"The Walking Dead" Die Zombies sind wieder da
12.05.2012, 09:55 Uhr
Die Zombies scheinen Morgenluft zu schnuppern: Filmplakat zu "Dawn of the Dead", dem Remake von 2004. (Alle Bilder aus dem besprochenen Band.)
(Foto: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG)
Leichenblass und blutverschmiert laufen sie durch Straßen und Einkaufszentren. Sie gieren nach Menschenfleisch. Die Zombies sind unter uns und es hat den Anschein, dass sie immer mehr werden. Schließlich feiern auch Serien wie "The Walking Dead" Erfolge. Ein Buch schildert nun die Geschichte der Zombies in Film, Comic und Computerspiel.

Das Pulpmagazin "Weird Tales" brachte 1926 eine Zombie-Geschichte.
(Foto: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG)
Dass Zombies eine Renaissance erleben ist eigentlich eine Dopplung. Denn die Wiederkehr ist ja gerade der Job der Untoten. Trotz dieser Feinheiten der Materie kommt man aber nicht umhin, festzustellen, dass sie wieder schwer im Kommen sind. So sieht man sie etwa immer wieder auf Paraden oder "Zombie Walks" umherziehen und hegt dabei die leise Hoffnung, dass es sich lediglich um Kostüme handelt. Vor allem aber erobern Zombies wieder zunehmend Comic, Film und TV.
Da wäre vor allem . Bereits die Comicserie von Robert Kirkman und Tony Moore (auf Deutsch bei Cross Cult, auch beim Gratis Comic Tag am 12. Mai erhältlich) war äußert erfolgreich. Sie handelt von einem US-Kleinstadtpolizisten, der sich nach einer verheerenden Virusepidemie einer Armee von Untoten gegenübersieht. Er kann sich einer kleinen Gruppe von Lebenden anschließen und diese nimmt den Kampf ums Überleben auf.
Die Untoten werden massentauglich
In den USA hat "The Walking Dead" bereits den Sprung auf die Fernsehbildschirme geschafft und nicht nur Kritiker begeistert, sondern auch Millionen Menschen gefesselt. Nun zieht RTL II nach und zeigt die erste, sechsteilige Staffel der Serie kompakt an diesem Wochenende. Dass es überhaupt soweit kommt, ist schon ein kleines Wunder, denn anders als die mitunter romantisch-süßlichen Vampire galten halb verweste Zombies bisher nicht gerade als massentauglich. Vielmehr waren sie in der Welt des Trash und der B-Movies zu Hause.

Plakat zu "The Gates of Hell" (deutscher Titel: "Ein Zombie hing am Glockenseil") von 1980. Der Film wurde mehrfach verboten und zensiert.
(Foto: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG)
Welch langen Weg die lebenden Toten in Film, Comic und Fernsehen hinter sich haben, untersucht ein Buch aus dem Knesebeck-Verlag. "Zombies - die illustrierte Geschichte der Untoten" verfolgt sie von ihren Ursprüngen im Voodoo-Kult auf Haiti bis zu den verschiedensten Interpretationen auf Leinwand und Papier. Autorin Jovanka Vuckovic setzt dabei nicht nur auf eine Vielzahl an Szenenbildern und Plakaten alter Zombie-Filme (die im Buch ruhig etwas größer hätten ausfallen können), sondern versucht auch, die Filme in den gesellschaftlichen und zeithistorischen Kontext zu setzen.
Zunächst behandelt sie in einem kurzen Abstecher den haitianischen Voodoo-Kult. Hier zeigt Vuckovic, dass das Bild lethargischer, ihres Denkens beraubter Zombies mit den Sklaven korrespondiert, die auf der Insel bis zur Erschöpfung ausgebeutet wurden. Über Bücher, die das Leben auf Haiti beschrieben, gelangte das Wissen über Zombies in die USA, die von 1915 bis 1934 die Insel besetzten. Hier freilich war nicht die Sklaverei die Ursache für das Auftreten der Untoten, sondern der heidnische Voodoo-Kult und die angeblich kannibalistischen Haitianer, die mit Zauberei andere Menschen zu ihren willenlosen Untertanen machten.
"White Zombie" und "The Mummy"

