"Ohne einen fairen Preis" Branchenriese Universal will Tiktok die Musik streichen
31.01.2024, 09:33 Uhr Artikel anhören
Universal will von Tiktok eine angemessene Vergütung für die Verwendung der Musik seiner Künstler in den Videos. Dazu zählen auch die Lieder von Superstar Taylor Swift.
(Foto: AP)
Universal ist die Heimat von Musikstars wie Taylor Swift, Lady Gaga und Harry Styles. Der Musikkonzern liefert sich mit der Social-Media-Plattform Tiktok einen offenen Schlagabtausch. Das Label will mehr Geld für seine Künstler herausschlagen und sie vor KI schützen. Tiktok spricht von "Gier".
Musik von Künstlern wie Taylor Swift oder Lady Gaga könnte ab Donnerstag aus der Video-App Tiktok verschwinden. Der US-Musikriese Universal hat angekündigt, Songs seiner Künstler von der Onlineplattform entfernen zu lassen. Die Universal Music Group erklärte am Dienstag, beide Seiten hätten sich vor dem Auslaufen der bisherigen Vereinbarung am Mittwoch nicht auf einen neuen Vertrag geeinigt. Mit dem Ende der derzeitigen Vereinbarung werde Universal keine Inhalte mehr für die Video-Plattform lizenzieren.
In einem offenen Brief erhob Universal schwere Vorwürfe gegen Tiktok. Der Erfolg des Unternehmens als einer der größten Online-Plattformen der Welt fuße "zum großen Teil auf der Musik, die von unseren Künstlern und Songwritern erschaffen wurde", erklärte Universal. "Tiktok will ein auf Musik basierendes Geschäftsmodell aufbauen, ohne einen fairen Preis für die Musik zu zahlen."
So wolle Tiktok Künstlern nur einen "Bruchteil" dessen zahlen, was andere vergleichbare Online-Plattformen zahlen würden, erklärte der Musikkonzern, der Künstler wie Taylor Swift, Bad Bunny, Sting, The Weeknd, Drake, Billie Eilish und Harry Styles unter Vertrag hat. So stehe Tiktok trotz des massiven Wachstums der Plattform nur für rund ein Prozent der Einnahmen von Universal.
Tiktok habe im Verlauf der Verhandlungen gar versucht, Universal "einzuschüchtern" und in einen Deal zu drängen, der weniger wert sei als der bisherige Vertrag, erklärte der Musikkonzern. So habe Tiktok "selektiv" Stücke von noch wenig bekannten Universal-Musikern entfernt.
Fronten sind verhärtet
Tiktok wies die Vorwürfe in einer Erklärung als "falsch" zurück. Es sei "traurig und enttäuschend, dass die Universal Music Group ihre eigene Gier über die Interessen ihrer Künstler gestellt" habe, erklärte die Plattform. Universal verzichte auf die "kräftige Unterstützung einer Plattform mit deutlich mehr als einer Milliarde Nutzer", die es erlaube, kostenlos Werbung für Musiker und neue Talente bekannt zu machen.
Musikkonzerne erhalten Geld von Streaming-Anbietern und Online-Plattformen für abgespielte Songs. Bei den Verhandlungen für eine Verlängerung des Ende Januar auslaufenden Vertrages zwischen Universal und Tiktok ging es laut dem Musikriesen um drei Themen: "Eine angemessene Vergütung unserer Künstler und Songwriter, einen Schutz menschlicher Künstler vor den schädlichen Effekten von Künstlicher Intelligenz und Online-Sicherheit für Tiktok-Nutzer."
Universal Music kritisiert, dass Tiktok kaum gegen Piraterie vorgehe und ein ineffizientes Verfahren dafür habe, problematische Inhalte wie gefälschte pornografische Bilder von Künstlern zu entfernen. Von Universal-Star Taylor Swift waren gerade erst vergangene Woche solche Bilder in Umlauf gebracht worden. Für Tiktok könnte der Ausstieg von Universal Music ein erheblicher Schlag sein: Sehr viele Videos auf der Plattform haben musikalische Begleitung und der Konzern hat viele der populärsten Musiker der Welt unter Vertrag. Universal hatte im Februar 2021 eine Vereinbarung mit Tiktok getroffen, die es den Nutzern erlaubt, Clips aus dem Musikkatalog von UMG in ihre Videos einzubinden.
Firmensitz in der Karibik
Universal Music räumte ein, dass der Schritt Konsequenzen für die eigenen Musiker haben werde. Man habe jedoch die Verantwortung, für faire Konditionen für sie zu kämpfen. Tiktok hat mehr als eine Milliarde Nutzer und ist die einzige auch im Westen erfolgreiche Online-Plattform, die nicht aus den USA stammt. Der Kurzvideodienst gehört zum aus China stammenden Bytedance-Konzern.
Die Firma betont aber stets, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens. Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Der Firmensitz liege auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa/rts