Pariser auf dem roten Teppich Dujardin ist heißer Oscar-Favorit
24.02.2012, 15:59 Uhr
Jean Dujardin bekommt als bester Komödiendarsteller 2012 den Golden Globe.
(Foto: dpa)
Den Golden Globe hat er schon. Nun könnte für Jean Dujardin auch noch der Oscar hinzukommen. Damit wäre er der erste Franzose, der den begehrten US-amerikanischen Filmpreis mit nach Hause nimmt.
"Jean what?", fragen die US-Zuschauer, wenn vom französischen Oscar-Kandidaten Jean Dujardin die Rede ist. Doch vielleicht prägt sich der Name des 39-Jährigen bald besser ein, denn Dujardin hat gute Chancen, als erster Franzose die begehrte US-Filmtrophäe für den besten männlichen Hauptdarsteller zu bekommen. Und das ausgerechnet für seine Rolle in einem Stummfilm.
"The Artist" erzählt die Geschichte des Stummfilmstars George Valentin, der mit der Einführung des Tonfilms in Vergessenheit gerät.
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"Als ich meine Karriere angefangen habe, hat ein Agent zu mir gesagt: 'Du kannst nie Kino machen, dein Gesicht ist zu ausdrucksstark'", sagte der Frauenschwarm, nachdem er im Januar den Golden Globe erhalten hatte. Diese Ausdrucksstärke bringt er als gescheiterter Stummfilmstar George Valentin in "The Artist" voll zur Geltung. Insbesondere die Augenbrauen kann der gelernte Schlosser hochziehen wie kaum ein anderer. "Ich kann nichts dafür, meine Augenbrauen sind unabhängig", witzelte er bei der Golden-Globe-Verleihung.
Golden Globe, BAFTA, Goya - Oscar?
Seinen Siegeszug begann "The Artist" beim Filmfest in Cannes, wo er vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Nach dem Golden Globe heimste der Film auch den britischen BAFTA-Preis und den spanischen Goya ein. Auch wenn der Oscar jetzt ausbleiben sollte, ist Dujardin damit endgültig beim internationalen Publikum angekommen.
Der aus der Umgebung von Paris stammende Schauspieler fing in Theatercafés an, bevor er seine eigene Truppe Nous C Nous gründete. Den Durchbruch brachte 1999 die Fernsehserie "Un gars et une fille" mit Sketchen zum Verhältnis zwischen Mann und Frau. Dort spielte Dujardin an der Seite der Schauspielerin Alexandra Lamy, die er 2009 heiratete.
Der neue Jean-Paul Belmondo
Es folgten mehrere Filmkomödien, von denen "Brice de Nice" 2005 die bekannteste ist. 4,3 Millionen Franzosen schauten sich den Film um einen begeisterten Surfer an, der in Deutschland unter dem Titel "Cool Waves" lief. 2006 arbeitete Dujardin für die James-Bond-Parodie "OSS 117" erstmals mit Michael Hazanavicius zusammen, dem Regisseur von "The Artist". Der Schauspieler setzt zwar eher auf leichte Unterhaltung, spielt aber auch ernste Rollen wie 2010 in "Le bruit des glaçons", der die Krebserkrankung eines Schriftstellers behandelt, und im Beziehungsdrama "Un balcon sur la mer".
Durch seine verwegen-verschmitzte Art wird Dujardin in Frankreich gerne mit Jean-Paul Belmondo verglichen. Wie der Altstar ist auch Dujardin, der nur gebrochen Englisch spricht, durch und durch Franzose und kann sich keinen Umzug in die USA vorstellen. "Ich bin zu sehr Pariser. Ich denke, die Franzosen wären sauer, wenn ich gehen würde", sagte er der "GQ".
Im Internet bereits Gewinner
In Frankreich läuft mit "Infidèles" bereits eine neue Dujardin-Komödie an, die die Untreue von Männern behandelt. Im Vorfeld bekam der Schauspieler allerdings Ärger mit der französischen Werbeaufsichtsbehörde ARPP. Sie ließ Filmplakate abhängen, da sie Frauen als Lustobjekt zeigten. Zu sehen war Dujardin im Anzug, der die nackten Beine einer kopfüber nach unten hängenden Frau festhielt. "Ich gehe in eine Besprechung" war darüber zu lesen.
Auch wenn im Internet gemutmaßt wurde, dass die Plakat-Affäre Dujardins Chancen auf einen Oscar in den prüden USA mindern könnte, fliegt der Schauspieler durchaus hoffnungsvoll zusammen mit seiner Frau und "The Artist"-Kollegen nach Los Angeles. Vielleicht hat der 39-Jährige, der jüngst noch mit einer Bronchitis im Bett lag, dann ja auch einen César in der Tasche. Der französische Filmpreis wird zwei Tage vor dem Oscar vergeben. Und in einer Vorabstimmung im Internet sahen 58 Prozent der Teilnehmer als besten Schauspieler - Jean Dujardin.
Quelle: ntv.de, Christine Longin, AFP