Praxistest

Das Konzept sportliche Schlichtheit Subaru BRZ: Ehrlich fährt am schönsten

Handlich, agil und frei von Schnickschnack: Der Subaru BRZ.

Handlich, agil und frei von Schnickschnack: Der Subaru BRZ.

(Foto: A.B.)

Wann sind Sie das letzte Mal so "richtig" Auto gefahren? Haben ein sportliches Coupé bewegt, das nicht die Welt kostet und trotzdem eine Menge Fahrvergnügen bietet? Dass Schlichtheit und Spaß einander nicht ausschließen, bewies der Subaru BRZ im n-tv.de-Praxistest.

Im Gegensatz zum baugleichen Toyota verfügt der BRZ nur über einen dezenten Heckspoilert.

Im Gegensatz zum baugleichen Toyota verfügt der BRZ nur über einen dezenten Heckspoilert.

(Foto: A.B.)

Gut, wenn man sie hat, die ganzen elektronischen Helferlein. Mit ihren Kameraaugen und Sensoren tasten sie Fahrbahn und Umgebung ab, bimmeln, blinken, ruckeln und surren, wenn ein Hindernis oder die Haftungsgrenze der Reifen droht. Wer sie nicht hat, ist vielleicht nicht als Hochsicherheitsmobil unterwegs – hat aber auf jeden Fall mehr Spaß. Das ist das Prinzip, nach dem der Subaru BRZ funktioniert.

Gemeinsam mit Toyota hat der "weltgrößte Allrad-Pkw-Hersteller" (Eigenwerbung) diesen Hecktriebler auf die Räder gestellt und einen Treffer gelandet. Zumindest bei denen, die längst verloren geglaubte Sportwagen-Tugenden gesucht haben. Ein schlichtes Konzept, geringes Gewicht, ein tief liegender Schwerpunkt und Verzicht auf nahezu alles, was vom Genuss der Längs- und Querbeschleunigung ablenken könnte.

Vielleicht auch als offene Version?

Nur leider ist in Deutschland der Kreis der Autokunden, die so etwas zu erschwinglichen Preisen suchen, recht überschaubar. Bei Subaru scheinen vor allem Allradkunden ihr Heil zu suchen, und den kann der BRZ nicht bieten, weshalb in den ersten vier Monaten dieses Jahres nur knapp 60 Neuzulassungen zu verzeichnen waren. Bei Toyotas GT 86 haben sich die zunächst ein paar hundert zählenden Zulassungen binnen eines Jahres sogar halbiert. Vielleicht bringt eine offene Version, wie Toyota sie auf dem Autosalon in Genf zeigte, Besserung. Auch wenn also der große Run auf das Spaßauto fehlt, lohnt es sich, etwas genauer hinzusehen.

Der 2-Liter-Boxermotor ist mitverantwortlich für die niedrigen Fahrzeugschwerpunkt.

Der 2-Liter-Boxermotor ist mitverantwortlich für die niedrigen Fahrzeugschwerpunkt.

(Foto: A.B.)

Über Antriebs- oder Ausstattungsvarianten braucht niemand lange nachzudenken: Ein Motor, zwei Getriebe, je eine Variante mit und ohne Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Ein paar Differenzierungen sind noch bei der Felgengröße, bei Klima und Entertainment möglich – das war’s. Das Ganze ist verpackt in eine 4,24 Meter lange und 1,30 Meter hohe Blechhülle, die Blicke auf sich zieht.

Offiziell wird der BRZ als 2+2-Sitzer beschrieben, doch wer sich im Innenraum umschaut, merkt sofort, dass die hinteren Sitzmulden nur überflüssiger Ballast sind. Um für einen Erwachsenen dort so viel Kniefreiheit zu schaffen, dass er unbeschadet eine längere Fahrt übersteht, müsste man die Sitzposition der vorderen Plätze bis über die Grenze der Unbequemlichkeit vorrücken. Also besser gleich nur zwei Passagiere einplanen. Die Sicht nach hinten ist für ein Coupé dieses Zuschnitts ungewöhnlich gut, das rückwärtige Fenster ist weit ins Dach hineingezogen.

Schwachpunkt Navigations-System

Die Sportsitze verdienen eine lobende Erwähnung, denn sie haben auch im Schulterbereich kräftige Seitenwülste, die prima Halt geben und zu rasanter Kurvenfahrt einladen. Das Cockpit ist übersichtlich, insgesamt wirkt das Interieur aber etwas düster, es fehlen helle Akzente, wie man sie zum Beispiel durch Chromapplikationen setzen kann. Standardmäßig ist der BRZ mit einer Radio-CD-Kombination ausgestattet, der Testwagen hatte an dessen Stelle Navigations-System, das nicht über eine CD-Abspielmöglichkeit verfügt. Außerdem erwies sich die Bedienung als kompliziert und teilweise unlogisch. Laut Subaru Deutschland soll künftig ein anderes Gerät zum Einsatz kommen, das keinen Verzicht auf CD-Unterhaltung mehr erfordert.

Für große Reisen ist der BRZ nur bedingt geeignet. Die Konstrukteure haben auf eine große Heckklappe verzichtet. Stattdessen öffnet sich unter dem Kofferraumdeckel eine 70 Zentimeter breite Ladeluke, hinter der 243 Liter Gepäckvolumen genutzt werden können. Durch Umlegen der Rücksitzlehnen werden 330 Liter daraus.

Fahrspaß zum moderaten Preis - das wünscht man sich auch von anderen Herstellern.

Fahrspaß zum moderaten Preis - das wünscht man sich auch von anderen Herstellern.

(Foto: A.B.)

