Unterhaltung

Zapp Maier - Die WM-TV-Kolumne Döner mit Sauerkraut?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Deutschland? Brasilien? Costa Rica? Wem drücken eigentlich die über 200.000 türkischstämmigen Hauptstädter während dieser WM die Daumen? Ein Trip zum Berliner Leopoldplatz bringt Klarheit.

Kilometerlange Auto-Korsos, unzählige rot geschmückte Balkone und kulinarische Bosporus-Spezialitäten zum halben Preis: Was herrschte in der Hauptstadt für ein Freudentaumel, als die türkische Nationalmannschaft vor sechs Jahren während der Alpen-EM favorisierten Teams das Fürchten lehrte. Seither gingen hierzulande viele Döner über die Ladentheken, denn nach der Halbfinal-Euphorie von 2008 folgten sportliche Talfahrt-Jahre.

Auch in Brasilien sind die Türken nicht dabei, dafür aber - zumindest bis vor kurzem - die Griechen. Das passt einem Döneria-Besitzer aus Berlin-Wedding so gar nicht in den Kram: "Griechen und Türken, das funktioniert irgendwie nicht. Ich bin nicht traurig, dass sie rausgeflogen sind." Einen tieferen Groll hege der junge Unternehmer aber nicht, erklärt er mir. Er sei halt so aufgewachsen.

Doch für wen schlägt das türkische Herz bei dieser WM? Jeder weiß, dass die Fußballbegeisterung in der Türkei keine Grenzen kennt. Wie in seinem Laden weisen auch in vielen anderen türkischen Eck-Restaurants im Berliner Multikulti-Bezirk kleine Fußbälle auf den blitzblanken Gästetischen sowie der eine oder andere Plüsch-Fuleco an den Wänden darauf hin, dass hier auch ohne die Beteiligung des eigenen Landes scheinbar regelmäßig diskutiert, getippt und analysiert wird.

"Da steckt richtig Feuer drin"

Die meisten der in Berlin wohnenden Türken leben schon seit Jahrzehnten in der Stadt. Auch ihre Söhne und Töchter kamen in Berliner Krankenhäusern zur Welt. Ergo: Deutschland vor, noch ein Tor? "Natürlich drücke ich Deutschland die Daumen. Aber begeistern tun sie mich momentan nicht gerade. Da gucke ich mir lieber die Spiele von Costa Rica oder Kolumbien an. Da steckt richtig Feuer drin", sagt mir der Mann hinter der Theke. Recht hat er. Doll war’s bisher nicht, was uns die Mannen von Jogi Löw geboten haben.

Das sieht auch ein älterer Landsmann drei Häuser weiter so, während er im Outdoor-Bereich zwischen umherfahrenden Kinderwagen und Smartphone-verrückten Jugendlichen genüsslich in sein eingerolltes Lahmacun beißt. Mahnend hebt er seinen Finger: "Gegen Frankreich muss mehr kommen", warnt er.

Zur gleichen Zeit drehen unzählige mit deutschen Fahnen aufgepeppte Autos ihre Runden am Leopoldplatz. "Die Besten sollen den Pokal gewinnen", ruft mir der Mann noch hinterher, als ich weitere drei Haustüren entfernt abermals von duftenden Kräutern und heißen Grillfleisch-Schwaden umnebelt werde. Hier präsentiert sich mir schließlich ein selbstbewusster türkischer Alpha-Redner, der die Gelegenheit beim Schopfe packt und für alle spricht: "Wenn wir selbst nicht dabei sind, dann unterstützen wir Türken immer die Mannschaft, die den schönsten Fußball spielt."

Quelle: ntv.de

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