Der neue Opel Meriva Offener als andere
22.04.2010, 08:00 Uhr
Originelle und praktische Türen: der Opel Meriva bietet Außergewöhliches.
(Foto: Textfabrik)
Noch steht er nicht bei den Händlern, potentielle Käufer sind aber schon jetzt begeistert, denn die so genannten Portaltüren machen den Opel Meriva zu einem echten Hingucker.
Die neue Offenheit hat sich für Opel schon ausgezahlt. "Viele Kunden", so sagt ein Verantwortlicher, hätten den neuen Meriva wegen seines originellen Türkonzepts bereits vor der ersten Probefahrt bestellt. Wie viele genau, mag er nicht verraten, erst kurz vor dem offiziellen Marktstart im Juni soll die Zahl bekannt gegeben werden: "Dann ist sie höher".
Zwei hinten angeschlagene Fondtüren, das ist nicht nur originell, sieht nicht nur mondän aus und hat bei Opel sogar historische Vorbilder. Das bringt auch praktische Vorteile, werden die Entwickler um Baureihenleiter Klaus Nüchter nicht müde zu beteuern. Das mag sein, vor allem dann, wenn nicht gerade zwei Erwachsene auf einer Seite gleichzeitig ein- oder aussteigen wollen. Für junge Eltern, die ihre lieben Kleinen vorsichtig und wie von schützenden Flügeln eingerahmt auf den Kindersitz bugsieren möchten, hat das so genannte Portaltüren-Konzept zweifellos Sicherheits-Vorteile. Und auch älteren Menschen, die im ersten Meriva höhere Sitzposition und Übersichtlichkeit schätzten, mögen Gefallen daran finden, sich um einem stabilen Griff an der B-Säule herum auf den Sitz gleiten zu lassen.
Alles neu im Innenraum
Den Fortschritt gegenüber der ersten Generation belegt ein Blick in die Innenraumgestaltung am eindrucksvollsten. Wo einst die fast senkrecht abfallende Mittelkonsole und die Hartplastikoberflächen eine kühle Distanz zwischen Maschine und Bediener aufmachten, umgibt heute ein wulstiges Schaumpolster sichelförmig die vorderen Insassen. Bis nach außen in die Türverkleidungen reicht dieses Designelement, in das Instrumente und Navigationsmonitor eingelassen sind. Zwar zeigte sich bei den Vorserien-Testfahrzeugen die Fugenbreite zwischen Hauptelement und Außenflügeln noch fast fingerdick, doch sie wird im Zuge der Produktion sicher schrumpfen können.
Mittig unterbrochen wird das auch in Bicolor-Design und sechs Farbkombinationen bestellbare Armaturenbrett von der nunmehr schräg sitzenden Konsole, in die der Schalthebel ergonomisch integriert wurde. Lediglich die Bedieneinheit für Audio-, Navigations- und Klimafunktionen darüber wirkt mit ihren vier großen Drehknöpfen und fast 40 kleinen Tipptasten etwas überladen.
Wie im Kino
Abgesehen von Ein- und Ausstiegskomfort bietet die Rückbank über die Verschiebbarkeit hinaus noch weitere Vorzüge. Die Polster sind straff, aber bequem, die Lehnen haben die inzwischen auch bei kleinen Autos unverzichtbaren höhenverstellbaren Kopfstützen und ihre Sitzfläche liegt rund acht Zentimeter über dem Niveau der Vordersitze. Das sorgt für einen entspannten Kniewinkel und für gute Rundumsicht. Kino-Bestuhlung werden solche Sitzanlagen von den Fachleuten genannt.
