Tempo 305 mit 500 Pferdchen Understatement-Bolide BMW M 5
26.10.2006, 07:00 UhrVon Axel F. Busse
Eine eher harmlos aussehende Limousine mit gewaltiger Motorleistung auszustatten, scheint für Ingenieure eine besondere Herausforderung zu sein. Alle deutschen Premium-Hersteller haben solche Understatement-Boliden im Angebot. BMW kennzeichnet seine PS-Protze mit dem Buchstaben M. Seit dem ersten Vertreter 1979 (M535i) hat sich die Motorleistung mehr als verdoppelt. Wir sind die aktuelle Version des M5 gefahren.
Aus der eher braven 5er-Limousine wird mittels veränderter Bug- und Heckschürzen, Seitenschwellern und serienmäßigen 19-Zoll-Alufelgen eine athletisch verpackte Fahrmaschine. Alles wirkt aber nicht kraftmeierisch, auch der Spoiler auf dem Kofferraumdeckel und die in zwei Doppelrohre mündende Abgasanlage erinnern eher dezent daran, dass dieser Viertürer in Wahrheit ein Wolf im Schafpelz ist.
Die sportlichen Möglichkeiten des M5 verlangen von den Insassen keine Kompromisse in Sachen Bequemlichkeit oder Reisetauglichkeit. Leder und Alu-Applikationen sorgen für eine edle Atmosphäre, 500 Liter Gepäckvolumen sind auch für die große Urlaubsfahrt gut. Für 1.750 Euro Aufpreis sind Multifunktionssitze für Fahrer und Beifahrer zu haben, die sich automatisch auf die Fahrsituation einstellen und die Passagiere auf Wunsch fest im Griff behalten.
Business-Class im Express-Tempo
Das Wort "Motor" steht nicht zufällig im Namen des Herstellers. Das Zehnzylinder-Hochdrehzahlaggregat gehört zu Besten, was die Münchner Werkshallen je verlassen hat. Drehfreudig bis zum Exzess, geschmeidig und versehen mit schier unerschöpflichen Kraftreserven ist es ein Meisterstück der Ingenieurskunst. Das sonore Klangbild passt perfekt zu einem Straßen-Raubtier, das schon durch Fauchen Ehrfurcht gebietet und nur im Notfall zubeißt.
Während die reinen Messwerte von Supersportler künden, legt der 1,8-Tonner seinen Limousinen-Habitus nie ganz ab. Das ist gut so, denn wer flirrende Leichtfüßigkeit sucht, greift nicht zum Viertürer. Hohes Kurventempo bei gleichzeitiger gedämpfter Business-Class-Atmosphäre stellen eine perfekte Symbiose zwischen Dynamik und Komfort her. Für zusätzliche 2.350 Euro verkauft BMW ein "M-Drivers Package", das nicht nur das Höchsttempo auf 305 km/h schraubt, sondern auch ein Fahrertraining beinhaltet.
Gewöhnungsbedürftig ist das sequenzielle Automatik-Sport-Getriebe mit sieben Gängen - und das nicht nur, weil es keine Parkstellung kennt. Intensive Beschäftigung mit den vielfältigen Regel- und Einstellmöglichkeiten ist angeraten. Lernfähige Schaltprogramme und Fahrwerksmodi, die speziellen "i-Drive", M-Drive" und "Power"-Tasten können beim Fahrer leicht den Verdacht auslösen, anstatt zum Fahren werde er vor allem zum Bedienen der Elektronik gebraucht. Wer keine Lust hat, sich das kaum überschaubare Regelwerk der Schaltelektronik einzulesen, legt die Gänge einfach manuell über die beiden Schaltwippen am Lenkrad ein - und hat Spaß dabei.
Herzhaft zupackende Bremsen
Ebenso forsch wie die Beschleunigung funktioniert beim M5 die Verzögerung, weshalb das zweistufige Bremslicht für den nachfolgenden Verkehr sehr wichtig ist. Die vergrößerte Bremsanlage packt sehr herzhaft zu. Die elektronische Dämpferregelung lässt von sportlich-hart bis sänften-weich keine Wünsche nach Beförderungsqualität offen.
Für den Grundpreis von 88.600 Euro dürften nur wenige M5 ausgeliefert werden. Bis zu 3.800 Euro sind beispielsweise für die verschiedenen Navi-Systeme fällig. Laut Hersteller soll der M5 mit 14,8 Litern Super je 100 Kilometer zu bewegen sein, wahrscheinlicher sind etwa zwei Liter mehr, denn von den 507 PS will man wenigstens ab und zu auch etwas spüren. Der Motor verlangt nun mal Drehzahl und jeder Arbeitstakt eine neue Zylinderfüllung.
Extrem sportlich fahren können, ohne übermäßig aufzufallen - dafür ist der M5 wie geschaffen. Er kann, wenn er will, muss aber nicht. Außer einem Hang zum Understatement braucht der Kunde natürlich das nötige Kleingeld. Kraft und Beschleunigung (fast) ohne Ende, gleichzeitig Platz und Bequemlichkeit - das können nur wenige.
Quelle: ntv.de