"Stolz und Vorurteil und Zombies" von 2009 ist eine sehr erfolgreiche Parodie des Romans von Jane Austen, geschrieben von Seth Grahame-Smith.
(Foto: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG)
Bald tauchten Zombies dann auch in der Pulp-Literatur auf, etwa in Horrorgeschichten in billigen Romanheften. Der Weg auf die Kinoleinwand war da nicht mehr weit, zumal Horror- und Monsterfilme damals äußerst populär waren. Es dauerte also nicht lange, bis Bela Lugosi und Boris Karloff, die beiden Stars des Genres, auch in Zombiefilmen wie "White Zombie" und "The Mummy" auftauchten. Mit Haiti hatte das aber immer weniger zu tun. Zunehmend übernahmen die Filme Elemente aus anderen Genres wie Krimi oder Science Fiction oder wurden in Komödien auch parodiert.
Streng chronologisch verfolgt Vuckovic den Werdegang der Zombiefilme seit den 30er Jahren. Einigen erfolgreichen Klassikern stehen dabei Unmengen an schlechten, nur für den Videomarkt produzierten B- und C-Filmen, miesen Plagiaten und Pseudo-Fortsetzungen gegenüber. Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Zumal das Genre immer wieder Tiefen erlebte.
Spätestens seit der Jahrtausendwende sind die Zombies allerdings aus der Populärkultur nicht mehr wegzudenken. Das gilt nicht nur für das Kino, wo sie (in oft entschärfter Form) selbst in Hollywood-Filmen immer wieder auftauchen. Auch in Computerspielen, in Hunderten Romanen und einer Vielzahl von Comics tauchen die Untoten auf. Es ist wohltuend, dass Vuckovic auch diese Bereiche nicht ausspart. Sie verweist sogar auf Bands wie The Misfits und White Zombie, die mit Horroelementen spielen und auf Michael Jacksons legendäres "Thriller"-Video. Und Vuckovic erklärt auch, was es mit dem Trend der "Zombie Walks" auf sich hat, die inzwischen etliche Städte heimsuchen.
Rassismus und Kalter Krieg

"Zombies" ist als Hardcover bei Knesebeck erschienen. Das Buch hat 176 Seiten und kostet 24,95 Euro (D).
(Foto: Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG)
Der große Pluspunkt ist jedoch, dass Vuckovic immer wieder auf zeithistorische Hintergründe verweist. So standen etwa in einigen Filmen der 40er Jahre schwarze Zombies ihren weißen Opfern gegenüber und spiegelten so den grassierenden Rassismus wieder. Der Kalte Krieg und die Ängste vor einer außerirdischen Invasion werden in den 50er und 60er Jahren thematisiert. Zudem entstehen die Zombies nicht mehr durch Voodoo-Zauber oder magische Tränke, sondern sie werden - dem Zeitgeist entsprechend - durch radioaktive Unfälle oder biologische Seuchen geschaffen.
Zudem verändern sich mit den Jahren auch Aussehen und Charakter der Untoten stark. Waren sie zunächst noch blasse Geister, wandelten sie sich in den 60er Jahren zu den heute bekannten halb verwesten, blutverschmierten Zombies, deren Gedärme heraushängen, die mit Bandagen ihre körperlichen Reste beieinander zu halten versuchen und blutrünstig auf der Jagd nach Menschenfleisch sind.
Stilprägend waren dabei die Filme von George A. Romero (der auch ein Vorwort zu dem Buch beisteuert), vor allem "Die Nacht der lebenden Toten" ("Night of the Living Dead") von 1968 und "Zombie" ("Dawn oft he Dead") ein Jahrzehnt später. Es ist dieses Zombie-Bild, dass heute auf den weltweiten Paraden und Zombie-Walks zu sehen ist.
"Zombies" von Jovanka Vuckovic ist ein gelungener Überblick über das Genre, das auch vor neuen Entwicklungen in Literatur und Internet nicht Halt macht. Hier und da freilich liest sich der Text etwas holprig, wird zu schnell zwischen Filmen, Themen und Namen gewechselt, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Das mag zwar dem umfänglichen Thema geschuldet sein, mehr Mut zur Lücke wäre aber ratsam gewesen.
Für Zombie-Neulinge ist das Buch trotzdem eine lohnende Lektüre, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das umfangreiche Detailwissen von Autorin Vuckovic dürfte aber auch altgedienten Horrorfans die eine oder andere Neuigkeit bescheren.
Quelle: ntv.de