Nichts geht mehr Der Stuttgarter "Tatort" im Schnellcheck
10.09.2017, 21:50 Uhr
Lannert (Richy Müller, l.) und Bootz (Felix Klare) ermitteln im Megastau.
(Foto: SWR/Andreas Schäfauer)
Rund 38 Stunden steht jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich im Stau. In Stuttgart dürften es wohl noch deutlich mehr sein, die Stadt ist ein Musterbeispiel für misslungene Verkehrsplanung. Der Stuttgarter "Tatort" widmet sich dem Thema.
Das Szenario
Ein Wasserrohrbruch führt an einer vielbefahrenen Straße im ohnehin schon verkehrsgeplagten Stuttgart zum Megastau: Stundenlang geht gar nichts mehr an der Weinsteige. Die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klar) sind die Einzige, die dem Verkehrsinfarkt etwas abgewinnen können, weil an einer nahen Zufahrtsstraße ein Mädchen totgefahren wurde und der Verantwortliche noch irgendwo im Stau stehen muss. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Werden ihr Auto vor lauter Langeweile gleich in eine Hotbox verwandeln und eine Tüte nach der anderen rauchen: zwei der Verdächtigen
(Foto: SWR/Andreas Schäfauer)
Während Bootz am Tatort nach Hinweisen auf den Täter sucht und sich dabei in die alleinerziehende Mutter verguckt, deren kleiner Sohn das tote Mädchen vom Fenster aus erspäht hat, sieht sich Lannert mit der Aufgabe konfrontiert, die fast sprichwörtliche Nadel im Stauhaufen zu finden: "Ein Anwalt mit Kleinkind, eine Mutter mit einer zehnjährigen Nervensäge, ein zerstrittenes Ehepaar, ein schlechtgelaunter Rentner, ein schlechtgelaunter Angestellter, ein schlechtgelaunter Fahrer und ein gutgelaunter Fahrer - und die alle können's gewesen sein", fasst der Ermittler nach einer Weile zusammen, wer schließlich als Verdächtiger in Frage kommt.
Die eigentliche Botschaft
Es gibt gleich derer zwei: Die Kritik an einer verfehlten Verkehrsplanung mit ihrem zu starken Fokus auf Individualmobilität ist kaum zu übersehen. Wer mag, kann die überforderten Charaktere in ihren stillstehenden Hightech-Blechkisten aber auch als logische Produkte verlogener Moralvorstellungen sehen.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Wie kaputt dieses Stuttgart doch ist: Dass gerade eine waschechte Autostadt so regelmäßig vor dem Verkehrsinfarkt redet, wer hätte das schon gedacht? Die Stuttgarter selbst wohl schon, aber die können dann wenigstens darüber reden, dass es ihr Problem in den "Tatort" geschafft hat.
Der Plausibilitätsfaktor
Kommt ganz drauf an, aus welcher Warte man die Sache betrachtet: Geht es nur um das deutsche Verkehrsproblem im Allgemeinen und die Stuttgarter Situation im Speziellen, ist "Stau" hoch plausibel - schließlich steht jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich 38 Stunden in einem selbigen. Der Fall selbst ist dafür natürlich arg konstruiert.
Die Bewertung
8,5 von 10 Punkten. "Stau" ist ein ungewöhnlicher Krimi, der den Spagat zwischen Ernst und Klamauk ziemlich perfekt hinbekommt und es ganz nebenbei schafft, überdurchschnittlich viele spannende Charaktere innerhalb von nur 90 Minuten zu zeichnen.
Quelle: ntv.de