Zapp Maier - die WM-TV-Kolumne Ze Germans - we love them!
24.06.2014, 11:16 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn die eigenen Jungs rausgeflogen sind, muss man sich eben andere Mannschaften aussuchen, die man unterstützt. Und so schauen die Engländer nun mit freundlichem Auge auf das deutsche Team - es hilft, dass sich dort gleich vier Premier-League-Spieler wiederfinden.
Als englischer Fußballfan ist man Kummer gewöhnt, aber dass die eigene Mannschaft schon so früh bei einer WM raus ist, schmerzt doch. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt, der Trainer bleibt, es wird einen Umbruch geben und man hofft, dass die Herren gegen Costa Rica einen halbwegs guten Abgang hinbekommen.

Özil, Poldi und "The BFG" Mertesacker - zusammen mit André Schürrle haben die drei deutschen Arsenal-Spieler bei englischen Fans Wiedererkennungswert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nun muss man sich ein anderes Team aussuchen, das man in Zukunft unterstützt. Und da bieten sich "ze Germans" doch wunderbar an. Klar, die Niederlande, Chile und Frankreich sind nach der Vorrunde Favoriten, aber irgendwie liegen die deutschen Spieler den Engländern näher am Herzen.
"The Machine"
Das Team wurde vor dem Spiel gegen Ghana in der BBC als "The Machine" vorgestellt. Moderator Gary Lineker staunte, dass sich die Nationalmannschaft bei der WM das Trainingslager selbst gebaut habe - wie effizient und tüchtig! Die Verantwortlichen der englischen Mannschaft würden erst gar nicht auf so eine Idee kommen. Und wenn die Deutschen wie im Spiel gegen Ghana fast straucheln, können sie zumindest die größte Katastrophe verhindern. Und wie machen sie das? Durch ein Tor von Klose.
Jener Stürmer, der bei seinen vier Weltmeisterschaften nun 15 Tore verbuchen kann, gerade mal zwei weniger als die gesamte englische Mannschaft in derselben Zeit, wie der britische Sender Sky in einer für seine Landsleute niederschmetternden Grafik zeigte. Klose wird eingewechselt und macht gleich das Tor - wieder ein Argument für die Effizienz der Deutschen.
Vor dem Spiel der Engländer gegen Uruguay wurden Auszüge aus der Begegnung der Deutschen gegen Portugal gezeigt - so könnte man ein Spiel weit über die Flügel ziehen, aber natürlich braucht man die entsprechenden Spieler, seufzen die britischen Experten. Als Klose und Schweinsteiger im Ghana-Spiel eingewechselt werden, heißt es von der Kommentatorenbank, dass nun die großen Jungs auf den Platz gelassen werden. Solche hätte man auch gerne im Team. Und dann schaffen sie auch noch den Ausgleich! Da wird man doch zum grünen Neidmonster!
Bei "Özil" klappt es mit dem Umlaut
Und einen bewundern sie, obwohl der im Moment gar nicht so klasse agiert - Mesut Özil. Der Deutsche spielte in der Premier League nach einem Traumstart eine durchwachsene Saison bei Arsenal, aber in London weiß man, wenn er in Form ist, darf man sich auf Traumpässe freuen. Und, noch so ein Indikator für die Zuneigung - sie sprechen ihn richtig aus! Versuch' mal, einem Engländer die Umlaute beizubringen - ich spreche aus Erfahrung, der Gatte hat es nach fünf Jahren immer noch nicht drauf.
Aber hier, wo sie hartnäckig weiterhin Muuller zu Thomas Müller sagen oder Terry zu Thierry Henry, kommt den meisten ein Özil von den Lippen, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Zu dem Gelsenkirchener gesellen sich bei Arsenal noch the "Big Fucking German - BFG" Per Mertesacker und der Spaßmacher Lukas Podolski, allesamt von den Fans sehr verehrt. Wirft man noch Schürrle von Chelsea in den Ring, sind es schon vier Premier-League-Spieler, die sich im deutschen Team tummeln. Das macht die Umorientierung für die englischen Fans viel einfacher.
Jetzt darf es die deutsche Mannschaft gegen die USA bloß nicht versemmeln. Aber davon gehen wir mal nicht aus - ein Unentschieden oder, noch besser, ein Sieg muss doch drin sein. Die Deutschen spielen jetzt nicht nur für die heimischen Fans - sie müssen auch dafür sorgen, dass den Engländern ihr Weltbild in Sachen Fußball erhalten bleibt.
Quelle: ntv.de