Das neue Türkonzept macht den Meriva offener als andere, doch für den großen Schwenkwinkel von 84 Grad muss ein kleiner Preis gezahlt werden. Man muss sich schon sehr weit hinaus lehnen, um vom Sitz aus den Innengriff zum Zuziehen zu erreichen. Dem hat Opel insofern vorgebeugt, dass der Schließmechanismus vier Rasterstufen hat - üblich sind zwei - und wer möchte, kann auch durch eine schmalere Öffnung einsteigen, hat so den Türgriff stets in Reichweite. Wovon die Türen reichlich haben, nämlich Öffnungswinkel, könnte die Heckklappe noch einiges vertragen. Wer 1,85 Meter groß oder länger ist, kann sich an der Unterkante der Klappe leicht einen Stirnstüber holen.
Das durch fast elf Zentimeter mehr Fahrzeugbreite beförderte gute Raumgefühl im Innern täuscht ein wenig darüber hinweg, dass der Zuwachs an Außenlänge um gut 20 Zentimeter nicht eins zu eins den Innenmaßen zugute kommen konnte. Die Erfüllung von Vorschriften zum Fußgängerschutz ließ den Vorderwagen etwas üppiger ausfallen, als im Sinne der Raumausnutzung wünschenswert gewesen wäre. An anderer Stelle braucht der Meriva keinen Vergleich mit seinem größeren Bruder, dem Zafira, zu scheuen. Vorder- und Hinterachse durfte der Neue nämlich vom größeren Van übernehmen.
Kompromiss zwischen Dämpfung und Federung
Der Aufwand verfehlt seine Wirkung nicht. Zu spüren ist ein gelungener Kompromiss zwischen einer strammen Dämpfung und komfortabler Federung. An der Lenkpräzision gibt es nichts zu kritisieren, das Auto läuft unauffällig und mit beruhigender Leichtigkeit. Für die Testfahrten standen 1,4 Liter große, aufgeladene Benzinmotoren zur Verfügung, die in den Leistungsstufen 100, 120 und 140 PS angeboten werden. Das klingt viel für einen kleinen Familienvan, doch mit 1360 Kilogramm ist er auch kein Leichtgewicht mehr. Die Liste der bestellbaren Sonderausstattungen ist umfangreich, die meisten bringen zusätzliche Masse ins Auto, so dass man bei der Zumessung der PS nicht kleinlich sein sollte.
Einen soliden und leistungswilligen Eindruck hinterließ die 120 PS-Version, die sich zügig und ohne zu Murren den 188 km/h näherte, die der Hersteller als Höchstgeschwindigkeit vorgesehen hat. Der Temperamentsunterschied zur 140-PS-Version stellte sich als überschaubar heraus. Lediglich an einem Punkt ist der Fahrer des PS-stärkeren Autos im Vorteil, denn er hat serienmäßig einen sechsten Gang zur Verfügung, was bei forschem Reisetempo Drehzahl und Geräuschniveau spürbar mindert. Der Preisunterschied zwischen beiden Varianten ist mit 830 Euro moderat. Die Preisliste des Meriva beginnt bei 15.900 Euro für den 100-PS-Einstiegsbenziner.
Start-Stopp-Automatik kommt 2011
Der nach EU-Norm ermittelte Verbrauch der 120-PS-Version ist mit 6,1 Litern guter Durchschnitt, für den stärkeren Treibsatz sind 6,7 Liter zu veranschlagen. In der Praxis dürfte man es mit 7,2 bis 7,5 zu tun bekommen. Nicht viel verbrauchsgünstiger ist da der Diesel (6,4 Liter nach EU-Norm), der nominal nur 100 PS hat, aber dank des Drehmoments von 260 Newtonmetern seine Insassen durch beherzten Antritt beeindrucken dürfte. Nach und nach soll das Dieselangebot des Meriva von 1,3 bis 1,7 Liter Hubraum und von 75 bis 130 PS reichen. Wer scharf auf Start-Stopp-Automatik ist, muss sich noch etwas gedulden, denn als erster Opel wird der neue Corsa diese spritsparende Technik bekommen. Beim Meriva ist die Einführung 2011 vorsehen.
Quelle: ntv.de