Unterhaltung

Der flotte Dreier Gottschalk, Bohlen und ihre Flamme

Gehen fortan gemeinsam durch dick und dünn: Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen.

Gehen fortan gemeinsam durch dick und dünn: Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Schachzug, Thomas Gottschalk von der ARD zu RTL zu holen und ihn neben Dieter Bohlen in der "Supertalent"-Jury zu platzieren, ist so verwegen wie genial. Nun kommt noch Michelle Hunziker. Damit ist das Trio Infernale perfekt.

Na, da müssen wir jetzt aber Asche auf unser Haupt streuen, hatten wir doch Thomas Gottschalks Fernseh-Zukunft schon so gut wie abgeschrieben. Aber mal ehrlich: Das, was jetzt herausgekommen ist, hätte nun wirklich keiner auch nur in seinen kühnsten Träumen erahnen können. Für eine solche Spekulation wäre man vor wenigen Wochen ganz sicher noch schallend laut ausgelacht und von anderen heimlich als spitzen Witze-Erzähler beim "Supertalent" angemeldet worden.

Früher gingen sie sich auch mal an die Gurgel.

Früher gingen sie sich auch mal an die Gurgel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gottschalks Wechsel zu RTL wäre für sich allein genommen ja schon ein Knaller. Nicht, weil es so ungewöhnlich wäre, dass jemand vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen zum Privatsender überläuft. Das ist - genauso wie die umgekehrte Variante - natürlich längst gang und gäbe und selbst bei einem wie Thommy, der mittlerweile seit mehr als einem Jahrzehnt ausschließlich ZDF und ARD die Stange gehalten hatte, keine große Sache. Dies zeigt schon allein ein Blick auf die ein wenig länger zurück liegende Historie. Schließlich hatte der Entertainer bereits in den 90er Jahren diverse Einsätze bei Sat.1 und RTL - und das sogar neben seinem Engagement bei "Wetten dass..?".

Nein, natürlich ist der Wechsel nur auf Grund der unmittelbaren Vorgeschichte eine Sensation. Mittlerweile ist es müßig geworden, darüber zu spekulieren, wen - Sender, Produktionsfirma oder Moderator - wie viel Schuld an der Pleite von "Gottschalk Live" im Ersten getroffen hat. Gleichwohl steht fest, dass der Umgang der ARD-Oberen mit dem Grandseigneur der Fernsehunterhaltung alles andere als feinfühlig war. Gottschalk ließ dies zwar nicht klaglos, wohl aber erstaunlich gelassen und selbstironisch über sich ergehen. Er, so hatte man den Eindruck, baute zuletzt wirklich auf neue Formate in der ARD oder hatte sich bereits mit seinem wohl verdienten Ruhestand im schönen Malibu abgefunden. Und nun das.

"Wenn sich einer in die Hose pinkelt ..."

So richtig zur Bombe wird die Nachricht allerdings erst durch Gottschalks künftige Rolle bei RTL. Ausgerechnet beim "Supertalent", an der Seite von Dieter Bohlen, nimmt der 62-Jährige Platz. Dieser Schachzug ist ebenso verwegen wie genial. Und in diesem Fall liegt das tatsächlich an der Historie. Waren Thommy und sein "Wetten dass..?" lange das unangefochtene Schlachtross der Samstagabend-Unterhaltung im deutschen Fernsehen, war es kein anderer als Bohlen, der den Franken und das ZDF mit "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und dem "Supertalent" ab 2002 zusehends herausforderte.

Sie kommt auch noch: Michelle Hunziker.

Sie kommt auch noch: Michelle Hunziker.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dabei lastete auf beiden Kontrahenten ein durchaus ernstzunehmender Quoten-Druck, der sie schon auch mal die harten Bandagen auspacken ließ. "Ich möchte Thomas Gottschalk noch einmal so richtig hart angreifen", sagte Bohlen etwa Anfang 2010 in der "TV Digital" und ergänzte: "Ich will wenigstens versuchen, ob es nicht möglich ist, Gottschalk ganz unter unsere Quote zu drücken." Sein Gegenüber wiederum giftete mit Blick auf die RTL-Konkurrenz in der "Bild"-Zeitung zurück: "Die machen das doch so: Wenn sich einer in die Hose pinkelt und acht Millionen gucken zu, dann hoffen die, dass es vielleicht zehn Millionen werden, wenn hinten auch noch was drin ist. So kriegt man die Quote hoch, aber die Qualität geht in die Hose."

Für Lanz wird es eng

Nun gut, fortan hat Gottschalk ja selbst die Hosen an, um Quote und Qualität ins Gleichgewicht zu bringen. Vorausgesetzt, er kann neben Bohlen bestehen. Auf das Nebeneinander der beiden Alphatiere in der "Supertalent"-Jury darf man sich jetzt schon freuen. Und eben das macht den Coup genial. Sollten es die beiden schaffen, sich künftig auf Augenhöhe süffisant die Bälle zuzuspielen, dann könnte das der Show tatsächlich neue Quoten-Höhenflüge bescheren. Angesichts dessen, dass die Sendung ebenso wie DSDS sowohl inhaltlich als auch beim Zuschauerinteresse zuletzt doch ziemlich stagnierte, wäre das ein wahrer Triumph. Markus Lanz muss sich dann doppelt warm anziehen. Dass ausgerechnet sein "Wetten dass..?"-Vorgänger versuchen würde, ihm künftig am Samstagabend die Stirn zu bieten, hätte wohl auch er sich nicht träumen lassen.

Die Chancen, dass Thommy und Didder das gut hinbekommen werden, stehen nicht allzu schlecht. Klar lieferten sie sich in der Vergangenheit so manche gegenseitige Sticheleien, die bei Bohlens "Wetten dass..?"-Auftritten schon auch mal in kleinere Handgemenge ausarteten. Doch wie heißt einer der literarischen Klassiker des Pop-Titanen? Richtig, "Nichts als die Wahrheit". Und die Wahrheit ist, dass das Verhältnis der beiden seit jeher von gegenseitigem Respekt geprägt ist. "Der Dieter hat was und ich mag den", offenbarte Gottschalk schon mal über sein Gegenüber, wenn es nicht gerade um den Quoten-Kampf ging. Dass Bohlen in den vergangenen Jahren immer wieder ein nur allzu gern gesehener Gast bei "Wetten dass..?" war - darunter auch in Gottschalks letzter Mallorca-Sendung -, lässt ebenso tief blicken wie die Tatsache, dass er für sein Modern-Talking-Comeback 1998 just die ZDF-Show wählte.

Und noch etwas haben die beiden Nebenbuhler bereits geteilt: Michelle Hunziker. Erst Moderatorin bei DSDS, dann Gottschalks Assistentin, ist sie inzwischen wieder bei RTL und den "DSDS Kids" gelandet. Nun wird auch sie Jurorin in der "Supertalent"-Jury. Das ist doch mal ein flotter Dreier.

Quelle: ntv.de

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