Halbfinale bei "Let's Dance" "The Dance-Chico is back"
24.05.2014, 04:39 Uhr
Voller Hingabe ein letzter Tanz: Motsi Mabuse verabschiedet sich vom Profi-Sport.
(Foto: dpa)
Gefühlschaos auf dem Parkett: Der eine weint vor Glück, der andere vor Freude, wieder ein anderer weiß gar nicht, warum er überhaupt weint. Das Highlight des Abends liefern aber nicht die Kandidaten.
Die Travolta-Tanzhalle in Köln wollte im ersten Drittel der beliebten Freitagabendshow einfach nicht so richtig beben. Und das lag nicht an verhoppelten Tänzen oder vergessenen Schritten, nein, das lag schlicht an den Kandidaten selbst. Es ist verständlich, dass jeder der drei übriggebliebenen Promi-Tänzer es nun auch ins Finale schaffen möchte. Schließlich ist der Weg dorthin nur noch wenige Tanzschritte entfernt, der Sieg zum Greifen nah. Und natürlich liegen da die Nerven blank, denn wer fliegt schon gern so kurz vorm Ziel raus?
Ein schwerer Weg war es bis hierhin, man hat gekämpft, ist nach dem Training mit blauen Flecken ins Bett gekrochen und morgens mit Muskelkater erwacht. Doch die Verbissenheit auf den Sieg stand den Kandidaten noch nie so sehr ins Gesicht geschrieben wie in dieser Staffel. Leider geht damit auch ein großes Stückchen Sympathie flöten. Denn als Zuschauer fragte man sich gelegentlich: Wieso kann sich die Carmen denn nicht freuen, dass sie überhaupt so weit gekommen ist? Wenn man mal ehrlich ist, waren doch Lilly Becker und Larissa Marolt um Längen die besseren Tänzerinnen. Denn darum soll es doch in dieser Show gehen: ums Tanzen.
Untenrum zu wenig – oben Brinki-Brinki-Style
Carmen - Kodderschnauze - Geiss muss man zu Gute halten, dass sie erkannt hat, dass sie "das kleinste Glied" in der Gruppe ist. "Aus mir wird in diesem Leben keine Profitänzerin mehr". Mit ehrlichen Geständnissen wie diesen punktet die Millionärsgattin, unsympathisch wirkt sie hingegen mit Sprüchen wie: "Die Meinung des Herrn Llambi ist mir scheißegal." Carmen sagt eben frei Schnauze, was ihr "durch die Rübe geht". Die Ziele für ihren Eröffnungstanz, eine Samba zu "Whenever, Wherever" von Shakira steckte sie hoch. So kam sogar die Relativitätstheorie zum Einsatz, die man laut Carmen daran erkennen kann, dass sie immer "relativ gut getanzt hat".
Und obwohl Tanzpartner Christian ihr "ganz viel das Blut in die Venen pumpte", hat Carmen gleich mal ein paar Schrittfolgen vergeigt. Jorge sah bei der Kölner Shakira folglich auch zu viele Samba-Kombinationen und Llambi fand, dass mit Carmens Samba-Performance sogar Bernhard Brink zurück aufs Parkett gekommen war: "In den Passagen zu wenig Rhythmus, unten rum einfach zu viel tote Hose". Auch beim zweiten Tanz, einem Contemporary zu "Wicked Game" von Chris Isaak, konnte die Blondine nicht wirklich überzeugen. Obwohl sie das eine oder andere spärliche Jury-Lob einheimste, holte sie spätestens jetzt mit ihrem Versprechen, sich noch mehr zu bewegen, niemandem mehr hinterm Ofen hervor.
Hotter than hot - Die "roughe" Tanja
"Let's Dance"-Kandidatin Tanja Szewczenko tanzte mit ihrem Tanzpartner Willi einen ziemlich "gewalttätigen" Tango zu "Too Close" von Alex Clare. So sah es dann auch die Jury und moserte, dass der Tango "viel zu Karate-mäßig" ausgesehen habe. Der Funke wollte nicht überspringen. Die Jury fand ihre Darbietung zwar ganz "fetzig und cool", aber auch leidenschaftslos und "unheimlich rough". Den Tango, den eigentlich die Ruhe ausmacht, konnte auch Motsi nicht sehen. Llambi resümierte: "Es war einfach ein Tick zu viel aneinander Rummachen."
