Unterhaltung

Rostocker Mafia-"Polizeiruf" Der lange Arm der ’Ndrangheta

Bukow und König haben gerade die Leiche eines Kollegen gefunden.

Bukow und König haben gerade die Leiche eines Kollegen gefunden.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Die "Ehrenwerte Gesellschaft" verdient pro Jahr mehr als McDonald’s und die Deutsche Bank zusammen - und ausgerechnet Rostock spielt dabei keine ganz geringe Rolle. Bukow und König sind der Koksmafia auf den Fersen.

Fall gelöst, Gangster und Geiselnehmer tot: Kommissar Bukow (Charly Hübner) und seine Kollegin König (Anneke Kim Sarnau) kippen sich direkt zum Beginn des neuen Rostocker "Polizeirufs" ordentlich einen hinter die Binde - wer verhindert, dass Kokain im Wert von fünf Millionen Euro per Ostseefähre nach Skandinavien geschmuggelt wird, hat sich das wahrscheinlich verdient. Blöd nur, dass der Abend unangenehm endet, weil Bukow nach dem 20. Schnaps ein wenig aufdringlich wird. Richtig blöd, dass die beiden Ermittler am nächsten Morgen schwer verkatert und peinlich berührt zu einem Tatort gerufen werden - und dort den mittlerweile stark verbleiten Kollegen vom Zoll finden, mit dem sie am Vortag den Koks-Einsatz durchgezogen haben.

König (l.) fragt sich, ob die Zoll-Kollegin Zander wirklich so idealistisch sein kann, wie sie tut.

König (l.) fragt sich, ob die Zoll-Kollegin Zander wirklich so idealistisch sein kann, wie sie tut.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Reflexhaft gehen die Kollegen von einer Racheaktion der ’Ndrangheta aus, die den Rostocker Kokainmarkt kontrolliert und über einen Verlust der Ware nicht allzu glücklich sein dürfte. König ist davon allerdings nicht überzeugt: "Die bleiben schön im Hintergrund, scheffeln lautlos die Kohle und kümmern sich sonst um solche Kleinigkeiten gar nicht." Und tatsächlich, was sind schon 5 Millionen bei einem geschätzten Jahresumsatz von 60 Milliarden? Was folgt, sind spannend inszenierte 90 Minuten, in denen durchgeknallte Mittelsmänner, korrupte Beamte und die internen Probleme der Rostocker Ermittler raumbestimmend sind, während die italienische Mafia meistens dort bleibt, wo sie der Titel des Films auch ankündigt: "Im Schatten".

Die "Ehrenwerte Gesellschaft" agiert im Hintergrund

Drehbuchautor Florian Oeller und Regisseur Philipp Leinemann widerstehen der offensichtlichen Versuchung, die Mafia stärker in den Vordergrund zu rücken - und das ist auch gut so. Dass die ’Ndrangheta wie ein Damoklesschwert ständig über den Akteuren hängt, sorgt nämlich nicht nur für eine beklemmende Atmosphäre, sondern folgt auch weitgehend den realen Tatsachen:  Die "Ehrenwerte Gesellschaft", wie ’Ndrangheta übersetzt heißt, agiert fast immer im Hintergrund - und scheffelt dabei jährlich mehr Geld als McDonald's und die Deutsche Bank zusammen.

Schon vor zwei Jahren legte der italienische Investigativjournalist Roberto Saviano seinen Finger in die Wunde und beschrieb in seinem Buch "Zero Zero Zero" die Vorliebe der ’Ndrangheta für den Rostocker Hafen und die Unzulänglichkeiten der deutschen Gesetzgebung, die Ermittlern eine Strafverfolgung der Mafiosi quasi unmöglich macht. Im "Polizeiruf" klingt das so: "Wenn du Norddeutschland und Skandinavien versorgen willst, hängst du deinen Kokstropf an den Knotenpunkt der Zielmärkte - und das ist hier in Rostock."

Einziger Lichtblick der traurigen Erkenntnis, dass der lange Arm der ’Ndrangheta aus Kalabrien bis nach Mecklenburg-Vorpommern reicht: Die Zuschauer dürfen sich am Sonntagabend auf einen mehr als gelungenen "Polizeiruf" freuen.

Quelle: ntv.de

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