Unterhaltung

Bause und die Bauern "Irgendwas mit Sauerkraut"

Auf richtiges Essen: Uwe und seine Iris.

Auf richtiges Essen: Uwe und seine Iris.

Ein Schweinemäster hat Mitleid mit Fliegen, ein anderer freut sich schon aufs Essen, das schwule Paar ist so gut wie verheiratet und der Ackerbauer aus dem Münsterland hat nackte Frauen im Wohnzimmer hängen. Wie gut, dass es Inka Bause gibt.

Strahlt ohne Sarkasmus: Moderatorin Inka Bause.

Strahlt ohne Sarkasmus: Moderatorin Inka Bause.

Man stelle sich vor, Sonja Zietlow und Dirk Bach führten durch "Bauer sucht Frau". Kübelweise Spott würde sich ergießen über Landwirte, die seit Jahren oder Jahrzehnten, teils nie, einer Frau nahegekommen sind. Über Männer, deren Annäherungsversuche an die holde Weiblichkeit mit "unbeholfen" äußerst rücksichtsvoll umschrieben wäre.

Für "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" ist der beißende Witz des Moderatoren-Duos sicher die angemessene Tonart. Zumal man grundsätzlich davon ausgehen darf, dass auch B-Prominente selbst einschätzen können, ob und wie sie sich lächerlich machen wollen.

Bei den Bauern ist das anders. Deshalb ist dies die Sendung von Inka Bause. Eine bessere Moderatorin hätte RTL für "Bauer sucht Frau" kaum finden können. Natürlich: In den weitaus meisten Folgen trifft sie die Bauern gar nicht, sondern moderiert aus dem Off oder aus einer neutralen Bauernhofkulisse. Und doch ist sie der Katalysator der Sendung. Ohne wahrnehmbare Mühe sorgt sie dafür, dass sich die größten Peinlichkeiten in Wohlgefallen auflösen.

Da läuft doch was: Philipp (r.) und Veit.

Da läuft doch was: Philipp (r.) und Veit.

Und Peinlichkeiten gibt es viele - die wenigsten übrigens, so viel wird in der zweiten Folge der siebten Staffel schnell klar, beim schwulen Pferdewirt Philipp, der seinen Veit halbwegs entspannt über den Hof führt. Kunststück, für beide scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein.

Doch bleiben wir bei den Peinlichkeiten. Der "sanfte Schweinebauer" Uwe holt "seine" Iris mit einem dekorierten Maishäcksler vom Bahnhof ab. Der "schwäbische Pfundskerl" Thomas fährt mit einem Reisebus vor, der mit Herzchenballons geschmückt ist. Er ist aufgeregt, Diana bleibt locker. "Das war schon 'ne Überraschung", meint sie später in eher neutralem Tonfall. Eine echte Überraschung wartet beim "heiteren Ackerbauern" Rolf auf Silvia. In seinem Wohnzimmer hängt ein Kalender mit allerlei landwirtschaftlichem Gerät. Auf dem Gerät wiederum räkeln sich dralle, halbnackte Damen. "Als Junggeselle, da hat man so was", erklärt Rolf. Auf Silvias Kopfkissen hat er einen Hasen gelegt.

Für Uwe erfüllt sich ein Traum

Solche Schnitzer wären bei Uwe undenkbar. "So. Dies ist hier mein Wohnzimmer", verkündet er, als er mit Iris sein Wohnzimmer betritt. Darauf Iris: "Aha. Mit ganz vielen Bildern." Tatsächlich. Doch Iris ist so einfühlsam, wie Uwe sanft ist. Kochen kann er nicht. Seit seine Mutter und seine Oma nicht mehr leben, hat er sich ausschließlich von Tiefkühlkost ernährt, zwei Jahre lang. "Soll ich dir denn auch mal was Leckeres kochen?", fragt Iris. Uwe hat nichts dagegen: "Können wir ja mal machen. Irgendwas mit Sauerkraut." Im Einzelgespräch erzählt er der Kamera später: "Es ist ein ganz, ganz tolles Gefühl, dass Iris was für mich kochen möchte. Und ich freu mich schon aufs Essen." Aus dem Off kommentiert Inka Bause: "Für den sanften Schweinebauern geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung."

