König statt Ringo Stavanger feiert
13.01.2008, 11:44 UhrKönigliche Worte, Karnevalsstimmung und ein gewaltiges Feuerwerk: So präsentierte sich das norwegische Stavanger als zweite Kulturhauptstadt Europas neben Liverpool. Auf große Namen prominenter Künstler allerdings mussten die Norweger verzichten. Der 70-jährige König Harald V. rief bei der Eröffnungszeremonie in der eher kleinen Metropole für die Öl- und Gasförderung aus der Nordsee aus: "Es ist erlaubt, große Gedanken zu fassen und damit Grenzen zu sprengen." Danach gingen mehr als 50.000 Menschen auf die Straße und verbreiteten bei ungewöhnlich mildem Januar-Wetter Karnevalsstimmung.
Während das fast viermal so große Liverpool ein Feuerwerk großer Namen mit Ex-Beatle Ringo Starr an der Spitze anbieten konnte, wurden die 117.000 Bürger Stavanger in ihrer Hafenstadt für eher namenlose Künstler mit einem echten französischen Feuerwerk entschädigt. 1,7 Tonnen Sprengstoff feuerten aus Paris angeheuerte Spezialisten in sieben Minuten bei einem der größten Feuerwerke ab, die Norwegen je erlebt hat.
Dabei allerdings verpulverten die Veranstalter auch schon einen nicht unbedeutenden Teil ihres mit 300 Millionen Kronen (37 Millionen Euro) eher bescheidenden Gesamtbudgets für die Kulturhauptstadt. Für den Eröffnungstag wurden allein 15 Millionen Kronen ausgegeben, unter anderem für einen Fest-Umzug aller Gemeinden aus dem Bezirk Rogaland rund um Stavanger.
Man war skeptisch
Unter dem Motto "Offener Hafen" haben die Norweger bei 120 Veranstaltungen statt großer Namen vor allem auf Breite und regionale Verankerung gesetzt. Als Vorzeigeprojekt gelten als "innovativ" angekündigte Künstlergruppen, die nun jeweils über längere Zeit in Stavanger arbeiten sollen. Zu ihnen gehört die israelische Tanzgruppe Inbal Pinto Dance.
Die norwegischen Organisatoren hatten vor der Eröffnung lange mit mangelnden Geldern sowie erheblicher Skepsis in der Bevölkerung zu kämpfen. Die Einwohner der Stadt mussten erst vom Nutzen des Kulturhauptstadt-Titels überzeugt werden. Auch König Harald und Königin Sonja sagten ihre Teilnahme an der Eröffnung erst nach langem Zögern zu. Als der Monarch von der Zeitung "Aftenposten" gefragt wurde, ob er an weiteren Veranstaltungen teilnehmen wolle, sagte er: "Das kann man nicht ausschließen." Auch die Regenten-Gattin wollte sich nicht festlegen: "Wir müssen mal das Programm studieren."
Von Thomas Borchert, dpa
Quelle: ntv.de