Der zwei Liter große Motor mit den gegenüber liegenden Zylindern leistet 200 PS. Nach Kraftmeierei klingt das nicht, ist aber, wie sich nach wenigen Kilometern herausstellt, allemal genug. Schließlich wiegt der BRZ nicht einmal 1240 Kilogramm. In diesem Test fand das sechsstufige Automatik-Getriebe Verwendung. Der tief an der Mittelkonsole angebrachte Starterknopf weckt den schlafenden Boxer. Sein Klang ist rau, kehlig und ein bisschen angriffslustig – genau so, wie man es von einem Sportwagen hören will.

Spontan und agil

Schon die erste, zarte Berührung des Gaspedals räumt etwaige Zweifel aus, dass es sich hier um einen weichgespülten Pseudo-Sportler handeln könnte. Unmittelbar und verzögerungsfrei geht es vorwärts, so behände, dass mancher Neuinsasse erschreckt erstmal wieder den Gasfuß lupft. Nur wenige Autos reagieren so spontan und agil auf Gaszufuhr, schon gar nicht in dieser Preisklasse. Und sind die ersten Kurven genommen, gibt es nur noch eins: mehr, mehr, mehr davon…

Die präzise und leichtgängige Lenkung verschärft den Eindruck von der ehrlichen, unmaskierten Fahrmaschine. Landstraßen werden zum Freudenquell, wenn man sich einer Technik bedient, die eigentlich für das Cruisen auf der Autobahn erfunden wurde: Tempomat einschalten und tapfer das Lenkrad festhalten, die Bremse möglichst in Ruhe lassen. Elegant und von der Physik unbeeindruckt zirkelt der Fahrer den BRZ ums Eck.

Das Getriebe teilt die Motorkraft bedarfsgerecht zu. Obwohl es sich um eine Wandlerautomatik und nicht um ein Doppelkupplungsgetriebe handelt, ist beim Beschleunigen kaum Zugkraftunterbrechung zu spüren. Wer möchte, kann die Gänge auch per Lenkradpaddel einrasten lassen, was sich aber in den meisten Fällen als überflüssig erweist, weil die Schaltbox so munter mithält, wie es der Druck von der Kurbelwelle verlangt. Lediglich bei höheren Geschwindigkeiten sorgt die Automatik für einige Überraschungsmomente. Oberhalb von 160 km/h neigte sie zu unmotiviertem Herunterschalten in den fünften Gang, obwohl vom Gasfuß keine zusätzliche Leistungsanforderung signalisiert wurde. Für die Automatikversion gibt der Hersteller eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h an, in diesem Test wurden 218 gemessen. Noch zwölf km/h schneller soll man mit dem Handschalter fahren können.

Niedriger Schwerpunkt – hohe Dynamik

Mit den technischen Kennzahlen ist diese unterhaltsame und temperamentvolle Gangart nicht zu begründen. Das maximale Drehmoment von 205 Newtonmetern liegt erst bei 6400 Umdrehungen an. In diese Regionen kommt man ohne Neigung zum Kavalierstart nur selten. Noch 600 Kurbelwellen-Umdrehungen mehr braucht es, um die volle Leistung zu entfachen. Dennoch macht der BRZ ungeheuren Spaß, zieht dynamisch seine Kreise und gibt den Insassen ein lebhaftes, fahraktives Gefühl. Das leichte Heck ist bei jeder schnelleren Kurve zu spüren, doch mit einfachen Korrekturen folgt der Wagen willig der vorgegebenen Richtung, wirkt niemals nervös oder unkontrollierbar. Der 46 Zentimeter über dem Asphalt zu lokalisierende Schwerpunkt hält ihn satt auf Kurs.

Laut Datenblatt liegt der kombinierte Verbrauch des BRZ 2.0i Sport bei 7,1 Liter/100 km. Hohe Drehzahlen, die für Fahrspaß meist unerlässlich sind, lassen einen ordentlichen Zuschlag in der Praxis vermuten. Doch der hielt sich bei dieser Fahrt in Grenzen. 8,4 Liter/100 km warf der Bordcomputer bei Rückgabe des Testwagens aus.

Fazit: Ein bisschen scheint der Subaru BRZ wie aus der Zeit gefallen. Wo andere sich mit immer neuen Assistenz-, Regelungs- und Fahrdynamik-Systemen überbieten, setzt er unkompliziertes, ehrliches und dynamisch überzeugendes Konzept entgegen. Man könnte sich auch gut vorstellen, dem Motor mittels Turboaufladung noch ein paar Pferdchen mehr vorzuspannen, dann käme er wohl als eine Art "Volks-Porsche" in Betracht. Was die Relation von Anschaffungspreis zu Fahrspaß angeht, macht ihm aber auch jetzt schon so leicht keiner etwas vor.

DATENBLATTSubaru BRZ 2.0i Sport
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,24 / 1,76 / 1,43m
Leergewicht (DIN)1271 kg
Sitzplätze2 (+2)
Ladevolumen243 Liter
MotorReihen-Vierzylinder Boxermotor mit 1998 ccm Hubraum
Getriebe6-Gang-Automatik
Leistung147 kW/200 PS
KraftstoffartSuper plus
AntriebHeckantrieb
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
max. Drehmoment205 Nm 6400 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h8,2 s
Normverbrauch (innerorts, außerorts, kombiniert)9,6 / 5,7 / 7,1 l
Testverbrauch8,4 l
Tankinhalt50 Liter
CO2-Emissionen
(Normverbrauch)
164 g/km
EmissionsklasseEU 5 / E
Grundpreis29.500 Euro
Preis des Testwagens34.460 Euro

Quelle: ntv.de, PS

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