Unterhaltung

"Ohhh, geil! Das machst du ganz super!" Aber doch nicht mit Zunge, lieber Bauer

Trecker fahren will gelernt sein: Thomas und Diana.

Trecker fahren will gelernt sein: Thomas und Diana.

Die Hofwoche hat gerade erst begonnen, da funkt es bei einigen Pärchen schon gewaltig. Mit anderen Worten: Bei "Bauer sucht Frau" wird bereits gegrabbelt, geküsst und eher ein- als zweideutig umeinander geworben.

Wie noch pflegte es Magnum stets zu sagen? Ich weiß, was Sie jetzt denken … Sie denken: "Bauer sucht Frau" ist schlimmer Schund. Voyeuristisch, zynisch und menschenverachtend. Trash-TV über und für die Unterschicht. Fremdschäm-Fernsehen für Menschen bar jeder Moral.

… und Sie haben recht. So jedenfalls vollendete der Privatdetektiv in den 80er-Jahren normalerweise seinen Satz. Doch die Zeiten ändern sich. Und hätten wir auch damals nie gewagt, Magnum zu widersprechen, so würden wir ihm heute ganz sicher entgegentreten: Gar nicht wahr! "Bauer sucht Frau" ist stattdessen die pure Philosophie. Anschaulich, mitfühlend und humanistisch. Eine Serien-Studie über und für die Menschen an sich. Ein, um es - schleudert den Purschen zu Poden - mit Monthy Python auszudrücken, Pildungs-Programm für die ganze Familie.

Schon vergessen? Martin und Jenny.

Schon vergessen? Martin und Jenny.

"Pauer" …, ähh ..., "Bauer sucht Frau" ist ein Lehrstück über die Vergänglichkeit, die Wiederkehr und die Einfachheit der Dinge. Wie? Das glauben Sie nicht? Sie wollen uns doch nicht etwa erzählen, dass Sie seit dem Ende der sechsten Staffel vergangenes Jahr noch einen einzigen Gedanken an den schüchternen Gemüsebauern Martin und seine "Malen nach Zahlen"-Freundin Jenny verschwendet hätten? Oder an den ehrlichen Schäfer Lämmes und seine Fleischerei-Fachverkäuferin Moni? Apropos Fleischerei-Fachverkäuferin: Eine eben solche ist auch Silvia, das Herzblatt des heiteren Ackerbauern Rolf in der aktuellen Staffel. Und wer da nicht auch Parallelen zwischen dem einsamen Niedersachsen Friedrich mit seiner resoluten Inge und unserem armen Tropf Willi mit der robusten Rosi 2010 erkennt, kann sich ja wohl mal gleich vom Acker machen.

Und die Einfachheit? Nun ja, zunächst einmal ist es die Einfachheit der Liebe. Man nehme ein paar ausgehungerte - nur in Liebesdingen, versteht sich, sonst würde der schwäbische Pfundskerl Thomas den Rahmen sprengen - Bauern und eine Handvoll nach Landluft dürstender Frauen. Schon, so scheint es, funkt es landauf landab. Und will es nicht gleich von Anfang an klappen, dann genügen schon ein paar ganz einfache Gesten, um Amors Bogen zu spannen - ein Frühstück mit Wurst aus Tupperdosen, ein Ausflug auf dem Trecker oder die Wahl des richtigen Schuhwerks zur rechten Zeit. Dass seine Auserwählte Iris zur Hofwoche ihre eigenen Gummistiefel mitgebracht hat, kann für Bauer Uwe aus Niedersachsen jedenfalls nur eins bedeuten - "dass sie mich überall hin begleiten will".

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Ja, fangen wir also mit Uwe und Iris an. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Angesichts ihrer nicht unbedingt alltäglichen gemeinsamen Leidenschaft, zum Frühstück Brötchen mit Ketchup zu verputzen, könnte da durchaus etwas gedeihen, dass so mancher Magenverstimmung standhält. Zumindest wenn Uwe früher oder später ihrem Rat, dass Käse und Senf zusammen "auch sehr gut" schmecken, noch folgt. Ein Schelm, wem da der Saumagen in den Sinn kommt - zumal Uwe ja der sanfte Schweinebauer ist. Davon, was das heißt, durfte sich Iris gleich einmal einen Eindruck verschaffen, als ihr der 41-Jährige im Stall eine Spraydose in die Hand drückte, damit sie mit dieser die Ferkel markiert. Tja, Malen nach Zahlen war gestern. Ab heute wird gesprüht.

Brötchen mit Ketchup - lecker! Uwe und Iris.

Brötchen mit Ketchup - lecker! Uwe und Iris.

