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Jimi Hendrix Mehr als der "God"

Generationen von Musikern und Zuhörern stehen im Banne von Jimi Hendrix. Und ein vor vier Jahrzehnten entstandenes Album kann auch heute noch erstaunen und begeistern.

Jimi Hendrix' "Valleys Of Neptune" wurde neu aufgelegt.

Jimi Hendrix' "Valleys Of Neptune" wurde neu aufgelegt.

Dass Jimi Hendrix zu den besten und einflussreichsten Gitarristen des Rock and Roll zählt, bedarf eigentlich keines weiteren Beweises. Und doch gelingt es immer wieder, den geneigten Hörer mit Klangexperimenten in Erstaunen zu versetzen, die vor vier Jahrzehnten entstanden sind und bis heute ihresgleichen suchen.

Die Aufnahmen zu "Valleys Of Neptune" entstanden zwischen Februar und Mai 1969 zumeist im New Yorker Record Plant Studio und in den Londoner Olympic Studios. Dass sie bislang unveröffentlicht waren, versteht sich von selbst. Sicher: Es sind auch Titel dabei, die wir schon kannten. "Stone Free" beispielsweise entstand wie Hendrix’ größter Singlehit "Hey Joe" im Oktober 1966. Die hier vorliegende Aufnahme klingt rauer, ungeschliffener und vielleicht deshalb sympathischer. Das gilt auch für "Red House" und "Fire", Stücke, die 1967 auf der ersten LP "Are You Experienced?" erschienen waren. "Fire" erschien auch als Single, war aber als solche nicht sonderlich erfolgreich. Überhaupt: Das ist die Crux des 1942 als James Marshall Hendrix Geborenen: Zu Lebzeiten hatte er nur eine einzige Nummer 1 in den Singlecharts - "Voodoo Chile" im Vereinigten Königreich. Dazu eine einzige Nummer 1 in den LP-Charts - "Are You Experienced" in den Vereinigten Staaten. Doch er hatte es auf der E-Gitarre zu einer Meisterschaft gebracht, die andere erblassen lässt. Oder lassen müsste. Man höre sich die Instrumentalversion von "Sunshine Of Your Love" an, die Cream selig 1967 mit Eric Clapton an der Gitarre eingespielt hatte. Wenn Clapton "God" ist, wie manch einer meint, müsste das Wort für Hendrix noch erfunden werden. Highlight ist der Titelsong, unbestritten. Aber auch der Elmore James-Klassiker "Bleeding Heart" und die Eigenkompositionen "Ships Passing Through The Night", "Lullaby For The Summer" und "Hear My Train A Comin'" zeugen von der schier unbändigen Spielkraft des Meisters.

Kultureller Lückenschluss

Lobenswert, dass sich das Label entschlossen hat, vier weitere bedeutende Hendrix-Alben neu aufzulegen. So das bereits zitierte "Are You Experienced" (1967),"Electric Ladyland" (1968),"Axis: Bold As Love" (1967) und der unvollendeten Langspielplatte "First Rays Of The New Rising Sun"(1970). "Valleys Of Neptune" schließt gewissermaßen die - musikalische - Lücke zwischen "Ladyland" und "First Rays …".

Mit den vorliegenden Ausgaben wird eine kulturelle Lücke geschlossen, die an Wert auch deshalb gewinnt, weil jeder der vier bereits erschienen CDs eine DVD beigelegt ist, die über die Entstehung des Oeuvres Auskunft gibt. Da erfährt man, was Animals-Bassist Chas Chandler so anstellen musste, um die Plattenaufnahmen nicht als ständiges Jammen erscheinen zu lassen, und warum damals jeder die Platten des Anderen hörte, um ihm Tricks abzulauschen, die man selbst noch nicht drauf hatte. Erstaunlich, oder eigentlich nicht, dass der Beatles' "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band" immer wieder als Referenz diente.

Hendrix' Einfluss wirkt bis heute nach, Generationen von Musikern und Zuhörern stehen im Banne des Mannes aus Seattle. "Valleys Of Neptune" gelangte bis auf Platz 34 der deutschen Albumcharts und flog dann aus den "Hot 100". Die Scheibe hat - noch - Besseres verdient. Deshalb wird sie in der nächsten Woche wieder in die Hitparade kommen. Wetten, dass?

Quelle: ntv.de

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