Beim zweiten Tanz, einem Paso Doble zu "Frozen" von Madonna, konnte die Eiskunstläuferin aber wieder überzeugen und erntete für ihre "halbfinalwürdige, tolle Darbietung", deren Ende ein bisschen an eine Zaubershow erinnerte, bei der die Assistentin des Magiers erst in der Luft schwebt und dann zersägt wird, erneut Standing Ovations.
Nicht witziger, sondern über die Staffel hinweg immer ermüdender, wurden die Einspieler. Verständlich, denn die Kandidaten müssen mit ihren Kräften haushalten. Doch wer will wissen, dass Tanjas gesamte Familie "voll und ganz hinter ihr steht"? "Let's Dance" ist eine Familienshow. Einen solchen Satz erwartet man doch eher von einem Porno-Starlet, das zum ersten Mal auf der Venus arbeitet, und deren Mutti und Omi darüber endlich Bescheid wissen.
Der Matador-Blick von Macho Alex
"Let's Dance"-Kandidat Alex, der immer gleich denkt, die Welt geht unter, wenn er vom Publikum mal keine Standing Ovations bekommt, war auch in dieser Show extrem angespannt. Das komme daher, dass er, wie er selbst sagte, nun so langsam den Überblick zwischen "Ferse, Ballen, Ballen, Ferse" verliere. Chaos also in Alex' Kopf, das er aber pünktlich zum Halbfinale sortieren konnte.
Beim langsamen Walzer zu Lenny Kravitz' "Stand By My Woman" schwebten Alex und Isabel übers Parkett und rissen das Publikum von den Stühlen. Jorge spricht aus, was viele denken: "Der Dance-Chico is back!" Oder um es mit den Worten von Motsi zu sagen: "Bääämmm Booombeeee".
Wer nun denkt, nach einem solchen Kracher kann man unmöglich noch eine Schippe drauflegen, irrt. Denn als Alex und Isabel einen Paso Doble tanzten, wurde die Luft im Saal kochend heiß. Die beiden bewegten sich nahezu perfekt und rockten vermutlich halb Köln-Ossendorf. Der Tanz machte Juror Jorge so heiß, dass er bei den erneuten Standing Ovations sicherheitshalber sitzen blieb. Bevor er überhaupt etwas sagen konnte, brauchte er erst einmal einen Schluck Wasser. "Der intensive Matador-Blick von Macho Alex" sorgte bei Jorge für erhöhten Pulsschlag. "Was ich mit meinen plumpen Anmachversuchen seit Monaten nicht geschafft habe, das schafft Alex mit einem einzigen intensiven Blick", gab sich Moderator Hartwich geschlagen.
Die Jury ist außer sich über den Mann, der sich mit freiem Oberkörper so lasziv bewegt, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes gemacht, als die Leute mit seinen heißen Moves komplett wuschig zu machen. Hartwich ergänzt daraufhin, dass er "vor diesen schmutzigen Menschen bitte in Sicherheit gebracht werden möchte".
Dance Off und Tanz-Göttin Motsi
Für das emotionale Highlight des Abends sorgte jedoch ein Jury-Mitglied: Die mehrfache deutsche Tanzmeisterin Motsi Mabuse. Mit einer ergreifenden Performance verabschiedete sich die Südafrikanerin nach mehr als 20 Jahren mit ihrem langjährigen Tanzpartner als aktive Tänzerin vom Profi-Sport. Motsi tanzte zum Song "Immortal" von Evanascene - so leidenschaftlich, so ausdrucksstark und voller Hingabe, dass man sich als Zuschauer zusammenreißen musste, um nicht in Tränen aufgelöst vor der Glotze zu sitzen. Denn auch die preisgekrönte Tanz-Göttin konnte ihre Gefühle nicht zurückhalten, Krokodilstränen kullerten ihr am Ende übers Gesicht.
Da rückte fast das Abstimmungsergebnis in den Hintergrund: Für den sympathischen Tanzschlumpf Carmen hat es am Ende nicht gereicht. Tanja Szewczenko und Alexander Klaws kämpfen in der kommenden Woche im großen "Let's Dance"-Finale um den Titel "Dancing Star" 2014.
Quelle: ntv.de