Ordentlich sprühen, in Form von Funken, tut es allem Anschein nach auch im Schwabenländle bei unserem Pfundskerl Thomas. Seine Diana hat zwar nach eigenem Bekunden Angst vor großen Tieren, meint damit jedoch nicht ihn, sondern die Pferde auf der Koppel. Schweine dagegen, so lehrt uns Moderatorin Inka Bause, "mag die gelernte Fotolaborantin sehr". Noch mehr als über die Bekanntschaft mit dem Borstenvieh freut sich die blonde Oldenburgerin allerdings darüber, dass Thomas ihr einen "lang gehegten Wunsch" erfüllt: Trecker fahren. Dabei gehen die beiden das erste Mal so richtig auf Tuchfühlung. Als Thomas "Ohhh, geil" und "Das machst du ganz super" ausruft, gilt das dennoch nur Dianas Fahrstil. Und auch die Frage der Norddeutschen bei Rotwein und Salzgebäck am Abend, was er denn heute noch vorhabe, löst sich ganz unspektakulär auf. Am Ende gehen beide getrennt voneinander ins Bett. Und das, obwohl sie sich bei ihm "wie eine Prinzessin" fühlt. Aber letztlich ist es natürlich besser so. Schließlich wartet ja ein "weiterer schwerer Arbeitstag" auf die beiden.
 

Macho und Marotten

Schwerstarbeit muss im Gespann Rolf und Silvia bislang vor allem die Fleischerei-Fachverkäuferin leisten. Sie rückt dem Traktor ebenso mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe wie den Kartoffeln mit dem Schäler, während er gemütlich ein Kippchen raucht. Doch Rolf scheint es gewohnt zu sein, andere für sich arbeiten zu lassen. Schließlich hat er auch für die Sanierung seines schimmligen Badezimmers gleich "'nen Kumpel" im Visier. Silvia allerdings findet solche Macho-Allüren "ganz furchtbar" und stellt den verdutzten Ackerbauern zur Rede. Auf die Küchenarbeit angesprochen, antwortet der erst einmal wie jeder geistesgegenwärtige Mann: "Ich bin ganz offen und ehrlich, ich kann das nicht." Um dann, angesichts zwanzigjähriger weiblicher Abstinenz auf dem Hof, doch einzuknicken: "Ich muss auch erst mal wieder ein bisschen reinkommen, dass ich so 'ne Frau im Haus habe." Fazit: Es kriselt zwischen Rolf und Silvia schon am ersten Tag.

Es kriselt: Rolf und Silvia.

Es kriselt: Rolf und Silvia.

Bei Friedrich und Inge kann von Krise indes keine Rede sein. Der zurückhaltende Ostfriese und die - allem Lokalpatriotismus des Autors zum Trotz - nicht anders als vorlaute Fränkin zu bezeichnende 57-Jährige passen vielmehr von vornherein ungefähr so gut zusammen wie Tom und Jerry. Dass sie ihm zugesteht, nach so langer Zeit allein einige Marotten zu haben, ehrt sie nur auf den ersten Blick. Schließlich scheint die ebenfalls seit zehn Jahren auf Solopfaden wandelnde forsche Inge eine einzige Marotte auf zwei Beinen zu sein. Nichtsdestotrotz ist es natürlich dufte, dass sie und die Schweine sich gut verstehen, wie Friedrich feststellt. Und dass sie sich schließlich doch von der Maniküre losreißt, um den Rasen zu mähen. Aber auch Friedrich muss noch Einiges lernen. Etwa, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, eine versiffte Tischdecke einfach umzudrehen.

Beim Schuh des Manitu!

Umdrehen könnte auch das Stichwort für den fleißigen Pferdewirt Philipp sein. Schließlich ist er der erste schwule Landwirt in der Geschichte von "Bauer sucht Frau". An ihm und seinem Veit könnte sich mancher Hetero ein Beispiel nehmen, so wie es zwischen den beiden zu knistern scheint. Zahntechniker Veit ergibt sich offenbar nur allzu gern dem dominanten Charme seines Stallburschen und nimmt dabei auch in Kauf, von einer sabbernden Dogge geweckt und zum Kindermädchen für ein Minischwein namens "Plumba" degradiert zu werden. "Vielleicht musst du ja nicht mehr lange auf dem Sofa schlafen", macht der Ruhrpottler seinem auf die Couch ausgewichenen Herbergsvater im Sauerland Avancen, um sich beim Kuss des Rittmeisters während des gemeinsamen Ausflugs hoch zu Ross dann aber prüde zu geben: "Doch nicht mit Zunge!" Während das schwule Pärchen so um die Wette reitet, ertönt im Hintergrund die Titelmelodie von "Winnetouch". Ach nee, beim Schuh des Manitu, wir meinen natürlich "Winnetou".

Bereits jetzt zusammen fest im Sattel? Philipp (r.) und Veit.

Bereits jetzt zusammen fest im Sattel? Philipp (r.) und Veit.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. "Winnetou" kehrt quasi in Form von "Bauer sucht Frau" zurück. Und die alten Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker sind so einfach wie vergänglich. Doch verflixt, wie kriegen wir da jetzt noch Magnum und Monthy Python unter? Möglicherweise waren die Pferde, auf denen Philipp und Veit unterwegs waren, ja Zeus und Apollo?!? Und die beiden waren die Ritter der Kokosnuss?!? Ja, so könnte ein Schuh daraus werden. Vielleicht nicht der Schuh des Manitu. Aber - mit Blick auf "Bauer sucht Frau" - wenigstens ein Gummistiefel.

Quelle: ntv.de

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