Der Eimer zum Deckel Lena in der zweiten Runde
07.02.2011, 22:47 Uhr
Hier singt Lena.
(Foto: dapd)
Lena singt für Deutschland beim Eurovision Song Contest. In einer Dauerfernsehsendung muss nur noch der richtige Eimer zum Deckel gefunden werden. So poetisch drückt das Lena-Entdecker Stefan Raab aus und langweilt uns damit über alle Maßen.
Es gibt Strafarbeiten, die macht keiner gern: das Katzenklo sauber machen, den Müll runterbringen, die Geschirrmaschine ausräumen, Lena bei "Unser Song für Deutschland" gucken. Aber einen trifft es eben, in diesem Fall mich.
Also ab ins Lena-Universum, für alle, die auch so wenig mitbekommen haben wie ich, ein kurzes Update. Lena, vormals bekannt als Lena Meyer-Landrut, hat ja den Eurovision Song Contest für Deutschland gewonnen. Und weil das so prima geklappt hat, durfte sich der Siegerinnen-Macher Stefan Raab was wünschen und wünschte sich die Titel-Verteidigung durch Lena. Nur das Lied muss noch gefunden werden. Drei aus sechs Titeln sind schon aus der für den Lena-Endausscheid nominiert. Auf der neuen CD, die zufällig gerade rauskommt und "Good news" heißt, sind aber 12 Lieder. Deshalb gibt es die zweite Auswahlrunde mit noch einmal sechs Titeln, macht nach Adam Riese 12. Wobei wir natürlich wissen, dass der geniale Rechenmeister Adam Ries hieß, aber das ist eine andere Geschichte.
Fanveranstaltung mit kleinen Macken
Der Witz der Veranstaltung mit Lena, nicht mit Adam, ist auch diesmal, Lena singt und erzählt vorher, was sie an dem jeweiligen Lied so super findet. Der erste Song "A Million And One" stammt von den "Sex Bomb"-Komponisten und ist ein Plädoyer gegen den etwas zu verkopften Umgang mit der Liebe. Das ist ja schließlich keine "Raketenwissenschaft", das Geigengezupf mit Botschaft ist das auch nicht, hat aber Charme. Jurorin Anke Engelke fühlt sich wie in einem Labyrinth, in das sie etwas schwer hineinfindet, wo sie dann aber "mitwippen musste". Auf solch ätherisches Zwitschern stehen die Leute, der Titel kommt unter die letzten sechs. Die andere Jurorin war Joy Denalane. Deren Outfit hatte ihr zehnjähriger Sohn ausgesucht, außerdem hat sie uns mit ihrem Fachvokabular ganz durcheinander gebracht. Und welche Aufgabe haben eigentlich Juroren, außer die Pausen mit Geschnatter zu füllen?
Titel Nummer zwei heißt "Teenage Girl", was ja zu Lena mit ihren 19 Jahren durchaus passen würde. Sie mag das "Gebounce" (schreibt man das so?), aber entweder sind Teenager auch nicht mehr das, was sie mal waren, oder die Raffinesse des Titels ist so raffiniert, dass sie schon keiner mehr mitbekommt. Jedenfalls ist es ein langweiliges Stück mit einem "beknackten Text", sagt Frau Engelke. Aber die ist ja auch kein Teenager mehr.
Gänsehaut oder gar nichts
Es folgt die Ballade "Push Forward" vom gleichen Komponistenteam, das bereits in der ersten Runde "May Be" beigetragen hat und damit weitergekommen ist. Romantik ohne Kitsch wollten sie Lena auf den zarten Leib schreiben. Herausgekommen ist ein sehr intensiver Song, ein "Frauenlied", sagt Raab. Nur eben ohne das Caramba, das den Grand Prix auszeichnet. Bei Heino hieße das Karamba und Karacho, aber ich schweife schon wieder ab. Im Finale ist der Song jedenfalls.
Song Nummer vier stammt von Aloe Blacc, der 2010 mit "I Need A Dollar" einen richtigen Hit hatte. Dem haben Raab und Lena bei einer Fernsehsendung aufgelauert und den Song "At All" abgeschwatzt. Während Lena sich sichtlich wohlfühlt, springt der Funke nicht so recht über. Ob das an Aloe Blacc oder an Lena liegt, lassen wir jetzt mal dahingestellt.
Ein wenig retro kommt die Nummer fünf daher. So heißt das, wenn das Lied etwas altmodisch anmutet, das aber schon wieder hip ist. Das Beste an "A Good Day" ist aber Lenas Kleid. Den schmissigen Abschluss liefern mit "Mama Told Me" Lena und Raab als Autorenteam selbst. Da geht auch musikalisch die Post ab. So lieben die Zuschauer ihre Lena und wählen den Song weiter.
Schnick-Schnack-Schnuck
Nicht, dass mich einer falsch versteht. Die Karriere der Lena Meyer-Landrut nötigt nach wie vor Respekt ab. In ihren überzeugenden Momenten ist der Lena-Zauber auch immer noch spürbar. Aber diese Show braucht kein Mensch. Andere Künstler lösen das Problem mit der PR für eine CD, indem sie eine Single nach der anderen auskoppeln. Das hat früher geklappt und würde wahrscheinlich immer noch funktionieren.
Lena braucht auch nur einen Song für ihren unseligen Versuch einer Titelverteidigung. Den hätte man auch per Schnick-Schnack-Schnuck ermitteln können. So kommt lediglich ein zäher Fernsehabend heraus. Und davon gibt es ja dann beim Finale am 18. Februar gleich noch einen. Ich bin raus aus dem Strafarbeiten-Plan.
Quelle: ntv.de