"Da hast Du aber ein großes Bett" Auf dem Hof, da gibt’s koa Sünd
02.11.2010, 14:57 Uhr
Mehr als acht Millionen Zuschauer wollten den Auftakt der Hofwoche miterleben.
Das Scheunenfest ist Geschichte - jetzt kommt "Bauer sucht Frau" richtig zur Sache. Für die auserwählten Herzdamen der Landwirte hat die Hofwoche begonnen. Und schon jetzt lässt sich erahnen: Da geht was.
Würden wir unsere Texte im Stil der Moderationen bei "Bauer sucht Frau" schreiben, dann klänge das in etwa so: Der fleißige Fernsehkritiker der niedlichen n-tv.de Redaktion überrascht seine lieben Leser mit einem anrührenden Aufsatz zur süßen Serie um leckere Landwirte beim Romantiksender RTL. Das penible Publikum gerät bei dem brillanten Bericht ganz aus seinem heimeligen Häuschen und spendet dem freundlichen Franken artig Applaus.
Sowohl für den Autor als auch für die Leser wäre das auf Dauer jedoch ziemlich anstrengend. Und auch sonst sollte man sich vielleicht nicht unbedingt alles aus "Bauer sucht Frau" abgucken. Denn täten wir das, müssten wir wahrscheinlich vor dem Verfassen dieses Textes erst einmal unsere Mutter um Rat fragen, unser Bett mit ranzigen Aufklebern verzieren und unser Schlafgemach in unser Jugendzimmer zurückstylen.
Einfach mal Voyeur sein
Nein, das Schöne an einer Sendung wie "Bauer sucht Frau" ist doch, dass man sich ganz und gar voyeuristisch zurücklehnen und dabei den Intimbereich der Akteure aus einer scheinbar anderen, in Wahrheit jedoch mitten unter uns gelegenen Welt genüsslich inspizieren kann - das Schlafzimmer, das Familienleben, den Seelenfrust und die Liebeslust. Und auch wenn man selbst unbeteiligt ist - unberührt bleibt dabei so gut wie niemand. Die Reaktionen reichen vom zarten Mitgefühl bis hin zum harten Fremdschämen. Die volle Palette eben, die RTL dann auch die volle Punktzahl beschert: 8,1 Millionen Zuschauer sahen die zweite Folge der mittlerweile bereits sechsten Staffel von "Bauer sucht Frau", in der die neckischen Naturburschen ihre schnuckeligen Scheunenfest-Schnitten, … ach ja, sorry, wir wollten das ja sein lassen, … also, in der die Bauern ihre Auserwählten auf ihren Höfen begrüßten. Anders ausgedrückt: Jeder vierte, der am Montagabend vor der Glotze saß, labte sich an der Kuppelshow im Agrarwirtschaftsmilieu.
"Bauer sucht Frau" ist nicht "Deutschland sucht den Superstar" oder "X Factor". Rauswählen ist nicht. Schade eigentlich, aber trotzdem haben wir selbstverständlich unsere Favoriten: Volker, den "munteren Milchbauern" etwa. Zum einen natürlich, weil er als Namensvetter des Autors schon einmal einen Sympathievorschuss hat. Zum anderen aber auch, weil der Ostfriese unter den Kandidaten den aufgewecktesten Eindruck macht. Leider wurde in der Sendung am Montag noch ausgespart, wie er sich mit seiner Herzdame Verena schlägt. Da dürfen wir also auf kommende Woche gespannt sein.
Bratwürstchen und Negligé
Unser zweiter Favorit ist der "charmante Schweinebauer" Harald aus dem schönen Franken – auch wenn RTL aus unerfindlichen Gründen meint, ihn bei Sätzen wie "komm, geh ma no a weng afs bängla un erzähl ma a bissla was" untertiteln zu müssen. Seine Flamme Janet, die "fröhliche Hausfrau" aus dem Ruhrgebiet mit kubanischen Wurzeln, halten viele schon für die neue Narumol - jene Thailänderin aus der vergangenen Staffel, die mittlerweile mit dem "schüchternen Milchbauern" Josef verheiratet und vermutlich von dem ganzen Rummel noch immer "fick und fertig" ist. Und tatsächlich, auch bei Harald und Janet hat man den Eindruck: Da geht was. Jedenfalls scheint die hübsche 26-Jährige von Haralds Bratwürstchen genauso angetan zu sein wie er von ihr im Negligé. Und dass auch Janet an vielen Stellen zum Verständnis der Zuseher untertitelt werden muss, verbindet die beiden ja auch. Nun ja, zumindest irgendwie.
Doch nicht nur der Franke und die Kubanerin trafen sich schon am ersten Tag auf dem Hof an der Bettkante, auch beim "lustigen Ackerwirt" Willy mit seiner Imbiss-Köchin und Akkordeonspielerin Rosi knisterte es bereits. "Da hast Du aber ein großes Bett, da könnte man auch zu zweit drin schlafen", meinte die dralle Rote, als er ihr sein Schlafzimmer präsentierte. "Ja, finde ich auch", antwortete Willy und lachte verschmitzt, ganz so, als wolle er seinem spaßigen Beinamen alle Ehre machen.
"You can win if you want"
Sein Image eher befleckt hat indes der "ehrliche Schäfer" Lämmes, hatte er doch beim Scheunenfest sein ursprünglich auserkorenes Herzblatt Anne kurzerhand durch die tätowierte Moni ersetzt. Auf dem Hof angekommen, zeigte die 35-Jährige ihm gleich mal, was eine Fleischwaren-Fachfrau ist. "Mmmh, lecker, Essen für Sonntag", lautete Monis Reaktion, als Lämmes sie mit seinen süßen Häschen im Stall zu beeindrucken versuchte. Da war selbst der Landwirt für einen Augenblick verwirrt, während die RTL-Redaktion das Ganze musikalisch mit "Cheri Cheri Lady" von Modern Talking kommentierte.
Was Pop-Titan Dieter Bohlen für die Musik ist, ist für das Erfolgsformat "Bauer sucht Frau" wohl Ex-Kandidat Schäfer Heinrich. Dementsprechend oblag ihm in der Sendung am Montag auch das Schlusswort: "Fällt der Apfel reif ins Maul, dann beiß zu und sei nicht faul." Ob er den Spruch seinen Berufsgenossen oder den Machern der Sendung gewidmet hat, wissen wir nicht. Eines jedoch dürfte jetzt schon feststehen: Auch kommende Woche werden wieder Millionen Deutsche mit Harald, Lämmes und Co mitfiebern und ihren persönlichen Lieblingen die Daumen drücken. Oder, um es mit Modern Talking zu sagen: "You can win if you want."
Quelle: ntv.de