Unterhaltung

Marcel und die frechen Mädchen Ich habe heute 15 Fotos für euch!

Schöner geht's nicht. Und Laura strahlt rechts unten.

Schöner geht's nicht. Und Laura strahlt rechts unten.

Nicht, dass Sie denken, Sie könnten die Klamotten des umtriebigen und unruhigen, stets auf der Suche befindlichen Marcel Ostertag fortan im Supermarkt kaufen, so wird es nicht sein. Aber der Designer fand "sein Mädchen" nun mal an der Kasse eines Discounters - und die anderen Mädchen für seine nächste Show bei der Berlin Fashion Week hat er sich auch auf nicht ganz konventionelle Art und Weise zusammengesucht. Normalerweise erledigt eine Agentur die Zusammenstellung der Mädchen. Und bis jetzt schien es auch nicht verkehrt zu sein, ein paar prominente Models über den Catwalk stöckeln zu lassen. Darauf allerdings pfeift der Münchener - und ließ viele junge Damen in Berlin antreten. Anstatt ihnen aber nur zu sagen. "Ja, du!", "Nee, du nicht!" bekamen die "Mädels" während eines Wochenend-Workshops Weitermach-Tipps, Wärme und was zu essen.

Nach einem Aufruf auf Facebook und in einigen Mode-Magazinen meldeten sich Hunderte junger Mädchen zwischen 16 und 23 Jahren, die Lust hatten, für den Designer zu laufen und auch in seinem Lookbook die neuesten Entwürfe zu präsentieren. Übrig geblieben von 30 enger in die Wahl gekommenen Lieblingsmädchen sind 15 - plus Laura, die er ja bereits gefunden hatte, ohne sie zu suchen.

In Berlin traf n-tv.de den Mode-Designer und das Model im Hotel Wyndham Grand.

n-tv.de: Seid ihr erleichtert, jetzt wo ihr alle Mädchen für die Berlin Fashion Week im Juli zusammenhabt?

Marcel Ostertag: Auf jeden Fall. Glücklich und k.o.

Laura: Ja, ich bin sehr happy!

Marcel: Ich bin außerdem sehr überrascht, was für einen Riesenunterschied es doch macht, ob man sich seine Models nur nach einem Foto oder bei lebendigem Leib aussucht (lacht). Bei vielen musste man fast gar nichts mehr machen, die sind perfekt, so wie sie hier angekommen sind. Ganz viel geholfen hat mir das Urteil von Shawny, die ja nicht auf den Mund gefallen ist und mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg hält.

Ist sie so etwas wie eine Muse? Und was macht eine Muse aus? Das wollte ich schon immer wissen!

Marcel: Ja, das würde ich schon so sagen. Eine Muse inspiriert und unterstützt, und da für mich ein Mädchen am besten frech sein muss, inspiriert mich diese Art mehr als ein stilles Mäuschen.

Mit Shawny, Model und Muse, bei der schwierigen Aufgabe, aus vielen schönen Mädchen die mit dem gewissen Etwas heraus zu finden.

Mit Shawny, Model und Muse, bei der schwierigen Aufgabe, aus vielen schönen Mädchen die mit dem gewissen Etwas heraus zu finden.

Also hast du dir noch mehr freche Mädchen ausgepickt?

Marcel: Ja, so ein paar echte Rotzgören sind dabei! Vor allem die hier (zeigt auf Laura) ...

Das ist ja eine sehr spezielle Story! Laura, du sitzt an der Kasse und ein Mann spricht dich an, während du gerade Windeln und Wirsing durch den Scanner ziehst und sagt: "Hallo, du, ich find' dich schön, möchtest du mein Model sein?" Da denkt man doch zuerst: "Ach nee, nicht schon wieder so ein Spruch!", oder?

Laura: (lacht) Naja, ein bisschen schon.

Marcel: Und ich war zum ersten Mal bei Lidl!

Aber es lohnte sich!

Marcel: Ja! Am Anfang hat sie sich auch ein bisschen geziert, das ist aber ganz in Ordnung.

Das bist du doch gewöhnt, Laura, also angesprochen zu werden ...

Laura: (lacht) Naja, schon, aber nicht so.

Marcel: Mädchen sollen ja auch wildfremden Männern nicht ihre Telefonnummer geben, aber nachdem sie nun gesehen hatte, dass ich offensichtlich schwul bin und kein alternder, lüsterner Fotograf (großes Gelächter) und sie obendrein dann doch schon mal meinen Namen gehört hatte, gab es eigentlich keinen Grund mehr, mich nicht anzurufen.

