Unterhaltung

"Unter Geiern" im Sauerland Karl-May-Festspiele feiern 50.

Mit einem lauten Knall und einem riesigen Feuerball fliegt ein Teil des Bühnenbildes in die Luft. Kurz darauf hat die Crew die Schäden der Explosion beseitigt und die Bühne in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Aufatmen bei Schauspielern, Technikern und Regie. Vom 18. Juni an wird nicht mehr geprobt. Mit der Premiere des Stücks "Unter Geiern" starten die Karl-May-Festspiele in Elspe in die neue Saison. Vor 50 Jahren wurde auf der Naturbühne im Sauerland erstmals ein Karl-May-Stück aufgeführt.

"Das war damals aus der Not heraus", sagt Jochen Bludau. 1958 war der Regisseur der Elsper Karl-May-Festspiele der erste Winnetou-Darsteller. "Mit den anderen Stücken ließen sich nicht mehr viele Leute ziehen", sagt Bludau. Aber Karl May wurde in den ersten Jahren genau so inszeniert wie andere Autoren auch. Ende der 60er Jahre dann trennen sich Laien-Schauspieler und Profis. Seit 1964 wird ausschließlich Karl May gespielt. Mit eigenen Pferden und Stunt-Training wird aus der "Notlösung" von 1958 das Erfolgsrezept. 1969 kommen knapp 20.000 Zuschauer nach Elspe, zehn Jahre später sind es fast 400.000. Denn zwischenzeitlich macht Pierre Brice die Spiele bekannt und beliebt. Als 1982 die Zuschauerzahlen sinken, liegt das nicht am Ensemble oder dem Winnetou-Star, sagt Bludau. "Das war der Pillenknick. Seitdem liegen wir bei 200.000 Zuschauern jährlich."

300.000 Fans verabschieden Pierre Brice

Etwas mehr Zuschauer haben die Karl-May-Festspiele, die schon seit 1952 alljährlich in der Kalkbergarena in Bad Segeberg in Schleswig-Holstein stattfinden. 1991, zur Abschiedssaison von Winnetou-Darsteller Pierre Brice, kamen mehr als 300.000 Fans. In den vergangenen Jahren waren es nach Veranstalterangaben immer zwischen 220.000 und 280.000. In Bad Segeberg spielt in diesem Jahr spielt Erol Sander den Apachen-Häuptling Winnetou im Stück "Winnetou und Old Firehand".

Mehr als elf Millionen Menschen haben in Elspe die Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand und um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse schon begeistert. Explosionen, Pferde, Stunts und Slapstick gehören seit jeher dazu. 2008 fliegt zum zweiten Mal nach 2002 auch wieder ein echter Geier als Titelfigur über die 100 Meter breite Naturbühne.

Auch ein Geier spielt mit

Auf seinen Flug in der 2008er Inszenierung wird Geier "Da Vinci" seit einem halben Jahr vorbereitet. "Wir haben geübt, dass er sich durch Pferde und Explosionen nicht irritieren lässt", erzählt Trainerin Klaudia Brommund. Neben ihrem Vogel wird ein zweiter Geier namens "Walli" für den Flug über die Bühne trainiert. "Es kann ja immer mal was passieren mit den Tieren. Walli ist derzeit die zweite Besetzung", sagt Trainer Thorsten LeLeux.

Von der monatelangen Arbeit, in der die Geier auf ihren nur Sekunden dauernden Flug vorbereitet wurden, merken die Zuschauer nichts. Majestätisch gleitet der Geier mit einer Spannweite von 2,5 Metern nur einige Meter an den ersten Publikums-Reihen vorbei. Zwei Flüge stehen pro Vorstellung im Drehbuch: Beim ersten Auftritt von Winnetou schwebt der Geier über ihn hinweg. Kurz vor Ende des Stücks beginnt mit dem zweiten Flug der actionreiche Showdown, bei dem in Karl-May-Manier natürlich am Schluss "das Gute" gewinnt.

Benjamin Armbruster spielt erneut den Winnetou. Sein Blutsbruder Old Surehand wird gemimt vom eigentlich seit Jahren auf die Bösewichter eingeschworenen Rolf Schauerte. RTL-Serienschauspieler Kai Noll kann aus Termingründen Old Surehand nicht mehr spielen. Bis Ende August reiten sie insgesamt 51 Mal über die Naturbühne im Sauerland.

Von Jörg Taron, dpa

Quelle: ntv.de

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