Populärer Vollblut-Komödiant Willy Millowitsch wäre 100
08.01.2009, 12:08 UhrEigentlich wollte er Ingenieurwissenschaften studieren, doch das Theater rief, Fernsehen und Kino lockten - und er wurde zu einem der beliebtesten deutschen Volksschauspieler. Ein Millionen-Publikum lag Willy Millowitsch zu Füßen, der am 8. Januar vor hundert Jahren geboren wurde. Seine TV-Spitzen-Einschaltquote von 88 Prozent blieb Rekord. Millowitsch war auch als Stimmungssänger erfolgreich, galt als Inbegriff des rheinischen Humors und lieferte dem Kölner Karneval zahlreiche Hits. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang führte der Vollblut-Schauspieler das Kölner Millowitsch-Theater, aus dem 1953 erstmals ein Bühnenstück live im deutschen Fernsehen übertragen wurde.
Am 20. September 1999 starb Millowitsch 90-jährig, doch Fans wie Dagmar und Manfred Sontag schreiben noch heute in sein Gedenkbuch: "In unserer Erinnerung wirst Du ewig leben." Sein Sohn Peter Millowitsch, der 1996 die Leitung des Familientheaters übernahm und selbst fast täglich auf der Bühne steht, glaubt: "Der Willy ist noch immer mit dabei, das gilt für Theater, Volksmusik oder den Karneval."
Kein Erfolg mit ernsten Rollen
Komödie, Lustspiel, Klamauk und derbe Späße waren Millowitschs Domäne. Als sein Militärschwank "Der Etappenhase" im Oktober 1953 live im TV ausgestrahlt wurde, kritisierte der damalige WDR-Chef Adolf Grimme - nach ihm ist einer der renommiertesten Fernsehpreise benannt - den seichten Inhalt. Das Publikum war trotzdem begeistert, für Millowitsch bedeutete es den Durchbruch. Mehr als hundert TV-Übertragungen aus seinem Volkstheater folgten - manche waren "Straßenfeger". Bei einem Schwank schalteten 88 Prozent ein.
Millowitsch wirkte in vielen Filmproduktionen mit, für Fernsehen und Kino. Dabei stand er auch mit Romy Schneider, Peter Alexander, Harald Juhnke oder Liselotte Pulver vor der Kamera. Das Publikum mochte ihn in Musikfilmen, Verwechslungs- und Heimatkomödien. In ernsten Rollen wie im "Hamlet" kam Millowitsch dagegen nicht an. In der TV-Serie "Klefisch" spielte er noch mit 80 Jahren einen Kommissar a.D. im WDR und erfüllte sich damit einen Lebenstraum.
Stücke zu Schunkeln
Millowitsch stammte aus einer Schauspielerdynastie, stand selbst schon als Knirps auf der Bühne, ohne je eine Schauspielschule von innen gesehen zu haben. Auch einen Schulabschluss hatte Willy nicht gemacht. Eigentlich habe er nie etwas richtiges gelernt, sagte der Darsteller einst über sich selbst. Bundesverdienstkreuz, den "Bambi" und ein eigenes Denkmal in der Kölner Innenstadt (1992) erhielt er trotzdem. Millowitsch sang auch - vor allem Stücke zum Schunkeln und Feiern im Karneval wie "Schnaps, das war sein letztes Wort", "Wir sind alle kleine Sünderlein" oder "Kölsche Jung". Er brachte es auf rund 30 Schallplatten-Produktionen.
Wegen eines Hüftleidens trat Millowitsch 1995 von der Bühne ab, ein Jahr später stand er zum letzten Mal vor der Kamera. Zu seinem 90. Geburtstag wurde eine große Feier für den Kölner Ehrenbürger ausgerichtet. Als er Monate später starb, nahmen Hunderttausende Anteil, verfolgten die Trauerfeierlichkeiten in der Stadt oder an den Fernsehschirmen. Nach seinem Tod wurde ein zentraler Platz im Herzen Kölns nach ihm benannt.
Kölner Wahrzeichen
"Das besondere an ihm war seine Offenheit und die Art, wie er auf die Menschen zu gegangen ist", erinnert sich Peter Millowitsch (59). Bühne und Beruf seien dem Vater allerdings wichtiger gewesen als die Familie, es habe Meinungsverschiedenheiten und Querelen gegeben, hatten die vier Millowitsch-Kinder durchblicken lassen. "Aber mit Abstand sieht man die Dinge klarer, warum er so war wie er nun mal war", erklärt Sohn Peter. TV-Schauspielerin Mariele Millowitsch, eine von drei Töchtern, verriet jüngst in der ARD bei "Beckmann", ihr Vater habe "massive Versagensangst" gehabt, diese aber immer gut kaschieren können. Seine Frau Gerda, mit der er seit 1946 verheiratet war, starb 2004.
Zum 100. Geburtstag lädt die Stadt zu einer Gedenkfeier, am Grab des Kölner Ehrenbürgers werden Kränze niedergelegt - und das Millowitsch-Theater hält eine Überraschung für seine Gäste bereit. "Theater zu machen, war schon immer schwer, auch zu Willys Zeiten", klagt Peter Millowitsch. Nach ihm werde das Traditionshaus wohl keine Zukunft mehr haben, glaubt der Theaterchef. Der Name Willy Millowitsch werde aber unvergessen bleiben: "Die Fan-Schar ist noch da, sie wird natürlich kleiner - Willy ist ja nicht mehr so fernsehpräsent. Und die, die ihn auf der Bühne gesehen haben, werden älter und weniger. Aber Willy ist ein Kölner Wahrzeichen und wird es auch bleiben."
Quelle: ntv.de, Yuriko Wahl, dpa