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Jüdische Filmschaffende sauer Kritik an Oscar-Rede von Jonathan Glazer

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Regisseur Jonathan Glazer mit seinem Oscar für "The Zone of Interest".

Regisseur Jonathan Glazer mit seinem Oscar für "The Zone of Interest".

(Foto: IMAGO/Newscom / AdMedia)

Bei den Oscars gewinnt Jonathan Glazer einen Preis für seinen Film "The Zone of Interest". In seiner Rede setzt er Israels Vorgehen in Gaza mit dem Holocaust gleich. In einem offenen Brief kritisieren nun andere jüdische Filmschaffende seine Darstellung der Situation im Nahen Osten.

Ein offener Brief verurteilt die umstrittene Oscar-Rede von Filmemacher Jonathan Glazer. Der Regisseur hatte nach dem Gewinn des Auslands-Oscars für "The Zone of Interest" indirekt die gegenwärtigen Operationen Israels im Gazastreifen mit dem Holocaust in Verbindung gebracht. Über 450 jüdische Filmschaffende aus Hollywood haben das Statement unterzeichnet. Darunter sind unter anderem Schauspielerin Jennifer Jason Leigh, Regisseur Eli Roth und Produzentin Nancy Spielberg, die Schwester von Steven Spielberg.

"Wir wehren uns dagegen, dass unser Judentum instrumentalisiert wird, um eine moralische Gleichsetzung zwischen einem Naziregime, das eine Rasse von Menschen ausrotten wollte, und einer israelischen Nation, die ihre eigene Ausrottung abwenden will, zu ziehen", heißt es zu Beginn in dem offenen Brief.

Die Autoren greifen damit explizit eine Formulierung von Jonathan Glazer auf. "Wir wehren uns dagegen, dass unser Judentum und der Holocaust instrumentalisiert wird für eine Besatzung, die zu der Not von so vielen unschuldigen Menschen geführt hat", hatte der selbst jüdische Regisseur gesagt.

Wort "Besatzung" verzerre die Geschichte

Der Brief kritisiert die Verwendung des Wortes "Besatzung". Es "verzerre die Geschichte" wenn es zur "Beschreibung eines einheimischen jüdischen Volkes, das ein jahrtausendealtes Heimatland verteidigt und von den Vereinten Nationen als Staat anerkannt wurde", genutzt werde. Das Wort sei ein Symptom für die "moderne Ritualmordlegende", die gerade kursiere. Damit spielen die Unterzeichner auf Verschwörungstheorien an, die Juden über Jahrhunderte immer wieder des Mordes bezichtigten. Sie dienten oft als Rechtfertigung für Pogrome.

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"Das gegenwärtige Klima des wachsenden Antisemitismus unterstreicht nur die Notwendigkeit des jüdischen Staates Israel, der uns immer aufnehmen wird, wie es kein Staat während des in Herrn Glazers Film dargestellten Holocausts tat", heißt es weiter. Zivile Opfer in Gaza bedauert der Brief. Er unterstreicht, dass Israel keine Zivilisten, sondern die terroristische Vereinigung der Hamas angreife.

Jonathan Glazer gewann bei der Oscar-Verleihung am 10. März 2024 die Auszeichnung für den besten internationalen Film. Die britische Produktion "The Zone of Interest" mit Sandra Hüller zeigt in größtenteils deutscher Sprache den Alltag der Familie von Rudolf Höß, dem Kommandanten von Auschwitz. "Unser Film zeigt, wohin die Entmenschlichung in ihrer schlimmsten Form führt", sagte Glazer auf der Oscar-Bühne. Als "Entmenschlichung" bezeichnete er dann sowohl die Morde der Hamas am 7. Oktober 2023 als auch die darauffolgende Militäroperation Israels in Gaza.

Quelle: ntv.de, nan/spot

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