geht es von der Kreuzung, wenn man mit Hilfe des 4WD-Drehknopfes in der Mittelkonsole die Kraft automatisch an Front und Heck verteilt. Mit dem Lock-Modus werden mindestens 50 Prozent der Kraft während der gesamten Fahrt an die Hinterachse gegeben.
Wer den 1,6-Tonner flux von der Stelle bewegen will, der benötigt Drehzahlen. Unter 2000 Touren läuft hier nichts. Die von der Elektronik angegebenen Schaltempfehlungen dürfen dabei geflissentlich übersehen werden. Die sollen den Normverbrauch von 5,6 Litern Diesel auf 100 Kilometer ermöglichen. Ein Wert, der selbst bei kommoder Fahrweise und mit der im Testwagen verbauten Start-Stopp-Automatik nicht erreicht wird. Im Test lag der Verbrauch bei 7,4 Litern. Wer auf der Autobahn mit schwerem Fuß unterwegs ist, muss allerdings mit mindestens 8,6 Litern rechnen.
Die Franzosen lieben es bekanntermaßen komfortabel. So ist auch das Fahrwerk abgestimmt. Die Härten der Straße gibt es kaum an die Insassen weiter. Nur auf argem Kopfsteinpflaster schaukelt die Sänfte dann wie ein Wüstenschiff. Ein wirklicher Kraxler ist der C4 Aircross ohnehin nicht. Sein Behuf sind eher gemütliche Fahrten auf Autobahnen und Landstraßen. Wobei das SUV durchaus und ohne Problem in der Lage ist, die vom Hersteller angegebene Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h zu erreichen.
Fazit: Mit dem C4 Aircross HDi 150 4WD haben die Franzosen ein schickes SUV auf die Beine gestellt, das sich nicht hinter der Konkurrenz wie VW Tiguan oder Ford Kuga verstecken muss. Ausstattung und Motoren sind ordentlich und über die verwendete Plastik im Innenraum kann getrost hinweggesehen werden. Einzig der Preis von 34.640 Euro belastet bei der Entscheidung, denn der liegt einige tausend Euro über dem des baugleichen Mitsubishi ASX. Wer hier also zuschlägt, tut es für die Optik. Allerdings hat Designer Carlo Bonzanigo versprochen, dass es nicht beim C4 Aircross bleiben wird: "Schon bald wird es auch in der DS-Reihe ein SUV geben."
DATENBLATT | Citroën C4 Aircross HDi 150 4WD |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,34/ 1,80/ 1,62 m |
Radstand | 2,67 m |
Leergewicht (DIN) | 1570 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 442 Liter |
Emissionsklasse | EU 5 |
Motor/Hubraum | Reihen-Vierzylinder mit 1798 ccm Hubraum |
Getriebe | 6-Gang-Handschaltgetriebe |
Leistung | 150 PS (110 kW) bei 4000 U/min |
Kraftstoffart | Diesel |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 198 km/h |
max. Drehmoment | 300 Nm bei 2000 bis 3000 U/min |
Tankinhalt | 76 l |
Beschleunigung 0-100 km/h | 11,2 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 4,9/ 6,8/ 5,6 |
Testverbrauch | 7,8 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 147 g/km |
Grundpreis | 31.790,00 Euro |
Preis des Testwagens | 37.000,00 Euro |
Quelle: ntv.de