Sicherheitswarnung in St. Petersburg Staat und Kirche drohen Madonna
09.08.2012, 13:54 Uhr
Madonna während ihres Konzerts im Olympiastadion in Moskau am 7. August.
(Foto: dpa)
Auf ihrer bisher ungewöhnlich politischen Welttournee will Madonna in St. Petersburg auch für die Rechte von Schwulen und Lesben eintreten. Russische Politiker und Christen laufen dagegen Sturm. Das US-Konsulat erlässt sogar eine Sicherheitswarnung für das Konzert.
US-Popstar Madonna zeigt sich vor dem zweiten Russland-Konzert trotz scharfer Kritik von Politik und Kirche weiter kämpferisch. Ungeachtet eines Verbots, öffentlich in der Touristenmetropole St. Petersburg über Homosexualität zu reden, werde sie sich mit Schwulen und Lesben solidarisieren, teilte die 53-jährige Sängerin mit. Dazu werde sie bei dem Konzert am Abend auch rosarote Armbänder verteilen lassen, hieß es auf ihrer Webseite.
Der Stadtabgeordnete Witali Milonow von der Regierungspartei Geeintes Russland drohte mit einer Anzeige, sollte Madonna "Homosexualität propagieren". Darauf stehen Geldstrafen. Er werde das Konzert filmen lassen, sagte Milonow. Auch Extremisten und russisch-orthodoxe Christen kündigten Proteste gegen Madonna an.
"Ideologische Waffe des Westens"
"Ausländer haben kein Recht, uns ihre Lebensregeln zu diktieren", teilte die konservative Gewerkschaft der Bürger Russlands der Agentur Interfax zufolge in St. Petersburg mit. Madonna sei eine "ideologische Waffe des Westens", moralisches Verderben über Russland bringe. Der Popstar hatte am Dienstagabend in Moskau auch die drei inhaftierten Frauen der russischen Punkband Pussy Riot unterstützt, die gegen Kremlchef Wladimir Putin und Patriarch Kirill in der Christi-Erlöserkathedrale protestiert hatten.
Freiheit für Pussy Riot und freie Meinungsäußerung forderte Madonna bei dem Auftritt im Olympiski-Stadion vor mehr als 20.000 Menschen. Dabei trug sie den Schriftzug von Pussy Riot auf dem halbnackten Rücken und sang wie die Skandalband mit einer Sturmmaske. Fans spendeten tosenden Beifall. "Der Künstler hat immer recht, wenn er sich selbst ausdrückt", zitierten Medien aus Madonnas zehnminütigem Solidaritätsappell für Pussy Riot.
US-Konsulat in Alarmbereitschaft
Der russische Vizeregierungschef Dmitri Rogosin sorgte mit Kritik an der Sängerin beim Kurznachrichtendienst Twitter für Wirbel. "Jede frühere B. sehnt sich im Alter danach, allen Lektionen in Moral zu erteilen. Besonders während Tourneen und Gastspielen im Ausland", schrieb Rogosin. B. steht Medien zufolge für "Bljad", also Schlampe oder Hure.
Vor der Erlöserkathedrale in Moskau hatten erzkonservative Christen ein Foto von Madonna angezündet. "Wir sind gegen Sünde", erklärte der Chef der Vereinigung orthodoxer Kirchenfahnenträger, Leonid Simonowitsch-Nikschitsch, der Agentur Interfax. Das Generalkonsulat der USA in St. Petersburg gab auf seiner Internetseite wegen möglicher gewaltsamer Proteste von Madonna-Gegnern eine Sicherheitswarnung heraus. Die russische Polizei sei mit 350 Mann im Einsatz, hieß es in russischen Medien
Quelle: ntv.de, dpa