Scherzkeks Friedrich nimmt Inge auf den Arm.

Scherzkeks Friedrich nimmt Inge auf den Arm.

Ein ganz besonderer Fall sind die Fränkin Inge und der "einsame Niedersachse" Friedrich. Er spricht wenig und verzieht kaum eine Miene, sie spricht viel und gibt sich die größte Mühe, schier grenzenlose Begeisterung zu zeigen. Meist gelingt ihr das sogar. Zum Beispiel in Friedrichs Küche, in der ziemlich viele Fliegen auf dem Tisch hocken. Warum er denn keinen Fliegenfänger an der Decke hängen habe, fragt Inge. "Die Fliegen an dem Fliegenfänger, das is' auch Tierquälerei", murmelt der Schweinebauer, dem wohl gerade entfallen ist, welches Schicksal auf seine 600 Schweine wartet. Doch Inge passt sich an, die Fliegen sind kein Problem für sie: "Also besser, dann essen sie gleich mit vom Tisch. Die haben ja auch eine Daseinsberechtigung. Und Hunger."

"Ich bin halt 'nen kleinen Witzbold"

Inge hat sich ganz offensichtlich vorgenommen, dauerbegeistert zu sein. Als sie die Badewanne sieht, stutzt sie nur kurz. "Keine Dusche da?" - "Dusche is' hier." - "Ach so, ja, extra noch, Wahnsinn, ist ja noch besser." Zwischen Badewanne und Dusche macht Inge Konversation: "Kommt da warmes Wasser?" - "Nä." - "Was? Da kommt kein warmes Wasser? Nur eiskaltes Wasser?" - "Ja." Vor ihrem geistigen Auge entsteht ein Bild, das möglicherweise dem ähnelt, das der Zuschauer längst von Friedrich hat. Doch der 59-Jährige hat nicht nur warmes Wasser auf dem Hof, sondern es auch noch faustdick hinter den Ohren: "Ich bin halt 'nen kleinen Witzbold und hab immer so'n kleinen Witz in der Hinterhand", sagt er später.

Wie heißen die? Schweine!

Wie heißen die? Schweine!

Gewollt oder ungewollt, der Ostfriese ist das Highlight der Sendung. Als er Inge in den Schweinestall führt, fragt sie: "Wie heißen die alle?" Seine Antwort: "Die heißen nur Schwein." Und doch hat auch er, trotz seines norddeutschen Hangs zur Nüchternheit, durchaus Sinn für Romantik. Im Einzelinterview formuliert er: "Ich hoffe, dass sich das so entwickelt, dass wir zusammenpassen, und dass sie hier wohnt und dass wir zusammenleben können."

Für die Kombination von "Fremdschämen" und "Bauer sucht Frau" hat Google 27.000 Treffer. Vermutlich werden es derzeit im Wochenrhythmus mehr. Doch zum Glück gibt es Inka Bause. Wie sie es schafft, ist ein Rätsel, aber sie schafft es: Einfühlsam, schmerzfrei und mit nur leichter Ironie führt sie durch die Sendung, ohne die Bauern vorzuführen. "Der erste Hoftag ging vielversprechend zu Ende", fasst sie schließlich zusammen. "Der einsame Niedersachse Friedrich freut sich, dass die Büroangestellte Inge seine 600 Schweine mag. Der heitere Ackerbauer Rolf hat seinen Herzhasen schon gefunden. Und auch beim fleißigen Pferdewirt Philipp knistert es gewaltig. Aber ob die Auserwählten auch mit der anstrengenden Hofarbeit zurechtkommen? Das alles sehen Sie nächste Woche - hier bei Bauer sucht Frau."

Es wird also nicht an den Macken der Bauern liegen, sondern an der anstrengenden Arbeit, wenn die Frauen am Ende die Höfe verlassen sollten. Vielleicht ist das der wahre Grund, warum "Bauer sucht Frau" so erfolgreich ist - nicht weil die Zuschauer sich an blamablen Bauern ergötzen wollen, nein: Es ist eine der letzten Sendungen, zu der Sarkasmus und Zynismus keinen Zutritt haben. Inka Bause sei Dank.

Quelle: ntv.de

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