Rebekka Bakken Morning Hours
19.10.2009, 16:38 UhrDa kommt so eine Frau daher. Eine wie Rebekka Bakken. Vorneweg angemerkt: Ein Gesicht wie ein Engel, die Stimme genauso, Musik zum Dahinschmelzen. Ein wunderbares Album.
Es gibt diese Momente, da wendet sich das Blatt. Zum Glück. Wieder. Man findet schließlich zu schnell Oberbegriffe, man ist zu voreingenommen und lässt sich schwer und schlecht korrigieren. So war das mit mir und Norwegen: Dunkel. A-ha (hören ja jetzt eh auf). Kalte, lange Winter (für andere nun wieder der Oberbegriff von Romantik), Elche (und dazu gehörige Tests) und das alles garniert mit der Mückenplage im Sommer, die ganz Skandinavien gern mal überfällt. Thank you, but no thank you.
Und dann kommt so eine Frau daher. So eine wie Rebekka Bakken. Vorneweg schonmal angemerkt: Cooler Name, zwei Mal K. Ein Gesicht wie ein Engel, die Stimme genauso, Musik zum Dahinschmelzen. Träumen. Warm. Da ist nichts mehr mit den oben erwähnten Vorurteilen. Weder kalt noch dunkel noch a-ha, sondern nur angenehm, geistreich, leicht. Und trotzdem hier und da der eine oder andere musiklische Höhenflug - was sicher auch an ihrer Drei-Oktaven-Stimme liegt, aber nicht nur.
Nun hat die sympathische junge Norwegerin ihr viertes Album herausgebracht und es ist wieder gut. Aber doch anders als ihre Vorgänger. Über drei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum hat die "norwegische Wunderstimme" (FAZ) gemeinsam mit Craig Street, der auch schon Norah Jones oder Lizz Wright produziert hat, ihr bisher persönlichstes Album aufgenommen. Es entstand in einer zum Studio umgebauten Kirche in der Nähe von Woodstock und erfüllt alle Versprechen, die ihre bisherigen Live-Shows je gegeben haben.
Nie klang die Sängerin überzeugender als auf den schönen, emotionalen und feinsinnig instrumentierten Songs von "Morning Hours". Bis auf eine Ausnahme stammen alle Lieder von ihr und es sind allesamt romantische "Ohrwürmer" im besten Wortsinn: Nach dem zweiten Hören kommen sie einem bereits vertraut vor und man kann mitsummen. Kenner behaupten, es sei bereits jetzt abzusehen, dass "Morning Hours" ein Klassiker des modernen Singer/ Songwriter-Genres werden wird.
Das liegt an ihrem Album, aber auch daran, dass Rebekka Bakken sicher die charismatischste unter den "neuen" skandinavischen Sängerinnen ist. Sie hat diese Mischung aus lyrischer Kraft und jugendlicher Unbekümmertheit, aus darstellerischem, theatralischem Talent und klarer Klassizität, die sie unverkennbar macht. Und sie hat es geschafft, sich von Anfang an mit hervorragenden Kollegen wie dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel zu umgeben.
Ganz gerade war ihr Weg zur Musik nicht. Da ihre Eltern sehr darauf bedacht waren, dass das Kind eine vernünftige Ausbildung macht, studierte Bakken zuerst Philosphie und Wirtschaft, brach das Studium dann aber ab, weil sie sich doch komplett der Musik widmen wollte. Ihr ganzes Leben hatte bisher mit Musik zu tun, sie war zunächst im kleineren Kreis mit norwegischen Volks- und Kirchenliedern zu hören. Als Teenagerin veränderte sich ihr musikalischer Geschmack und sie wandte sich dem Rhythm & Blues, Soul und der Rockmusik zu. Erste Bühnenerfahrungen machte sie mit einheimischen Schüler- und Studentencombos, allerdings wagte sie noch nicht, sich vollständig auf die Möglichkeiten ihrer Stimme zu verlassen.
Mit einer gesunden Mischung aus Naivität und Ehrgeiz begann sie jedoch, sich in die einheimische Musik- und vor allem Jazzszene einzubringen und lernte schnell Musiker kennen, die ihr Talent zu schätzen wussten und fortan mit ihr musizierten.
Zu ihrem neuen Album, das viele für ihr romantischstes halten, sagt sie: "Das habe ich zunächst gar nicht so bemerkt. Ich mag das Album vor allem deshalb, weil seine Songs so klingen, wie ich sie geschrieben habe. Nichts steht zwischen ihnen und mir, (...) ich fühlte mich mit ihnen sofort wohl."
Dem ist nichts hinzuzufügen - außer vielleicht, dass Rebekka Bakken nach der Veröffentlichung (23.10.) von "Morning Hours" vom 25.11. 2009 (Mainz) bis 13.02.2010 auf Tour geht und dabei sowohl Deutschland als auch die Schweiz und Österreich auf dem Plan hat.
Rebekka Bakken, "Morning Hours", Emarcy/ Universal Music Group
Quelle: ntv.de