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Der Designer als "Kreativdirektor" Pierre Cardin denkt ans Aufhören

Will Kreativdirektor bleiben: Pierre Cardin.

Will Kreativdirektor bleiben: Pierre Cardin.

(Foto: dpa)

Mit 88 kann man auch mal ans Aufhören denken - vor allem, wenn die letzten Entwürfe überwiegend verrissen wurden. Die Preis-Vorstellungen, die der Modeschöpfer zum Verkauf seines Unternehmens hat, werden von der Finanzwelt jedoch belächelt.

Genialer Modeschöpfer, begnadeter Geschäftsmann und großzügiger Kulturmäzen - der französische Designer Pierre Cardin hatte in der Vergangenheit viele Verehrer. Die jüngsten Kollektionen wurden allerdings von Kritikern verrissen.

Astronautenlook in Strick, Hüte wie Tortenschachteln?

Astronautenlook in Strick, Hüte wie Tortenschachteln?

(Foto: dpa)

Nach mehr als 60 Jahren im Modezirkus soll nun Schluss sein - zumindest fast. Der kinderlose Cardin will sein Imperium schnellstmöglich verkaufen und künftig nur noch als "Kreativdirektor" walten. "Das Geschäft geht weiter, ich werde in ein paar Jahren nicht mehr da sein", begründete der 88 Jahre alte Franzose in einem Interview des "Wall Street Journal" (WSJ) seine Entscheidung. Selbstbewusst gab er den Kaufpreis für seine Gruppe mit einer Milliarde Euro an. Auf die Frage, wie er auf den Betrag komme, rechnet der Altmeister vor, dass er Lizenzen für 1000 Produkte vergeben habe und für jede locker zehn Millionen Euro verlangen könne. Pro Land versteht sich. In Deutschland ist beispielsweise der Herrenmode-Hersteller Ahlers (Herford) Lizenzpartner von Pierre Cardin.

Stark angekratzt

In der Bankenwelt wird darüber nur geschmunzelt. Vielleicht sei die Gruppe 200 Millionen Euro Wert, zitierte das "WSJ" einen Branchenexperten. Nach Ansicht von Modekritikern ist das Image der Marke stark angeratzt. Die im vergangenen Herbst gezeigte Kollektion wurde vernichtend bewertet. "Astronautenlook in Strick, Hüte wie Tortenschachteln, biedere Kostüme und Nylonstrümpfe bei den Models wirkten beinahe unwürdig", schrieben Kritiker. "Pierre Cardin ist eine Marke, die manchmal ein wenig zu schutzlos, zu verbraucht, zu sehr 'Franchise' gewesen ist", kommentierte am Dienstag Branchenkenner Laurent Habib im Sender BFM Business.

Dass sich daran so schnell etwas ändern wird, scheint unwahrscheinlich. Ein möglicher Käufer der Cardin-Gruppe muss den 88-Jährigen nämlich gleich mit kaufen. "Ich will Kreativdirektor bleiben", sagte der in Venedig geborene Modeschöpfer dem "WSJ". Das wäre seiner Meinung nach auch für das Markenimage gut. Zu den Produkten, auf denen der Name des Designers steht, gehören mittlerweile nicht nur Hemden und Hosen sondern auch Hunderte andere Dinge wie Porzellan, Bettwäsche und Uhren.

Jackie Kennedy und die Beatles trugen Cardin.

Jackie Kennedy und die Beatles trugen Cardin.

(Foto: dpa)

Ob es bereits ernsthafte Kaufanwärter gibt, wollte man an Cardins Firmensitz in Paris am Dienstag nicht kommentieren. Was sie locken könnte, ist vor allem die Erfolgsgeschichte des Franzosen im vergangenen Jahrhundert. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in den 40er Jahren für Christian Dior. Zu den Kunden seiner 1950 gegründeten eigenen Marke zählten später Jackie Kennedy und die Beatles. Zuletzt erwarb sich Cardin vor allem als Kulturmäzen Anerkennung. In seiner Wahlheimat in der südfranzösischen Provence veranstaltet der Kunstfreund jeden Sommer ein Musik-und Theaterfestival. Außerdem hat er ein Schloss restaurieren lassen.

Quelle: ntv.de, dpa

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