Aber die Klischees bedienen wir dann doch: Typischer Fotograf gleich alt und lüstern. Und das habt ihr jetzt gesagt!

Marcel: Sie ist jetzt überall dabei. Bei der Fashion Week und auch in meinem Lookbook, da freu' ich mich sehr drüber. 

Was muss so ein Mädchen denn für dich noch haben, um in die engere Auswahl zu kommen?

Laura wird noch schöner gemacht.

Laura wird noch schöner gemacht.

Marcel: Tolle Haut, eine gewisse Größe (Anm.: 1,74 Meter müssen es schon sein), ein natürliches, wandelbares Gesicht und auch eine gewisse Ausstrahlung sind wichtig. Auf keinen Fall hohl. Vieles kann man lernen: laufen, lächeln. Haare kann man machen, das Blond sollte nicht zu blond sein (lächelt). Und: Zum Casting sollte man immer ungeschminkt kommen, das ist ganz wichtig. Ganz wichtig ist übrigens auch, dass ein Mädchen bei einem Casting eine gewisse Schmerzgrenze hat: Es kann schließlich abgelehnt werden, und das bedeutet nicht das Ende. Aber für viele schon, und damit muss man umgehen können.

Jetzt hast du aber natürlich - an dich selbst - ganz schön hohe Ansprüche gesetzt: Musst du jetzt nicht immer so aufwändig deine Mädchen zusammen suchen?

Marcel: Oh je, das stimmt. Ich hab' die Mädchen jetzt ganz gut kennengelernt, man erfährt eine Menge über sie. Und man kann sie schlecht wieder loslassen. Ich würd's gern wieder so machen! Denn es waren ganz neue Gesichter dabei, nicht nur die üblichen Verdächtigen. (lacht)

Und wenn du ein Wochenende mit den Girls verbracht hast, ihnen was beigebracht hast, sicher ein paar Tränchen getrocknet hast, dann wachsen die einem doch ans Herz ...

Marcel: Ja, ich fand es auch ganz schlimm, den anderen zu sagen, dass sie nicht dabei sind. Und bei drei Mädchen lag es echt nur daran, dass sie zu klein sind, das tut mir dann so besonders leid, weil die eigentlich Potenzial hatten. Aber eine gewisse Größe muss nunmal sein.

Du bist ja inzwischen recht TV-affin - bist du eine Rampensau? Ein wirklich schüchterner, introvertierter Designer ist ja was anderes.

(lacht) Ja, ich steh' gern vor der Kamera. Es macht mir Spaß.

Was war das Schönste bei eurem Workshop?

Laura: Dass wir uns alle so gut verstanden haben, keine Zickereien, gar nichts in der Richtung. Und das Laufstegtraining war toll, ich hab' vieles gelernt.

Hast du schon mal gemodelt?

Laura: Nee, ich studiere Psychologie. Jetzt hab' ich aber Blut geleckt.

Marcel:. Für mich was das Schönste, den Elan der Mädchen zu beobachten. Ich bin weder Gucci noch Prada, mein Label ist jung, und trotzdem war so viel Drive da. Ich hab' das Gefühl, dass ich auch ein paar Freundinnen getroffen habe. Und viele haben so einen eigenen Style, das inspiriert mich.

Wie wird deine neue Kollektion denn sein?

Marcel: Sie heißt "Modern Bohemian Rhapsody". Es wird seidig, aber auch extremer, und sehr viel Mustermix. Sehr fröhlich.

Was sagst du zu der neuen Location der Berlin Fashion Week? Das Zelt am 17. Juni muss ja der Fußball-WM-Fanmeile weichen.

Ich find's toll, ich freu' mich auf die Eislaufhalle im Wedding. Dieser Ort gibt total neue und andere Möglichkeiten her. Und ich find's cool, dass es in Wedding ist. Ich hab' mal in Moabit in der alten Kommune 1 gewohnt, die kann man inzwischen als Ferienwohnung (lacht) mieten, aber den Wedding kenn' ich eigentlich nicht.

Laura, wie stellst du dir dein Leben nun vor: Zwischen Studium, Modeln und Supermarktkasse?

Laura: Ja! (lacht) Genau so! Aber vor allem muss ich jetzt laufen lernen. Also auf dem Laufsteg.

Marcel: Ich will sie jetzt noch bei einer guten Agentur unterbringen, bei einer seriösen. Dann wird eh alles laufen! (lacht)

Mit Marcel Ostertag und Laura sprach Sabine Oelmann  

Die Berlin Fashion Week läuft vom 8. bis 13. Juli.

Quelle: ntv.de

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